Scharfe Worte aus den USA Richtung China sind mittlerweile an der Tagesordnung. Dass diese von Eric Schmidt formuliert wird, ist allerdings eher ungewöhnlich. Vom Scharfmacher im Weißen Haus sind wir härtere Gangart gewohnt, die Tech-Unternehmen schlagen da meist versöhnliche Töne an. Jetzt hat sich der einstige Google-Chef Eric Schmidt aber ziemlich deutlich zu Wort gemeldet, sich über China generell geäußert, aber auch ganz explizit Kritik an Huawei formuliert.
Dazu muss man wissen, dass Eric Schmidt seit 2018 Vorsitzender des “Defence Innovation Boards” im Pentagon ist und nun aus einem etwas anderen Blickwinkel auf die Situation in China schaut — und das höchstwahrscheinlich auch mit anderen Einblicken. Gegenüber der BBC stellte Schmidt im Interview nüchtern fest, dass unbestreitbar Informationen von Huaweis Servern in den Händen der chinesischen Regierung gelandet wären.
Hier hätten wir es seiner Aussage nach mit einem belegbaren Fakt zu tun, äußert sich der einstige Google-Chef unmissverständlich. Die Frage wäre also nicht, ob Informationen von den Huawei-Servern bei der chinesischen Regierung gelandet wären, sondern wie das geschehen ist. Man weiß also noch nicht hundertprozentig, wie die Daten dorthin gelangen konnten.
Die US-Regierung hat sich bislang mit Beweisen diesbezüglich vornehm zurückgehalten, das Unternehmen Huawei hingegen hat stets eifrig dementiert, dass man mit der eigenen Regierung in irgendeiner irregulären Form zusammenarbeite. Weiter steht hier also Aussage gegen Aussage, solange das Pentagon keine tatsächlichen Beweise auf den Tisch legt.
Allerdings schlug Schmidt auch versöhnlichere Töne Richtung China an. Töne, die vor allem US-Präsident Trump nicht so sonderlich gut in den Kram passen dürften, lobt er dort doch die Innovationsfähigkeit der Chinesen. Lange hätte er an das Vorurteil geglaubt, dass dieses Volk im Wesentlichen talentiert darin wäre, anderer Unternehmen Technologien abzukupfern und nachzubauen. Längst hat er aber eingesehen, dass es einige technische Bereiche gäbe, in denen China den Ton angibt und nicht etwa US-Unternehmen.
Aus diesem Grund hält Schmidt auch den Bann gegen Huawei für Quatsch. Er geht davon aus, dass dieser weniger mit den Spionagevorwürfen zu tun habe und mehr damit, dass Huawei in Sachen Netzwerktechnik den US-Konkurrenten zu weit enteilt ist. Gehe es nach Schmidt (es ist übrigens schwierig, diesen Namen so oft zu schreiben, wenn man in diesen Tagen ständig “New Girl”-Folgen schaut), dann würde man auf den Bann verzichten und stattdessen versuchen, mit Innovation dagegen zu halten.
Es treffen ja nicht nur sehr unterschiedliche Märkte aufeinander mit China und dem Westen, sondern auch grundverschiedene Ansichten darüber, wie man Technologien vorantreiben will. In China ist der Bürger bereits jetzt sehr gläsern, diesen Weg möchte man im Westen so zweifellos nicht gehen. Daher wäre es jetzt wichtig, so Schmidt weiter, dass die westlichen Nationen und ihre Unternehmen hier an einem Strang ziehen und bei Themenfeldern KI durch die besseren Produkte China abhänge — und nicht durch Handelskriege. Der ehemalige Google-Chef findet, dass der mancherorts ausufernde Nationalismus für dieses Bestreben absolut kontraproduktiv ist — noch ein Seitenhieb Richtung Washington.
Huawei selbst hat natürlich so wie immer reagiert und abgestritten, dass man mit der chinesischen Regierung zusammenarbeite. Spannend sind die Aussagen von Eric Schmidt aber dennoch, denn zum einen spricht er klar an, dass Beweise vorliegen, die Huawei alt aussehen lassen würden, außerdem ist er bezüglich des Handelskrieges so ganz und gar nicht auf Linie mit der US-Regierung. Von der einen und/oder der anderen Seite wird es dazu also in nächster Zeit ganz sicher noch weitere Statements geben, das dürfte feststehen.
Quelle: BBC via Caschys Blog