Die mobilen Zukunftsmärkte liegen nicht in den Vereinigten Staaten oder Europa, sondern (immer noch) in China, in Afrika und in Indien. Vor allem der indische Subkontinent hat es den Herstellern von Smartphones in letzter Zeit angetan, weil sie dort angesichts einer Bevölkerungszahl von fast 1,3 Milliarden Menschen und relativ dicht besiedelten Ballungsräumen ideale Voraussetzungen für eine schnelle Marktdurchdringung vorfinden. Hinzu kommt: Indien hat eine relativ junge Altersstruktur und großen Nachholbedarf, auch technisch. Nur ein Fünftel der Bevölkerung besitzt ein Mobiltelefon, dennoch brummt die Branche mit mehr als 100 Millionen verkauften Smartphone jährlich.
Unternehmen wie das chinesische Xiaomi (Mi) oder auch Oneplus sind in Indien bereits sehr präsent und bedienen mit ihrer Kenntnis der durchaus vergleichbaren Marktmechanismen die entsprechenden Zielgruppen. Unerwartete Konkurrenz bekommen die Unternehmen nun mit dem Freedom 251 – einem Smartphone für 251 Rupien, umgerechnet 3,66 Dollar bzw. 3,30 Euro.
Die technischen Daten des Freedom 251 lesen sich mit Ausnahme des Betriebssystems wie die Daten von Smartphones, die auch hierzulande vor gar nicht allzu langer Zeit durchaus alltäglich waren.
- Netz: 3G, Dual-SIM
- Display: 4″ LCD, WVGA 960 x 540, 275ppi
- Prozessor: Quad Core, 1,3 GHz
- Arbeitsspeicher: 1GB
- Speicherkapazität: 8GB, per microSD-Speicherkarte um bis zu 32GB erweiterbar
- Kamera: 3,2 Megapixel hinten, 0,3 Megapixel vorne
- Akku: 1450 mAh
- Betriebssystem: Google Android 5.1 Lollipop
- vorinstallierte Apps: Facebook, WhatsApp, Google Play, Youtube u.a.
Hersteller des Smartphones ist das in Noida beheimatete Start-Up “Ringing Bells”, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Nicht nur die Entwicklung des Smartphones wurde von der indischen Regierung gefördert, diese sponsert auch den Verkaufspreis über nicht näher bezifferte staatliche Zuschüsse.
Das Smartphone reiht sich damit in ein Paket aus jüngsten Bestrebungen der Regierung, den digitalen Fortschritt in Indien massiv voranzutreiben. Mit Initiativen wie “Make in India” oder “Digital India” sollen größerer Teile der Bevölkerung Zugang zu digitalen Medien erhalten und – im Idelafall – auch in anderen Lebensbereichen von der Entwicklung profitieren. Gerade in ländlicheren Regionen sind viele Menschen von der wirtschaftlichen Entwicklung abgeschnitten, auch alltägliche Aufgaben wie z.B. Behördengänge gestalten sich mehr als schwierig.
Der Erfolg eines derart billigen Smartphones ist hingegen längst nicht gesichert. Bereits mit der konsequenten Absage an ein kostenloses, aber arg beschnittenes “Facebook-Internet” bewiesen die Bevölkerung und die Regierung, dass man durchaus gewillt ist, sich nicht mit dem absoluten Minimum zufriedenzugeben. Gleichzeitig stehen Traditionen, Vorbehalte und Gewohnheiten verschiedenen Entwicklungen im Weg und erschweren dem ein oder anderen Anbieter den Zugang zum lukrativen Markt: so musste z.B. Uber einsehen, dass bargeldloses Bezahlen in Indien (noch) keine Chance hat.
Auf der anderen Seite ist es noch gar nicht allzu lange her, da wurde man in Indien noch für einen falschen Facebook-Like verhaftet. All’ diese Beispiele stehen exemplarisch für die momentane Situation in Indien und zeigen, wie viel Dampf da gerade auf’m Kessel ist.
Quelle: freedom251.com via heise.de