Gestern berichteten wir über die epische (Pun intended!) Schlacht zwischen Epic Games auf der einen und Apple sowie Google auf der anderen Seite. Es geht natürlich um Fortnite und darum, dass die beiden Tech-Riesen reichlich Geld einsammeln durch die In-App-Käufe im Spiel. In einem Anflug von Naivität hielt ich zwei Reaktionen für möglich: Dass man Epic damit durchkommen lässt — und dass man die App kickt.
Was soll ich sagen: Letzteres ist natürlich passiert — erst flog Fortnite in hohem Bogen aus dem Apple App Store, etwas später dann legte Google nach. Aber Epic konnte sich sowas natürlich schon denken und reagierte prompt — mit einem Video, mit dem man Apple und seinen ebenso alten wie kultigen „1984“-Werbespot auf die Schippe nimmt:
Epic Games has defied the App Store Monopoly. In retaliation, Apple is blocking Fortnite from a billion devices.
Visit https://t.co/K3S07w5uEk and join the fight to stop 2020 from becoming "1984" https://t.co/tpsiCW4gqK
— Fortnite (@FortniteGame) August 13, 2020
Der Clip „Nineteen Eighty Fortnite“ ist tatsächlich witzig gemacht, hat logischerweise aber einen ernsten Hintergrund und mit der markigen Aussage: „Epic Games hat dem App Store Monopol getrotzt. Als Vergeltungsmaßnahme blockiert Apple Fortnite für eine Milliarde Geräte“ unterstreicht man das auch auf Twitter noch einmal eindrucksvoll. Mit #FreeFortnite möchte man ein entsprechendes Hashtag etablieren und verlinkt auch auf eine eigens eingerichtete Seite.
Auf dieser Seite erklärt man die Hintergründe — natürlich nur aus Epic-Sicht betrachtet und stellt sich so ein bisschen als der David dar, der gegen die Goliaths Apple und Google fürs Gute kämpft. Wir dürfen dabei natürlich nicht vergessen, dass Epic Games allein mit Fortnite jährlich Milliarden scheffelt. Das ist zwar nicht verwerflich, viel Geld zu verdienen, aber die Nummer vom sympathischen Underdog kann man damit natürlich auch schlecht einnehmen.
Allerdings hat Epic nicht nur einen fancy Clip veröffentlicht, der Apple als Monopolisten und wurmstichigen Apfel-Diktator darstellt, sondern auch gleichzeitig eine Klageschrift aus der Schublade gezaubert, die sich jeweils an Google und Apple richtet. Man möchte nicht rückwirkend Geld aus den Konzernen pressen, drängt aber auf eine einstweilige Verfügung, die dazu führen soll, dass viele Tausend Entwickler und natürlich viele Millionen Spieler profitieren können.
Apple und Google hoffen wohl insgeheim noch darauf, dass Epic zustimmt, den Karren außergerichtlich aus dem Dreck gezogen zu bekommen. Aber wer sich so weit nach vorne lehnt wie Epic in diesem Fall und sich als der edle Ritter inszeniert, der den beiden mal zeigt, wo es langgeht, wird sich da nicht so schnell abspeisen lassen.
Während es die Google-Fraktion noch nicht so hart trifft — schließlich kann man durchaus am Google Play Store vorbei Spiele installieren — sieht es bei den iOS-Nutzern schon übler aus. Aktuell kann man Fortnite noch spielen, allerdings ist man von Aktualisierungen abgeschnitten, wie Epic auch erklärt:
„If you already downloaded Fortnite via the App Store, you should have no issues continuing to play Chapter 2 – Season 3’s 13.40 update — whether you’re only playing on mobile devices or also playing the latest version of Fortnite on other devices.
Once Chapter 2 – Season 4 begins, players accessing Fortnite will still be able to play the 13.40 version of Fortnite, but will not be able to access any new content or the new Battle Pass.“
Klar übrigens, dass man das Vorgehen des Publishers bei Spotify ausdrücklich begrüßt, denn auch der Streaming-Gigant ist gelinde gesagt wenig glücklich damit, was sich die beiden Großen einsacken. Nochmal: Weder Spotify noch Epic dürften problemlos als weiße Ritter durchgehen — fragt mal ein paar darbende Musiker danach, wie toll und angemessen sie die Ausschüttungen Spotifys finden. Aber ebenso darf es auch nicht sein, dass sich Apple und Google auf Lebzeiten sprudelnde Quellen sichern, an denen man in der mobilen Welt nur äußerst schwerlich bis gar nicht vorbeikommt. Schauen wir mal, was weiter passiert.
via Tagesschau