Nein, Android One ist alles andere als ein Erfolg und seitdem Google die Serie fuer „Entwicklungslaender“ vorgestellt hat, mussten sie sich entsprechende Kritik anhoeren. Direkt nach der Google I/O 2014 berichteten wir bereits ueber Android One und haben entsprechend Stellung bezogen. In meinem damaligen Editorial sprach ich von Googles verzweifelten Versuch Kontrolle ueber Android zu gewinnen und sich gegenueber der Uebermacht aus China zu positionieren. Denn genau das ist Android One!
Mehr als 1/3 aller Plattformen die unter Android laufen, nutzen keine Google Services mehr. Warum? Diese sind in China nun einmal verboten und genau deshalb haben die lokalen Hersteller eigene Oekosysteme und Appstores entwickelt. Allen voran natuerlich Xiaomi, die inzwischen nicht nur die Nummer 1 auf dem groessten Smartphone-Markt sind, sondern auch die Nummer 4 weltweit. Und welchen Markt beackert Xiaomi ebenfalls und zwar mit aller zur Verfuegung stehenden Wucht? Indien!
It is like any company when you try to launch a new initiative — we had a few hiccups. Rajan Anandan, managing director for Google South-East Asia and India
Indien ist fuer Android One und Google sowas wie ein Paradebeispiel fuer Failure und nicht marktgerechte Produkte. Anfang des Jahres kuendigte man Geraete oberhalb von $150 an und entwickelte das Pixel V1. Ein 5.5-inch Smartphone mit Quadcore Mediatek SoC, 2GB RAM und 32GB internen Speicher. Das Problem an der Nummer war aber, dass das Handset knackige $185 kostete und wie kalter Kaffee in den Regalen von Lava Mobiles verschmimmelte. Ich mein… ganz ehrlich? Wer kommt ueberhaupt auf so eine Idee? Da wird das Lowcost-Produkt der Mountain Viewer zu einem Preis angeboten, der in Indien eher in Richtung Oberklasse bzw. fast schon Highend geht und die wundern sich, dass es sich nicht verkauft?
Also Rolle rueckwaerts, bisherige Strategie analysieren und das Ruder rumreisen. Genau das geht Google nun an und wird bereits durch Rajan Anandan, Managing Director South-East Asia, kommuniziert. Seht her, wir haben den Mund ordentlich voll genommen und wollten eine Milliarde potentieller User mit Android One versorgen. Hat nicht wirklich geklappt und jetzt rudern wir ein wenig zurueck. Ne, nicht ein wenig, wir machen es jetzt wohl richtig.
Die $30 Smartphones kommen
Die magische Zahl lautet 2000 Indische Rupien. Das sind so um die $30 und damit ein Preis, den man sich in Indien als weitaus erfolgreicher vorstellen kann. Noch einmal, wir unterhalten uns hier ueber Smartphones fuer gerade einmal 27 Euro und die werden mit einem relativ originalen Android ausgeliefert werden. Strike und Glueckwunsch Google. So macht man das und vor allen Dingen kann man sich auch so gegenueber den $30 Tablets und der Uebermacht aus Shenzhen positionieren, denn die haben auch bei den Telcos in Indien komplett den Markt uebernommen.
Google dachte wirklich, dass Android One eine Marke in Indien waere, was auch ein wenig die Ueberheblichkeit der Mountain Viewer zeigt.
Shenzhen produziert Smartphones, Telcos und OEMs in Indien hauen ihr Logo und hier und da noch ein paar spezielle Apps drauf. So laeuft das. Es ist ueberhaupt kein Problem ein Android Smartphone fuer unter $75 zu bekommen und zwar mit durchaus ansehlichen Spezifikationen. Google aber wollte denen einen vermeintliche Marke entgegensetzen, was auch ein wenig die Ueberheblichkeit der Mountain Viewer zeigt. Android One war und ist immer noch keine Marke in Indien und haette es zu Preisen ueber $150 auch nie werden koennen.
Indien wird der naechste Mega Markt
Der grosse Vorteil fuer Google ist nun, dass sie es offenbar begriffen haben. Nein, wir koennen nicht umgehend Geld in Indien verdienen, aber in 10 Jahren werden eine Milliarde(!) Inder mit einem dieser Handsets rumlaufen und dann auch einen entsprechenden Einfluss auf den globalen Mobile-Markt haben. Und genau das ist nun auch Googles Strategie fuer Android One:
Strategically it [India] is very, very important. Don’t get me wrong, the revenue is interesting but . . . we’re here really because 10 years from now a billion Indians will be online and when we have a billion Indians online we think that’s going to make a huge difference to the global internet economy. Rajan Anandan
Quelle Financial Times