Es kommt immer wieder vor, dass herrenloses Gepäck an Flughäfen und Bahnhöfen entdeckt werden. Sicherheitskräfte werden gerufen und die potenzielle Bedrohung muss untersucht und möglicherweise entschärft werden. Nun soll ein ferngesteuertes Sensorensystem die Polizei bei ihren Einsätzen unterstützten. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik in Wachtberg haben mit Unterstützung des Landeskriminalsamts Nordrhein-Westfalen einen besonderen Roboter mit Tiefblick entwickelt.
Die Einsatzkräfte müssen bei vergessenen Gepäckstücken von einer möglichen Gefahr ausgehen und prüfen, ob es sich um eine Spreng- oder Brandvorrichtung handelt. Dabei müssen sie das Gepäck aus nächster Nähe untersuchen. Die Fraunhofer-Forscher haben ein System entwickelt, welches eine schnelle Einschätzung der Gefahrensituation ermöglicht, indem es den Gepäckinhalt und die Form dreidimensional erfasst. Das würde die Arbeit der Spezialisten deutlich erleichtern und den ganzen Prozess beschleunigen.
Seit November 2014 arbeiten die Forscher an diesem besonderen System. Es handelt sich hierbei um eine multimodale Sensor-Suite, die aus einem Millimeterwellenscanner, einer hochauflösenden digitalen Kamera und einer 3D-Umgebungserfassung besteht. Alle Teile sind in einem Gehäuse integriert und auf einer Plattform montiert. Der Roboter wird von den Sicherheitskräften aus sicherer Entfernung ferngesteuert. Die 3D-Sensoren vermessen die Umgebung und die Kamera liefert hochauflösende Bilder für eine Beweissicherung. Mit dem Millimeterwellensensor wird die Gefahr durchleuchtet und zeigt anschließend das Innere des Koffers.
Mit bisherigen Verfahren lassen sich Kofferbomben nicht dreidimensional darstellen, eine räumliche Zuordnung des Inhalts ist nicht oder nur bedingt möglich. Mit der Sensor-Suite können wir das Innere eines Gepäckstücks dreidimensional visualisieren und feststellen, aus welchen Teilen die Bombe besteht und wie diese im Gepäck angeordnet sind. Stefan A. Lang, Teamleiter am FHR und Koordinator des Projekts
Das System hat einige Vorteile, denn die Spezialisten müssen sich in keine Gefahr mehr begeben, vorausgesetzt es handelt sich um eine echte Bombe. Leider weiß man das vorher nie. Bislang waren sie auch oftmals gezwungen das Gepäck zu zerstören, was die Ermittlung der Täter erschwert. Das Detektionssystem ist außerdem leicht, kompakt und plattformunabhängig. Daher lässt es sich auch auf jeden beliebigen Roboter montieren.
Quelle: engadget