Ein in Europa betriebenes Netzwerk verschiedener Onlineshops soll einzig und allein dem Zweck dienen, illegale Glücksspiel-Einnahmen zu verschleiern. Offiziell vertreiben die Dummy Stores Anstecker, DVD-Hüllen, Stoffe, Flaggen und ähnlichen Kleinkram. Tatsächlich existieren die Geschäfte nur zum Schein und dienen der Geldwäsche für einen internationalen, in vielen Ländern illegalen Milliardenmarkt. Mit der “Deutsche Payment AG” aus Berlin scheint auch ein deutscher Dienstleister von den illegalen Machenschaften betroffen zu sein.
Normalerweise sind Kreditkartenanbieter wie Visa oder Mastercard und ihre Kunden durch den Gesetzgeber verpflichtet, jede Transaktion durch einen Code zu verifizieren. Dieser sogenannte Merchant Category Code beinhaltet mehr oder wenige spezifische Angaben zur Art des Geschäfts, das gerade zwischen dem Anbieter und dem Kunden abgewickelt wird. Der für Glücksspielumsätze vorgesehene Code lautet 7995, ein derart klassifizierter Betrag hat in der Regel weitere Überprüfungen zur Folge. So können sowohl die Unternehmen als auch die Behörden z.B. verifizieren, ob es in dem jeweiligen Land überhaupt eine Zulassung für diese Art von Transaktion gibt.
Weitaus detaillierte Daten über die Transaktionen eines Kunden werden auch in einem Patentantrag des Kreditkartenanbieters Mastercard beschrieben, der aus den vom Geschäft übertragenen Daten sogar Rückschlüsse auf das Gewicht des Kunden schließen will.
Der Schwindel flog offenbar nur auf, weil ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters nach einem ersten Verdachtsmoment bei einer der Websites Waren orderte, diese aber nie erhielt. Stattdessen teilten ihm Mitarbeiter an einer Hotline ganz unverhohlen mit, dass die Onlineshops allein zur Abwicklung von Glücksspielumsätzen verschiedener Online-Casinos exitieren.
Experten gehen davon aus, dass nur ein Bruchteil der aktiven Online-Casinos eine entsprechende Lizenz besitzen. Oftmals bleiben die tatsächlichen Betreiber im Verborgenen, unterhalten eine Briefkastenfirma oder operieren von einem gesetzlich unzureichend regulierten Staat aus. Gelegentlich wird den schwarzen Schafen der Branche eine Verbindung zur organisierten Kriminalität nachgesagt.
Illegal betriebene Geschäfte wie das Glücksspiel, der Waffen- oder der Drogenhandel stehen normalerweise stets vor dem Problem, dass sie ihre Einnahmen irgendwann legalisieren müssen. Nur so können die Betreiber das Geld wieder ausgeben, ohne ins Visier der Ermittlungsbehörden zu gelangen. Je früher Kontrollinstanzen wie ein Kreditkartenanbieter oder eine Bank involviert sind, desto schwieriger wird das Verschleierungs-Prozedere für die Kriminellen.
Im Fall der Fake Stores nahmen die Betreiber und ihre Partner offenbar in Kauf, dass die Kreditkartenabrechnungen der Kunden Umsätze auswiesen, die von einem nicht eingeweihten Kunden nicht zugeordnet werden konnten und dementsprechend verdächtig waren. Der dennoch reibungslose Betrieb lässt die Vermutung zu, dass viele Kunden überhaupt kein Problem mit dieser Form der Geldwäsche haben oder sich zumindest leichtfertig mit den Erklärungen der Hotline zufrieden gaben.
Quelle und mehr: reuters.com