Ohne, dass ich jetzt nochmal alle Beiträge auf dem Bliog durchgegangen bin, glaube ich, dass wir Artikel über Smartphones mit flexiblen, faltbaren Displays grob in drei Kategorien einsortieren können:
- Unternehmen XY plant/präsentiert/veröffentlicht Smartphone mit faltbarem Display
- Smartphone mit faltbarem Display verspätet sich
- Faltbares Display mit Mängeln
Bei Samsung und Huawei lief es schon so und auch Motorola bzw. Konzernmutter Lenovo versucht sich nun an diesem Hattrick. Natürlich stand zuerst die Nachricht, dass es eine Neuauflage der Klapp-Handys geben würde, also ein neues Razr, welches mit einem flexiblen, faltbaren Panel daherkommt.
Aufgrund der “unerwartet großen Nachfrage” verschob man dann den Release ein wenig nach hinten — für mich immer noch eine sehr krude Argumentation für eine Verschiebung. Jetzt veröffentlicht Motorola ein Video, in welchem man erklärt, wie man das Smartphone so pflegt, dass man als Nutzer möglichst lange Spaß dran hat. Wassertropfen soll man möglichst sofort wegwischen, das Razr soll nur zusammengeklappt in einer Tasche verstaut werden usw.
Gleichzeitig warnt man auch davor, eine Schutzhülle anzubringen, über dem bereits augetragenen Screen Protector darf also kein zweiter zu finden sein. Der Hinweis, der heute aber sowohl Fans als auch Experten beunruhigt, ist ein anderer — im Video heißt es wortwörtlich:
Screen is made to bend, bumps and lumps are normal.
Mit dem Verweis darauf, dass das Motorola Razr immerhin dafür gedacht ist, dass man es biegt, wäre es schlicht normal, dass der Nutzer mit Beulen oder Klümpchen bzw. Blasenbildung leben muss. Hier seht ihr das komplette Video:
Die Prototypen-Rallye geht weiter
Der Release wurde nochmals ein wenig nach hinten verlegt, am 6. Februar soll es zumindest in den USA und ausgewählten europäischen Märkten dann doch soweit sein. Motorola hat mittlerweile einen europäischen Preis von 1 600 Euro bestätigt. Damit ist man deutlich günstiger als die Konkurrenten von Huawei und Samsung, so ein Preis ist aber eben immer noch eine Menge Holz.
Für 1 600 Euro möchte ich ein Spitzen-Smartphone haben, welches sowohl optisch ein Design-Statement ist, als auch technisch State of the Art sein sollte. Design und der ausgeklügelte Falt-Mechanismus, dazu die Anlehnung an das alte Razr-Handy — zumindest optisch liefert Motorola. Technisch hat man bei Lenovo nicht ins alleroberste Regal gegriffen. Der Star des Smartphones ist mit Sicherheit das Display-Konzept.
Wenn wir jetzt aber schon vor dem eigentlichen Release mit einem Video sanft darauf hingewiesen werden, dass wir auch bei einem Smartphone zu diesem Preis mit Dellen im Display leben müssen, dann stimmt meiner Meinung nach irgendwas nicht. Durch den Falt-Mechanismus, bei dem das Haupt-Display ein kleines Stück im Gehäuse versenkt wird, habe zumindest ich — naiv, wie ich anscheinend bin — irgendwie erwartet, dass man genau diese Bildung von Dellen oder Bläschen verhindern kann.
Faktisch ist das also weder möglich, noch wird es bei Lenovo/Motorola als ein Mangel verstanden. Damit reiht sich das mittlerweile in China beheimatete Unternehmen ein in die Liste der Hersteller, die ein unanständig teures Smartphone mit Falt-Display in einem Zustand veröffentlichen, in dem man lieber noch etwas mehr Zeit in die Entwicklung gesteckt hätte. Wenn ich in der Zwischenüberschrift von einem “Prototypen” spreche, ist vielleicht dem einen oder anderen die Formulierung zu hart. Aber ganz ehrlich: Mängel in der Beschaffenheit des Displays würde ich vielleicht bei einem Smartphone erwarten, welches ein Noname-Hersteller zusammenklöppelt für ganz schlankes Geld. Lege ich 1 600 Euro auf den Tisch, erwarte ich mir, dass ich ohne Beulen oder irgendwelche Klumpen auf dem Display leben muss.
Dass man darauf hinweist, dass diese Art Display empfindlicher ist, ist absolut legitim. Logisch also auch, dass man es noch pfleglicher behandeln muss, als man es eh bei jedem anderen Handset tut. Wenn ich nun aber möglichst sorgfältig mit dem Razr umgehe und dann schulterzuckend hinnehmen muss, dass “Lumps and Bumps” völlig normal sein, dann möchte ich Motorola entgegnen, dass es für mein Empfinden (und nicht erst bei einem Preis von 1 600 Euro) völlig normal ist, ein Smartphone zu erwerben, welches ohne jegliche Fehler auskommt und erst recht ohne Fehler einer solchen Dimension.
Mag sein, dass die faltbaren Smartphones irgendwann so selbstverständlich für uns sind, dass die klassische Barrenform kaum noch beachtet wird. Stand jetzt werde ich nach wie vor das Gefühl nicht los, dass Käufer von faltbaren Smartphones nichts anderes als Beta-Tester sind, die für ihr Testgerät eine ordentliche Stange Geld hinblättern müssen.
via SmartDroid.de