Automatisierte Menschen
Der Trend zum Outsourcing auch staatseigener Angelegenheiten ist nicht neu, treibt aber doch manchmal Blüten, über die man nur staunen kann. In diesem Fall ist zwar auch das MIT beteiligt, dass man in Jun heute aber praktisch die gesamte Verwaltung per Twitter regelt, hatten auch die Wissenschaftler des renommierten Instituts nicht auf dem Zettel. Schon gar nicht auf diese selbst regulierende Art.

Nicht-Tweetern mag das „spanisch“ vorkommen, aber die Auto-Mitteilung an alle Beteiligten über den jeweiligen Stand der Dinge tut da ihr Übriges, wie Beteiligte wissen dürften. Ein gutes Beispiel jedenfalls fur den automatisierten Ablauf des Geschehens ist die Geschichte um eine kaputte Straßenlaterne, die vom recherchierenden SWR so erzählt wird:
Ein „im Dunkeln stochernder“ Bürger wendet sich mit der Bitte, mal die Lampe vor seinem Haus reparieren zu lassen, an den Piepmatz der Stadtverwaltung. Etwa so: „Liebe @Stadtverwaltung, Hacienda-Allee 33 ist die Straßenlaterne ausgefallen und ich finde nicht mehr in meine Wohnung. Wäre schön, wenn das bald repariert würde. Danke.“.
Mehr oder weniger Aufwand
@JoseantonioJun Hay una farola fundida en la calle Maestro Antonio Linares.
— Jose Miguel Alabarce (@AlabarceJose) August 19, 2014
@AlabarceJose muchas gracias por avisar. Mañana @elgranespi repone la farola fundida #JunSeMueve
— Alcalde de Jun (@JoseantonioJun) August 19, 2014
Ja, der Bürgermeister der 3500 Seelen Stadt gesteht ein, dass der Aufwand durch die direkte Ansprachemöglichkeit nicht in allen Bereichen unbedingt geringer wird, aber die positiven Effekte stehen halt dagegen. Auch die Wege würden kürzer, das ist wohl der größte Vorteil.
Jedenfalls hat das Stadtoberhaupt kurz vor Feierabend, so geht die Anekdote weiter, einen Retweet abgesetzt, in dem stand: „werde @Elektriker morgen darüber Bescheid geben, so dass dieser sich so bald wie möglich darum kümmern kann. Danke für die Info @Bürger – Ihr @Bürgermeister“
Sicher, auch in anderen Softwarepaketen gibt es ähnliche Auto-Benachrichtigungen an alle Beteiligten. Dass aber der @Elektriker die Sache am nächsten morgen bereits erledigt hatte inklusive Nachweis per Fototweet, bevor der Bürgermeister in sein Büro kam, lag eben daran, dass er ja über jede Erwähnung informiert wird und reagieren kann,wenn er kann. Denn sicher sind nicht immer alle Kapazitäten so unausgelastet wie in diesem Fall.
Dennoch loben die Ortsansässigen das Prinzip der direkten Ansprache, die sie sich kaum mehr abgewöhnen mögen. Dass das andersrum auch geht und die Verwaltung laufend mit irgendwelchen Anliegen an die Bürger heran tritt, wird dagegen nicht ganz so positiv gesehen. Insbesondere der Bürgermeister mit seiner dauernden Selbstbelobigung nervt die Dorf-Ältesten, heißt es am Ende des Artikels. Gegen den Einsatz Twitters zu dem Zweck, einen direkten Draht zur Verwaltung aufzubauen, hat sich andererseits aber auch niemand wirklich gewehrt.