Sein Macher – der 19-jährige Stanford-Student Joshua Browder – spricht vom “Ersten Roboter-Anwalt der Welt”, dahinter verbirgt sich aber “lediglich” ein Chatbot: Die Rede ist vom Service DoNotPay, bei dem der Name tatsächlich Programm ist. Es handelt sich wie gesagt um einen Chatbot, der mithilfe eines Fragen-Katalogs im Dialog ermittelt, ob ihr vielleicht zu Unrecht ein Knöllchen für falsches Parken erhalten habt.
Laut Guardian scheint das äußerst gut zu funktionieren: Binnen 21 Monaten wurde der Service, den es bis dato für New York und London gibt, 250.000 mal beansprucht, über 160.000 mal konnte dabei ermittelt werden, dass die Strafe zu Unrecht erhoben wurde. Bedeutet in Zahlen, dass in diesen 160.000 Fällen insgesamt um die vier Millionen Dollar zurückerstattet werden mussten, die von den Städten zu Unrecht verlangt wurden. Das entspricht immerhin einer Erfolgsquote von 64 Prozent!
Browder selbst kam auf die Idee, diesen Chatbot zu entwickeln, nachdem er selbst in London über 30 Tickets für Falschparken kassieren musste. Er geht dabei davon aus, dass Autofahrer oftmals nicht wirklich gegen Verkehrsrecht verstoßen, sondern einfach nur Opfer einer Gemeinde werden, für die diese Knöllchen eine schöne Einnahmequelle darstellen.
I think the people getting parking tickets are the most vulnerable in society. These people aren’t looking to break the law. I think they’re being exploited as a revenue source by the local government Joshua Browder
Als Nächstes will Browder sein Projekt auch in weiteren Städten anbieten, wobei Seattle als nächstes auf London und New York folgen soll. Zudem überlegt er, diesen KI-Anwalt so zu modifizieren, dass er sich auch um Rückerstattungen für verspätete Flüge kümmern kann.
Was lernen wir daraus? Zumindest mal, dass in vielen Fällen Hoffnung besteht, wenn ihr das Gefühl habt, dass ein Strafzettel für falsches Parken nicht gerechtfertigt ist. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass auch der Job des Anwalts nicht zwingend immer vonnöten ist, wenn ein Chatbot hier wertvolle Vorarbeit leisten kann. Wir haben ja schon mehrfach darüber diskutiert, dass Roboter und Rechner immer mehr Arbeitsplätze vernichten werden und es gibt auch Erhebungen, in welchen Ländern die meisten Jobs durch Roboter bedroht werden.
Bedeutet das, dass ihr euer Jura-Studium jetzt sofort hinschmeißt und lieber was “Ordentliches” lernt? Quatsch, natürlich nicht. Aber diese Dialoge, die über Chatbots realisiert werden können, dürften so einfache Prozesse wie in diesem Fall das Abfragen bestimmter Gegebenheiten mit Leichtigkeit übernehmen. In der Folge wird das natürlich dann auch Arbeitsplätze kosten, ein wirklicher Anwalt kann aber durch einen solchen “Roboter-Anwalt” ganz sicher (noch) nicht ersetzt werden.
Quelle: The Guardian via Nerdcore.de und Venture Beat