Willkommen im digitalen Entwicklungsland. Geht es nach den Datentarifen und den Preisen, die Kunden hierzulande für eine adäquate LTE-Verbindung bezahlen müssen, dann gehört Deutschland im europaweiten Vergleich weiterhin zu den Schlusslichtern.
Eine monatlich aktualisierte Übersicht zeigt, womit wir uns auch zum Jahresende 2016 immer noch zufrieden geben müssen. Während in Ländern wie Dänemark, Polen, Lettland, Litauen, Finnland oder Irland unbegrenzte Datenvolumen längst zum Alltag gehören, feilschen die Mobilfunkbetreiber in Deutschland und anderen Ländern noch immer um jedes Gigabyte.
Basis der Statistik ist ein theoretisch zugrundeliegendes Budget von 30 Euro. Die Experten verglichen, in welchem Land Europas man Datentarife mit oder ohne Limitierung für diese Summe erhalten kann. In der unvollständigen Liste platziert sich lediglich Zypern hinter Deutschland, in anderen Ländern bekäme man für sein Geld sogar zwei echte LTE-Flatrates.
Selbstverständlich gibt es auch in Deutschland LTE-Tarife, die von den hier gezeigten Durchschnittspreisen stark abweichen. Einige Mobilfunk-Discounter ohne eigenes Netz kalkulieren mit einem erheblichen Anteil von Kunden, die für einen im Vergleich immer noch hohen Pauschalpreis weit unter der maximal vereinbarten Datenmenge bleiben. Auch eine echte Flatrate ohne jegliche Volumenbeschränkung ist hierzulande erhältlich, kostet aber mit rund 200 Euro im Vergleich das Zwölffache.
Die Ursachen für die erheblichen Unterschiede liegen auf der Hand. Mit der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica (O2) gibt es in Deutschland effektiv nur drei, in friedlichem Nebeneinander operierende Netzbetreiber.
Besonders perfide ist, dass die Unternehmen international tätig sind und sich andernorts durchaus in der Lage sehen, ihre Datentarife zu wesentlich günstigeren Preisen anzubieten. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir hierzulande den Ausbau von Netzen in anderen Ländern subventionieren, während es um die Verbindungsqualität außerhalb der deutschen Ballungszentren immer noch nicht optimal bestellt ist.
Kunden, die auf den Wegfall der EU-Roaming Gebühren gehofft haben, gucken spätestens seit den Ankündigungen unseres Digitalkommissars Günther Oettinger doof aus der Wäsche. Oettinger stellte klar, dass er einen “Missbrauch” von Mobilfunkverträgen verhindern werde. Es gebe einfach keinen einheitlichen “Gebührenmarkt” – und offenbar will Oettinger den auch nicht.
Via spiegel.de und dfmonitor.eu