Das Fairphone 2 ist schon ein bisschen betagt. Eigentlich sogar ein bisschen sehr — 2015 kam es in den Handel. Jetzt legen die Niederländer das Fairphone 3 nach und auch hier ist wieder der Name Programm. Die Konzeption hat sich gegenüber dem Vorgänger kaum verändert. Auch jetzt ist es wieder ein modulares Handset, bei dem ihr für relativ kleines Geld einzelne Komponenten wie das Display oder den Akku austauschen könnt. Zudem setzt man auch darauf, dass man bei möglichst vielen Materialien sicherstellt, dass sie fair abgebaut und verarbeitet wurden. In diesem Clip werden das Gerät und seine Vorzüge kurz angerissen.
Was Design und Specs angeht, müsst ihr euch aber — nach wie vor — davon verabschieden, dass es in einer ähnlichen Liga spielt wie die Top-Geräte von Apple, Samsung oder Huawei. Es ist ein wenig klobiger — was natürlich auch mit der modularen Bauweise zusammenhängt. Zudem bekommt ihr nicht die selben High-End-Komponenten, wie ihr sie bei der Konkurrenz findet.
Aber verstecken muss sich das Fairphone 3 damit aber dennoch nicht, denn der durchschnittliche Smartphone-Nutzer wird durchaus zufriedengestellt. Das 5,65 Zoll große Display bietet FullHD+-Auflösung im 18:9-Format, der Snapdragon 632 mit acht Kernen treibt den Hobel an, der euch zudem 4 GB RAM und 64 GB internen Speicher bietet.
Neben Slots für zwei SIM-Karten findet sich auch noch einer für eine microSD-Karte, so dass ich euch keine Gedanken machen müsst, dass der Speicherplatz vorschnell ausgeht. Der auswechselbare Akku bietet eine Kapazität von 3.000 mAh, außerdem ist hinten eine 12-MP-Cam sowie vorne ein 8-MP-Shooter an Bord. Auch NFC und einen Fingerabdrucksensor haben die Niederländer nicht vergessen, als Betriebssystem findet sich Android 9 Pie auf dem Fairphone 3.
Was kostet der Spaß? 450 Euro werden fällig für dieses tatsächlich ziemlich faire Fairphone 3. „Ziemlich“ erwähne ich deswegen, weil trotz aller Umsicht und Belegbarkeit der Quellen noch ein wenig Handlungsbedarf besteht. „Verantwortungsvoll und konfliktfrei gehandeltes Zinn und Wolfram, recyceltes Kupfer und Kunststoff sowie Fairtrade-Gold“ verspricht Fairphone schon jetzt, aber das sind natürlich noch längst nicht alle Materialien. Kobalt fehlt beispielsweise noch, aber auch da will man schnellstmöglich nachbessern und gewährleisten, dass man diesbezüglich auf bessere, sauberere Quellen zugreifen kann.
Weiter steht für den Fairphone-Gedanken, dass die Angestellten, die das Smartphone fertigen, vernünftig bezahlt werden und generell die Arbeitsbedingungen für das Personal ansprechend sind. Dadurch, dass einige Komponenten austauschbar sind, verspricht sich Fairphone natürlich, dass das Smartphone insgesamt deutlich länger genutzt werden kann als üblich und zudem spielt Recycling eine große Rolle im Fairphone-Konzept. All diese vier Säulen der Nachhaltigkeit könnt ihr auf dieser Seite nochmal explizit nachlesen.
Im Funktionsumfang ist übrigens auch ein Schraubendreher enthalten, der für die Reparaturen wertvolle Dienste leisten soll. Dafür verzichtet Fairphone (trotz 3,5 mm Audiobuchse) auf die Ohrhörer und auch Ladegerät und USB-Typ-C-Kabel ist nicht mit in der Box. Das hat weniger damit zu tun, dass die Niederländer geizig wären, sondern eher damit, dass sie davon ausgehen, dass die meisten ja eh noch ihr altes Headset und Ladegerät inklusive Kabel im Haus haben. Auch hier ist also die Device: Elektromüll verhindern.
Dafür packt Fairphone immerhin aber noch einen Bumper mit in die Box, allerdings dürfte der das Smartphone dann noch ein bisschen wuchtiger erscheinen lassen. Wirklich dramatisch schlimm finde ich das Design davon ab jetzt nicht, ehrlich gesagt. Immer unter der Prämisse, dass ihr dafür eben auch ein Smartphone in Händen haltet, welches deutlich nachhaltiger ist als der Rest am Markt.
Diese Nachhaltigkeit bezahlt ihr mit einem — für die technischen Daten — hohen Preis, denn qualitativ gleichwertige Gerätschaften bekommt ihr bei der Konkurrenz für 150-200 Euro weniger. Aber ob die Besitzer dieser Smartphones auch so gut schlafen können wie die Besitzer eines Fairphones? Das ist die Frage.
Insgesamt glaube ich, dass das Fairphone für viele Smartphone-Fans bislang zu sehr unterm Radar geflogen ist. Jetzt ist das Klima und der Umweltschutz überall prominent in den Medien und das Tag für Tag. Könnte sein, dass das dem Fairphone 3 in die Karten spielt und wer weiß: Vielleicht lassen sich ja auch die großen Konkurrenz-Marken davon anstecken und ändern ihre Philosophien ebenfalls. Man wird zumindest noch träumen dürfen, oder?
via heise.de