Erst vor wenigen Tagen haben wir über den Start eines neuen Ladenetzes in Deutschland berichtet – und die vielen unterschiedlichen Ladestandards und Anbieter kritisiert. Besitzer eines Elektroautos haben es oft nicht einfach, sie benötigen unzählige Karten von diversen Anbietern und müssen die komplexen Tarife häufig genau vergleichen. Im Ausland wird es dann noch komplexer. Es ist schwer, hier den Durchblick zu bewahren. Teile des Problems möchte jetzt zumindest die neue Initiative evRoaming4EU lösen.
Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts soll das Laden von Elektroautos europaweit einfacher werden. Dafür wird ein neues Protokoll geschaffen, es “soll die Akzeptanz für Elektromobilität steigern, das Laden von E-Autos erleichtern und die Verbraucher transparent über Ladestandorte und Ladepreise in Europa informieren”, so die Stromnetz Hamburg GmbH.
Zur Entwicklung des neuen Protokolls wurden 60 internationale und lokale Partner eingeladen. Das oberste Ziel: “jedem E-Auto-Fahrer die Möglichkeit zu bieten, an jeder Ladestation in der EU zu laden”. Das neue Protokoll hört auf den Namen “Open Charge Point Interface”, kurz OCPI, und dient zur Kooperation zwischen den Partnern.
Bei OCPI handelt es sich um eine Erweiterung des bereits bestehenden Open Charge Point Protocol (OCPP), es regelt aktuell die Kommunikation zwischen Ladesäule und dem Netzanbieter. Die beiden Protokolle werden für unterschiedliche Zwecke eingesetzt und sollen sich in Zukunft ergänzen.
„Eine leistungsfähige IT-seitige Vernetzung der verschiedenen Marktakteure ist die notwendige Grundlage für einen funktionierenden Markthochlauf im Bereich Elektromobilität. Für uns, als Betreiber der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für Hamburg, ist die Vorgabe klar. Jeder Nutzer sollte einen einfachen Zugang zur Elektromobilitäts-Infrastruktur erhalten. Die Verwendung des OCPI Protokolls wird die Komplexität reduzieren. Die Vernetzung ermöglicht auch attraktivere und transparentere Tarifmodelle. Wir freuen uns Teil eines sehr professionell geführten Projekts mit hochmotivierten Partnern und einer großen Zielharmonie zu sein“, so Christian Heine, Geschäftsführer von Stromnetz Hamburg weiter.
Aktuell ist die Situation an Ladesäulen schwierig und unübersichtlich. Viele Verbraucherverbände fordern hier eine Vereinheitlichung. EvRoaming4EU könnte hier eine mögliche Lösung sein – und das sogar über die Grenzen des eigenen Anbieters hinaus. Momentan gibt es viele unterschiedliche Voraussetzungen bei Ladesäulen – je nach Anbieter wird über eine RFID-Karte oder eine App abgerechnet. Die Preise sind oft intransparent, insofern fordern Verbraucherschützer mehr Informationen. Ladesäulen müssen die Kosten des Ladevorgangs künftig möglichst genau abschätzen und diese dem Kunden vorher präsentieren. Selbiges gilt für den zugrunde liegenden Tarif.
Einige Autohersteller versuchen hier bereits einen Ausweg zu finden, sie wollen (potenziellen) Kunden den Umgang vereinfachen. So bietet Audi eine eigene Ladekarte an, sie ermöglicht das Laden an fast 70.000 Ladesäulen – ebenfalls in ganz Europa. Das Angebot ist natürlich auch Stromnetz Hamburg bekannt. Diese geben an, dass OCPI Karten die ersten sein werden, die wirklich europaweites Laden an allen Ladesäulen zulassen.
Via Pressemeldung Stromnetz Hamburg GmbH