Mark Zuckerberg hat es manchmal schon nicht leicht: Wieder und wieder erzählt er, dass er mit Facebook die Welt verbessern möchte und selbst gerne dazu beitragen will, dass die Menschen überall eine faire Chance auf ein ordentliches Leben erhalten. Nehmt Internet.org als einen Beleg dafür, mit welchem er die Möglichkeiten, die sich aus einem Internetzugang ergeben, in die Winkel der Welt tragen will, die damit bislang nicht so gesegnet sind.
Dennoch – und das meinte ich damit, dass er es nicht leicht habe – gibt es viel Kritik an Facebook, selbstverständlich auch berechtigte. Bei jeder neuen Funktion, jeder Firmenübernahme und auch sonst bei jeder mehr oder weniger passenden Gelegenheit gibt es reichlich Contra – nicht selten deswegen, weil Facebook unfassbar viel Daten ansammelt und wir alle nicht so recht wissen, was damit künftig geschieht.
Trotzdem beende ich fast jeden Artikel über die verschiedenen Projekte des Mark Zuckerberg damit, dass ich ihm das tatsächlich abnehme, dass er diesen Planeten ein bisschen lebenswerter machen möchte. Klar – Facebook ist ein Wirtschaftsunternehmen, welches wachsen möchte, welches Gewinne erwirtschaften möchte und sich insofern von anderen Unternehmen nur wenig unterscheidet.
Aber da ist noch viel mehr – etwas, was er vielleicht mit Leuten wie Bill Gates, den Google-Köpfen, einem Elon Musk oder anderen begnadeten Menschen der Tech-Welt gemeinsam hat: Diesen bestimmten Blick über den Tellerrand hinaus, Visionen, die über den nächsten Geschäftsbericht und den nächsten Kontoauszug hinausreichen, gepaart mit dem Erkennen der Chance, in einer privilegierten Situation zu sein, tatsächlich bewegende Dinge auf den Weg zu bringen.
Mark Zuckerberg will Aktien-Anteile im Wert von 45 Milliarden Dollar spenden
Zuckerberg hat beides: Die Weitsicht, Probleme zu erkennen, die uns weltweit beschäftigen und das nötige Kleingeld, um dagegen anzugehen. Genau das hat er heute in einem Brief kommuniziert, in welchem seine Frau Priscilla und er sich öffentlich an ihre neugeborene Tochter wenden. Dieser Brief ist sehr, sehr lang und dennoch bitte ich euch, ihn wenigstens einmal komplett zu lesen. Es geht darin um die Liebe zur Tochter, die die beiden ebenso überwältigt wie jedes andere Elternpaar, um den Wunsch, dass sie ein glückliches und zufriedenes Leben in Gesundheit und Frieden führen kann.
Er redet aber auch viel von der Verantwortung, die wir alle haben gegenüber unseren Kindern und gleichzeitig auch von der unfassbar großen Chance, was wir alles auf den Weg bringen können in den heutigen Zeiten.
Can our generation eliminate poverty and hunger? Can we provide everyone with basic healthcare? Can we build inclusive and welcoming communities? Can we nurture peaceful and understanding relationships between people of all nations? Can we truly empower everyone — women, children, underrepresented minorities, immigrants and the unconnected? If our generation makes the right investments, the answer to each of these questions can be yes — and hopefully within your lifetime. Mark Zuckerberg
Er spricht beispielsweise davon, dass die Medizin als Wissenschaft gerade einmal ein Jahrhundert auf dem Buckel hat und in dieser Zeitspanne viele Krankheiten komplett ausgerottet wurden oder zumindest mittlerweile in den Griff zu kriegen sind. Angesichts der technischen Möglichkeiten und dem bislang angehäuften Wissen dürfen wir darauf hoffen, dass weitere 100 Jahre genügen, alle anderen Krankheiten ebenfalls zu besiegen.
Vielleicht werden wir das hier alle nicht mehr mitbekommen und Zuckerberg selbst auch nicht mehr, aber es gibt eben für ihn keinen Grund, jetzt noch länger darauf zu warten, die Dinge in die Hand zu nehmen bzw. zumindest seinen Beitrag beizusteuern, damit wir diese Dinge – Welthunger, Krankheiten, Chancengleichheit – in den Griff bekommen.
Genau deshalb war es für seine Frau und ihn die einzige logische Konsequenz, den überwältigenden Anteil seiner Facebook-Aktien – er spricht von 99 Prozent seiner Anteile mit einem derzeitigen Gegenwert von 45 Milliarden Dollar – zu spenden und direkt in unser aller Zukunft zu investieren.
We will give 99% of our Facebook shares — currently about $45 billion — during our lives to advance this mission. We know this is a small contribution compared to all the resources and talents of those already working on these issues. But we want to do what we can, working alongside many others. Mark Zuckerberg
Vermutlich finden sich da jetzt auch wieder Menschen, die gleich diverse Haare in der Suppe finden oder die anmerken, dass selbst so eine vermeintlich große Summe nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, aber für uns Mobile Geeks, die wir gerade allesamt über diesen Brief stolperten und ziemlich erschlagen sind von der Ansage des Mark Zuckerberg, stellt sich gerade nicht die Frage nach einem Haken.
Hier versucht eine junge Familie, seiner Tochter das denkbar Beste mit auf den Weg zu geben und das ist eben nicht Geld allein und die daraus resultierenden Möglichkeiten im späteren Leben. Vielmehr will man mit diesem Berg Geld – ähnlich, wie es auch Bill Gates tut mit seiner Frau – Dinge auf den Weg bringen, die dazu führen, dass das Leben künftig eines ist, in welchem wir vielleicht keine Angst mehr vor Krebs haben müssen, in welchem jeder Mensch den Zugang zu Wissen und Bildung hat und – toi toi toi – in welchem vielleicht auch keine Menschenleben in sinnlosen Kriegen weggeworfen werden.
Wir ziehen hier in der Redaktion jedenfalls alle ehrfürchtig alles an Hüten, was wir auftreiben können – und gerade an Tagen wie diesem, der mich persönlich angesichts von diversen Kommentar-Abgründen, der Berichterstattung zur Klima-Konferenz und einigem mehr ziemlich geschlaucht hat, lässt mich der Facebook-Chef Zuckerberg doch wieder ein bisschen mehr an das Gute im Menschen glauben. Wir sind dummerweise alle keine Milliardäre, die es ihm finanziell gleichtun können – aber wir können uns seinen Brief zu Gemüte führen und schauen, was wir davon für uns übernehmen können für unseren Alltag. Ich glaub daran, dass die meisten von uns eben keine Arschlöcher sind und wenn sich jeder nur ein bisschen reinkniet, ein bisschen bemüht, ein bisschen mehr gibt oder verzichtet – dann bekommen wir den Karren auch gemeinsam aus dem Dreck gezogen, davon bin ich überzeugt.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Willkommen auf der Erde, Max Zuckerberg :)