Irgendwie klappt das bei Google nicht so mit der Geheimhaltung: Als kürzlich das Google Pixel 4 enthüllt wurde, gab es aufgrund zahlreicher Leaks gar nicht mehr so wirklich viel zu enthüllen. Ähnlich verhält es sich beim vermeintlichen „Durchbruch beim Quantencomputing“, der heute verkündet wurde, aber bereits vor etwa einem Monat durchgesickert war.
Sei es drum: Heute hat Google in einem Blog-Beitrag diesen Durchbruch offiziell gefeiert und dazu erklärt, dass die Forschungsergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurden. Ermöglicht hat diesen „Quantum-Supremacy-Beweis“ der neue Sycamore-Chip von Google. Quantum Supremacy bedeutet hier, dass ein solcher Computer einem klassischen Super-Computer überlegen ist. Google-Boss Pichai sagt dazu:
Wir haben gezeigt, dass unser neuster Quantenprozessor Sycamore mit 53 Qubits binnen Sekunden eine Berechnung ausführen kann, für die selbst die stärksten Supercomputer unserer Zeit Tausende von Jahren benötigen würden. Sundar Pichai, Google
Präziser gesagt spricht Google davon, dass der Quanten-Computer mit Googles Quanten-Prozessor „Sycamore“ eine Operation in 200 Sekunden ausgeführt hat, für die der schnellste Super-Computer der Welt 10.000 Jahre brauchen würde. Möglich wird das dadurch, dass man im Gegensatz zu herkömmlichen Computer nicht mit einem System arbeitet, bei dem Bits entweder den Zustand „0“ oder „1“ kennen. Ein Quanten-Computer kann mit seinen sogenannten „Qubits“ so operieren, dass diese gleichzeitig „0“ oder „1“ sein können und damit die Verarbeitung in exponentiellem Maße beschleunigen können.
Das sieht man bei Konkurrent IBM, der ebenfalls an Quanten-Computern tüftelt, übrigens ein bisschen anders, was diesen von Google verkündeten Durchbruch angeht: In diesem Beitrag nimmt man zur Google-Veröffentlichung Stellung und erklärt, dass ein Super-Computer bei optimalen Bedingungen nicht 10.000 Jahre für so eine Operation benötigen würde, sondern allenfalls zweieinhalb Tage. Das wäre natürlich immer noch signifikant langsamer als die genannten 200 Sekunden, dennoch aber eben auch meilenweit von 10.000 Jahren entfernt.
Klar, dass IBM nicht wirklich applaudieren würde angesichts des Google-Durchbruchs. Klar ist aber auch, dass die Entwicklung noch ganz am Anfang stehe. Das geht schon damit los, dass jetzt erst überhaupt Szenarios erarbeitet werden müssen, bei denen so ein Quantum-Computer seine Stärken ausspielen kann. Auf seinem AI-Blog nennt Google ein paar Punkte, die man durch die Quanten-Technologie anpeilen könnte:
Ein solches Gerät verspricht eine Reihe wertvoller Anwendungen. Zum Beispiel können wir uns Quantencomputer vorstellen, die helfen, neue Materialien zu entwickeln – leichte Batterien für Autos und Flugzeuge, neue Katalysatoren, die Düngemittel effizienter produzieren können (ein Prozess, der heute über 2% der weltweiten CO2-Emissionen verursacht), und effektivere Medikamente.
Google schränkt aber auch gleichzeitig ein, dass es jetzt noch jahrelanger harter Arbeit und Forschung bedarf, bis man die notwendigen Rechenfähigkeiten zustande bringt. Aber immerhin kennt man jetzt den Weg, den man einschlagen muss. Es wird also definitiv eine komplett neue Computer-Ära geben, die großartiges mit sich bringen wird, aber davon sind wir noch Jahre entfernt.