Irgendwie wusste man bei Google bzw. bei Alphabet, dass man das Thema Robotik vorantreiben muss. Ebenso wusste man aber irgendwie auch, dass das offenbar mit den Boston Dynamics-Robotern nicht realisierbar ist. Ich persönlich finde es gleichermaßen gruselig als auch beeindruckend, was die Maschinen von Boston Dynamics mittlerweile können. Alphabet dachte aber in eine andere Richtung und so veräußerte man die komplette Roboter-Klitsche wieder.
Selbstverständlich hat man aber weiter entwickelt und geforscht und jetzt lässt man sich auch in die Karten blicken, was das angeht: Everday Robots heißt das neue Projekt und man darf wohl behaupten, dass hier der Name Programm ist. Übersetzt heißt das so viel wie „Alltags-Roboter“ und dementsprechend flexibel einsetzbar sollen diese Maschinen auch sein.
Unter dem Dach der Moonshot-Division X — einst Google X — werkelt man an diesem Projekt und entfernt sich dabei von der Vorstellung, dass ein Roboter zwingend menschenähnlich gebaut werden muss. Während also die Roboter von Boston Dynamics zumindest zum Teil menschenähnlich konstruiert waren, steht bei den Everyday Robots die Funktionalität im Vordergrund.
So besitzt ein vorgestellter Roboter Räder und einen einzigen, beweglichen Arm nebst Kamera. Im Idealfall soll dieser Roboter damit nicht nur definierte Aufgaben ausführen, sondern möglichst selbst Tasks erlernen, ohne in einem straff programmierten Korsett zu stecken. Man verfolgt also einen ganz anderen Ansatz, bei dem nicht mehr Schritt für Schritt haarklein definiert wird, dass ein Roboter zum Beispiel einen bestimmten Gegenstand an Punkt A aufnimmt und ihn an Punkt B wieder abstellt.
Wenn wir einem Menschen sagen, dass er beispielsweise einen Schlüsselbund holen soll, dann erscheint uns dieser Prozess nicht sonderlich komplex. Aber ein Roboter muss erst mal wissen, wie so ein Schlüsselbund aussieht — und wo er ihn finden könnte. Noch davor muss er erst einmal ein Kommando verstehen können und einen entsprechenden Lösungsansatz entwickeln, zudem muss er durch die Wohnung navigieren können. Was für uns also ein Kinderspiel ist, bedeutet für einen Roboter das Zusammenspiel von vielen sehr unterschiedlichen Prozessen.
Genau in diese Richtung überlegt man bei Alphabets Robotern nun also, damit so eine smarte Maschine eben möglichst viele solcher Prozesse selbstständig lernen und ausführen kann, ohne dass man den Blechkameraden jedes mal explizit auf eine Funktion programmieren müsste. Bei Google/Alphabet gibt man zu, dass man hier noch ziemlich am Anfang der Entwicklung stehe. Dennoch könne man erste Erfolge deutlich erkennen.
So hat man Nacht für Nacht zehntausende virtuelle Roboter einen eigentlich simplen Task ausführen lassen: Sie sollten Müll sortieren. Anfangs taten sie das mit einer Fehlerquote von 20 Prozent. Ähnlich hoch ist die Quote beim Menschen übrigens auch. Die Roboter haben sich durchs Trainieren aber signifikant verbessern können und sind mittlerweile bei einer Fehlerquote von nur noch fünf Prozent angelangt.
Die Roboter liefern also a) ein besseres Ergebnis ab und b) beweisen zudem, dass es möglich ist, dass sich die Maschinen durch ausgiebiges Trainieren selbst optimieren können, ohne dass ein Mensch eingreifen muss.
Jetzt möchte man in den Google-Labors den nächsten Schritt machen und herausfinden, ob so ein Roboter das bei einer Aufgabe Gelernte eigenständig wieder bei einer anderen Aufgabe nutzen kann. Mag sein, dass das (noch) nicht machbar sein wird, aber man will es beim Projekt „Everyday Robot“ zumindest weiter probieren.
Wie gesagt mündet das noch lange nicht in ein finales Consumer-Produkt, aber zumindest glaubt man bei Google nun die richtige Stoßrichtung ausgemacht zu haben und wird emsig weiter in diese Richtung entwickeln. Klingt hochinteressant, wenn ihr mich fragt, wobei sich das Interesse meinerseits auch wieder mit einer gehörigen Portion Skepsis vermischt — wie immer, wenn es um künstliche Intelligenz und selbstlernende Roboter geht. Am Ende sollen jedenfalls Roboter für Jedermann stehen. Roboter, die uns im Haushalt bei jeder Menge Aufgaben unter die Arme greifen. Roboter, die nicht nur einen Prozess bewerkstelligen können und für einen weiteren neu programmiert werden müssen. Roboter, die zudem bezahlbar für Privatpersonen sein müssen. Warten wir mal ab, ob die Kalifornier das tatsächlich in den Griff bekommen.
Quelle: X the Moonshot Company via GWB