Da wir uns spätestens seit #FridaysForFuture wieder daran gewöhnt haben, dass auf deutschen Straßen demonstriert wird, können wir ruhig mal kurz über die Begrifflichkeit „Demonstration“ sprechen. Es gibt — wie eben bei FFF — politische Demonstrationen, bei denen man für oder gegen eine Sache auf die Straße geht.
Eine Demonstration kann man aber auch anders verstehen, nämlich als — und da zitiere ich Wikipedia — „öffentliche Präsentation, um Funktionen eines Produkts vorzustellen, eine Fähigkeit zu veranschaulichen oder einen Sachverhalt aufzuzeigen„.
Diesen Punkt wollte ich kurz ansprechen, denn das, was der Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge schon wiederholt organisiert hat, ist im Grunde beides: Eine Demonstration für eine Sache, nämlich eben für die Legalisierung aller Elektrokleinstfahrzeuge und eine Demonstration der Technologie.
Dabei geht es meines Erachtens weniger um die Technik an sich, sondern mehr um die Tatsache, wie sicher man sich damit im Straßenverkehr bewegen kann. Genau so liefen die Demos in Deutschland bislang, über die wir zum Teil ja auch berichteten. Die Teilnehmer demonstrierten also nicht nur für die Sache, sondern waren dabei auf den verschiedensten Fahrzeugen unterwegs.
Jetzt steht aber am 12. Oktober eine Demo in Süddeutschland statt, bei der das erstmals anders sein wird: Wenn die Demonstranten sich in Stuttgart um elf Uhr auf den Weg machen, werden sie laufen müssen. In der Pressemitteilung erklärt der Bundesverband „Electric Empire“:
Die Demonstration findet am 12. Oktober 2019 um 11:00 Uhr statt und führt vom kleinen Schlossplatz bis zum Mailänderplatz. Die Demonstrationsstrecke muss GEHEND zurückgelegt werden. Erst am Zielpunkt dürfen die Besitzer ihre Elektrokleinstfahrzeuge auf einem abgesperrten Areal nutzen. Die Stadt Stuttgart sah sich außerstande eine fahrende Demonstration zuzulassen, obwohl eben diese schon in mehreren deutschen Städten vollkommen problemlos stattgefunden haben.
Lars Zemke, Vorsitzender Vorstand des Verbandes findet dazu deutliche Worte:
Mit der Stuttgarter Demo wird wieder einmal die ganze absurde Situation der Elektrokleinstfahrzeuge in Deutschland gezeigt. Man schimpft auf der einen Seite über die legalen Sharingmodelle im E-Tretrollerbereich, aber Nutzer, die schon jahrelang ihre Fahrzeuge sicher im Verkehr bewegen, werden kriminalisiert und dürfen am Ende des Tages nur hinter Gittern fahren. Wie Tiere im Zoo! Lars Zemke, Vorsitzender Vorstand Electric Empire - Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge e.V.
Wir regen uns derzeit aus gutem Grund über unsachgemäße Nutzung der E-Scooter auf. Gerade da wäre es meines Erachtens wichtig zu zeigen, dass es bei den E-Scootern mehr gibt als nur die Leih-Roller, die wir in den Städten überall sehen, dass die Scooter richtig genutzt einen deutlichen Mehrwert für die Mobilitätsstrategien der Städte darstellen und nicht zuletzt, dass es da eben auch deutlich mehr Fahrzeuge als nur die E-Scooter gibt. Die meisten anderen Fahrzeugtypen sind im Gegensatz zum E-Scooter nicht zulässig auf deutschen Straßen, was ihre Fahrer unnötig kriminalisiert.
Ich würde mir wünschen, dass man seitens der Städte künftig mit mehr Weitsicht agiert, was solche Demonstrationen angeht. Wir müssen akzeptieren, dass die Innenstädte der Zukunft anders befahren werden als die heutigen und Demonstrationen wie die am 12. Oktober in Stuttgart wären perfekt, um in der Bevölkerung für mehr Akzeptanz neuer Elektrokleinstfahrzeuge zu sorgen.