So viel vorweg: Google Maps ist ein Sensations-Tool. Erst neulich sprach ich mit Freunden wieder darüber, wie viel leichter es heute ist, dank des Smartphones und eben Google Maps in fremden Städten ans Ziel zu finden und sich generell zu orientieren. Vielleicht sollte ich echt mal einen Google-Maps-Huldigungs-Artikel schreiben :-D
Mit den Jahren ist Maps auch immer weiter ausgebaut worden, so dass man sich nicht nur in der Stadt zurechtfindet, sondern auch Indoor-Karten zu einer Vielzahl von Gebäuden erhält, Empfehlungen für Einkäufe, Restaurants etc. einsehen kann und präzise über den Nahverkehr informiert wird. Ein Feature, welches ich in Asien zuletzt sehr geschätzt habe, was den Nahverkehr angeht: Schaue ich mir dort eine Bus- oder Bahnlinie an, bekomme ich mittels einem Punkt auf der Linie angezeigt, an welcher Station sich das Verkehrsmittel gerade befindet.
Ebenfalls ein Feature, welches erst später implementiert wurde, aber mittlerweile schon seit vielen Jahre eine große Hilfe: Die Anzeige, wie ausgelastet eine Straße ist. Gehen entsprechend viele Nutzerdaten für einen Streckenabschnitt ein, markiert Google Maps diesen Abschnitt rot und kennzeichnet somit einen Stau auf diesem Teil der Straße.
Dank der vielen Standortdaten, die von Google-Nutzern in Echtzeit verfügbar sind, ist die Nummer technisch eigentlich kein Hexenwerk, aber es funktioniert eben auch nur dank dieser großen Nutzerbasis.
Für eine Kunst-Aktion hat sich Simon Weckert nun folgenden Versuchaufbau ausgedacht: 99 gebrauchte Smartphones werden in einem Handkarren transportiert, um einen virtuellen Stau in Google Maps zu erzeugen. Durch diese Aktivität ist es möglich, eine grün angezeigte Straße in Google Maps rot einzufärben. Das hat Auswirkungen auf die physische Welt, da Google die Fahrer nun auf andere Routen navigieren möchte, damit diese den vermeintlichen Stau umschiffen und so die Situation entschärfen können.
Aber wie gesagt: Dort gibt es keine brisant hohe Smartphone-Dichte aufgrund starken Verkehrs — sondern eben nur einen Kerl, der einen mit Smartphones gefüllten Bollerwagen über eine Berliner Straße zieht. Das klingt einigermaßen lustig und zugegebenermaßen sieht es noch ein bisschen lustiger aus:
Simon möchte seine Aktion als Kunst verstanden wissen, und darauf hinweisen, wie stark virtuelle Wahrnehmung und tatsächliche Begebenheit voneinander abweichen können. Dieser eigentlich recht simple Hack macht somit deutlich, dass a) Google Maps durchaus auch seine Schwächen besitzt und b) wir uns durch virtuelle Darstellungen im realen Leben bereits heute beeinflussen lassen.
Jetzt werden natürlich die wenigsten Menschen über eine solche Zahl von Smartphones verfügen, die dann auch alle noch in Google eingeloggt sind. Dennoch glaube ich, dass Google diese Geschichte nicht kalt lassen wird und sich an die Arbeit machen wird, das Problem zu lösen. Jetzt ist es ein Gag oder eine Kunst-Aktion — spätestens, wenn Autos, Ampeln etc. via 5G-Technologie miteinander kommunizieren und der Faktor Mensch zunehmend mehr ausgeblendet wird, kommt es um so mehr darauf an, dass solche Hacks nicht mehr möglich sein werden.
Warten wir mal ab, wie schnell Google sich hier eine Lösung einfallen lässt — und ob bis dahin vielleicht irgendwelche pfiffigen Menschen auf die Idee kommen, ihre Straße mit diesem Kniff zur verkehrsberuhigten Zone umzugestalten.
Quelle: Simon Weckert via Nerdcore