Einzelheiten des Deals sind noch nicht genau bekannt. Facebook bestätigte die Übernahme von Scape jedoch bereits gegenüber Tech Crunch, die über den Deal als erste berichtet hatten. Die Tech-Newsseite spekuliert, dass die 70%-Übernahme wohl um die 40 Mio. US-Dollar gekostet haben dürfte. Vertreter von Venture-Capital-Firmen, die im Vorstand des Start-ups saßen, wurden bereits gegen zwei Führungskräfte von Facebook ausgetauscht.
Zwar kommentierte Facebook seine jüngsten Zukauf (noch) nicht ausführlich, aber es ist relativ eindeutig, dass Scape zugunsten des eigenen AR-Projektes aufgekauft wurde. Unter dem Projektnamen “Orion” entwickelt Facebook eine eigene AR-Brille. Schon 2013 wurde Oculus aufgekauft, das Start-up hatte mit der VR-Brille “Oculus Rift” viel Aufsehen erregt. Aus strategischer Sicht hat Facebook hier also aller Voraussicht nach eine kluge Entscheidung getroffen. Was Scape, laut eigenen Aussagen vorzuweisen hat, dürfte als spektakulär gelten.
Das britische Unternehmen hat einen „visuellen Positionierungsservice“ (VPS) entwickelt. Er basiert rein auf Bilddaten, die mit einer Kamera aufgenommen wurden. So entstand bzw. entsteht eine digital-visuelle Kopie der echten Welt, die auf einer Cloud zugänglich ist. Wer mit einem eigenen Kameragerät nun Anfragen gegenüber dieser Cloud stellt, kann durch den VPS in dieser digital kopierten Welt lokalisiert werden.
Laut Scape Mitgründer und CTO, Huub Heijnen, funktioniert dieser Service präziser als die gängige GPS-Positionierung. Angesichts der weltweiten Verwendung von GPS könnte Facebook hier also ein echter Schnapper gelungen sein.
Das erlaubt eine ganze Reihe von Anwendungen: Navigation, Touristenführung, AR-Spiele, Visualisierung von architektonischen Entwürfen und historischen Gebäuden. Auf einer größeren Bühne kam die Technologie auch schon zum Einsatz. Bei den Dallas Cowboys konnten Fans mit 5G-fähigen Handys eine Demonstration des AR-Services bestaunen.
Einen Haken hat die Sache aber. Selbst die US-amerikanische Seite Tech Crunch beklagt, dass es wieder einmal ein weiteres Beispiel dafür sein könnte, dass US-amerikanische Firmen vielversprechende Start-ups aus dem Vereinigten Königreich zu früh aufkaufen würde. Ein Kommentar, dem man sich angesichts dieser Liste von deutsche-startups.de auch in Hinsicht auf Europa generell nur anschließen kann.