Dass die Zeiten für traditionelle Autobauer immer härter werden, zeichnete sich bereits im Sommer ab. Im August überholte Tesla General Motors – und das, obwohl Tesla zu diesem Zeitpunkt extreme Verluste verzeichnen musste. Dabei hat der größte Autohersteller der USA vor allem ein Problem: die Umstellung auf neue Antriebsarten, ohne dabei bestehende Modelle zu kannibalisieren. Die zögerliche Umsetzung und der fehlende Mut des Konzerns kosten jetzt vielen Angestellten den Job.
Die aktuelle Chefin des Konzerns, Mary Barra, begründet den Schritt aus der Notwendigkeit heraus, sich für die veränderten Marktbedingungen anzupassen. General Motors soll fit für die Zukunft gemacht werden, dafür müssen die Kosten drastisch gesenkt werden. Man müsse “das Unternehmen für langfristigen Erfolg positionieren”, so Barra in einer Pressemitteilung. Verkaufsschwache Modelle werden eingestellt, dafür soll mehr Geld in innovative Bereiche wie Elektromobilität oder selbstfahrende Autos investiert werden.
Als Erstes trifft es die Angestellten. Fünf Werke in den USA und Kanada sollen bis Ende 2019 geschlossen werden. Dadurch sollen rund 6.000 Arbeiter ihre Jobs verlieren. Ebenso sollen zwei internationale Fabriken geschlossen werden. Aus dem Europageschäft zog sich General Motors seit 2017 aber ohnedies immer stärker zurück. So wurde Opel bereits veräußert, ebenso erging es der britischen Marke Vauxhall. Zuletzt wurde auch die Beteiligung an der französischen PSA-Gruppe verkauft, dabei zahlte General Motors sogar 6,2 Milliarden Euro drauf.
Neben Fabrikmitarbeitern wird auch an der restlichen Belegschaft gespart. 15 Prozent aller Angestellten werden ihre Posten verlieren, ein Viertel davon umfasst die Führungsetage. Damit sollen auch Entscheidungsprozesse künftig vereinfacht werden. US-Medien gehen davon aus, dass davon 10.000 bis 15.000 weitere Jobs betroffen sind. Bis 2020 sollen die Kosten so um rund 4,5 Milliarden US-Dollar gesenkt werden.
Während die Börse eher positiv reagierte, rief die Bekanntgabe auch sofort den US-amerikanischen Präsidenten auf den Plan. Natürlich bringen derartige Ankündigungen Donald Trump in die Bredouille, seit vielen Jahren verspricht er die Stärkung der einheimischen Industrie. Am Ende gibt es leere Drohungen und etwaige Unmutsbekundungen. Ein lapidares „Verdammt noch einmal“ wird ihm aber sicher auch nicht als ernsthaftes Engagement für den kleinen Mann ausgelegt werden. Im Gegenteil: Nicht ganz unberechtigt werden erste Stimmen laut, dass Trump selbst Schuld an der Misere hat. Die Strafzölle auf billigen Stahl aus dem Ausland haben die Materialkosten für Autobauer wesentlich erhöht.
Angeblich hat Trump bereits vor der Veröffentlichung der Information mit GM-Chefin Barra gesprochen, Wirkung zeigte dies offensichtlich nicht. Trump wiederholt seine Forderungen indes wie eine tibetanische Gebetsmühle: Werke im Ausland schließen und stattdessen in die USA investieren. Solange er keine weiteren Angebote hat und sich nebenbei wie der Elefant im Porzellanladen des weltweiten Handels aufführt, wird er keine Firma zu derartigen Schritten bewegen können. Das Allheilmittel ist keines und Drohungen nutzen rational wirtschaftenden Unternehmen auch nicht. Ein weiteres Highlight in dieser Hinsicht: Angesichts des einbrechenden Börsenkurses bei Apple empfiehlt Trump auch wieder, die Produktion in die USA zu verlegen – wenn nicht, könne er ja Strafzölle verhängen. Eine tolle Idee, die ihn bereits am Beispiel der Autoindustrie schneller als erwartet eingeholt hat.
Via Asia Nikkei