Schlag auf Schlag: nachdem gestern der geplante Einstieg von Intel bekanntgegeben wurde, hat HERE nun die Software Electronic Horizon vorgestellt. Mit der Software sollen Fahrzeuge künftig wissen, was vor ihnen auf der Strecke passiert, so dass sie sich ohne aktives Eingreifen des Fahrers zeitnah darauf einstellen können. Zudem will man die Zusammenarbeit mit Nvidia ausbauen und die HD-Karten um verschiedene KI-Features erweitern.
HERE – ursprünglich eine Kooperation von Audi, BMW und Daimler – hatte erst vor einigen Wochen bekanntgegeben, dass man die Sensordaten aller Fahrzeuge miteinander vernetzen will und die Partnerschaften in den Bereichen Maps, Sensorik und autonomes Fahren weiter ausbaut. Vor dem oben erwähnten Einstieg von Intel konnte man mit Tenscent und NavInfo bereits zwei wichtige Partner für den chinesischen Markt gewinnen.
Electronic Horizon: vollvernetzte autonome Autos
Die HERE Electronic Horizon-Software soll das Paket an Fahrzeugtechnologie komplettieren und sowohl heutige Anforderungen als auch zukünftige Vorgaben für das autonome Fahren erfüllen. Diese Software soll Fahrzeuge über die vor ihnen liegende Streckenabschnitte informieren und die Sensoren und Assistenzsysteme auf eventuell anstehende Risiken oder notwendige Fahrmanöver hinweisen. Durch die bereits vorhandene Einbindung der digitalen Karten und weiterer Dienste soll es Autoherstellern zudem leichter fallen, komplexe Fahrzeugentwicklungen zu implementieren, ohne dabei auf eine Vielzahl verschiedener Lieferanten setzen zu müssen.
Electronic Horizon lädt Kartendaten und dynamische Informationen über Straßenverhältnisse aus der Cloud und erstellt ein vereinfachtes Modell der vor einem Fahrzeug liegenden Strecke. Die Reichweite variiert je nach Bedarf und Datenlage zwischen einigen hundert Metern bis hin zu mehreren Kilometern. Die empfangenen Informationen fließen in das integrierte Fahrerassistenzsystem (ADAS) ein, der Fahrer bekommt davon in der Regel kaum etwas mit und muss hierzu nicht selbst aktiv werden.
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HERE HD Live Maps – so funktioniert die Technologie
Die Fahrerassistenzsysteme können dann mit den empfangenen Informationen arbeiten und zum Beispiel in die vorausschauende Kontrolle des Antriebsstranges für eine effizientere Kraftstoffnutzung einfließen lassen. Auch ein Abstandsregeltempomat, die adapative Lichtsteuerung inklusive Nachtsicht oder die Objekterkennung sind in der Lage, die Daten auszuwerten. Sofern keine Internetverbindung des Fahrzeugs besteht, kann die Software auf zwischengespeicherte Kartendaten zurückgreifen.
Die Markteinführung von Electronic Horizon soll bereits Anfang 2017 erfolgen, so dass die Software die erste ihrer Art sein könnte, die bereits die kommende dritte Version der ADASIS-Spezifikation unterstützt und somit auch mit HD-Karten funktioniert. Sie lässt sich daher mit der HD Live Map von HERE verbinden, die hochpräzise Karten und Informationen über Straßenverhältnisse sowie Fahrverhalten bereitstellen soll, damit Autos bei der Positionierung, Lokalisierung und Planung ihrer Fahrstrategie unterstützt werden. Erste Serienfahrzeuge sollen nach den Plänen des Unternehmens bereits in diesem Jahr erscheinen.
Nvidia komplettiert HD Maps mit künstlicher Intelligenz
Zeitgleich mit der Vorstellung von Electronic Horizon gab HERE bekannt, dass man die bereits existierende Zusammenarbeit mit Nvidia ausweiten werde. Mit dem Chip- und Softwarehersteller will man sich künftig auf drei elementare Kernbereiche für die Entwicklung der echtzeitnahen und hochauflösenden Karten konzentrieren.
- HERE will die sogenannte Nvidia MapWorks-Technologie für Künstliche Intelligenz (KI) nutzen, um die Entwicklung der eigenen HD Live Map zu beschleunigen
- Nvidia entwickelt auf Basis der HD Live Map eine Lokalisierungstechnologie im Rahmen der DriveWorks-Software. Jeder Autohersteller, der in seinen Fahrzeugen die Nvidia Drive PX 2-Plattform nutzt, soll davon profitieren
- HERE und Nvidia wollen gemeinsam eine auf der HD Live Map basierende Lösung für Fahrzeuge entwickeln, mit der Veränderungen im Straßenbild erkannt und Karten über die Cloud entsprechend aktualisiert werden können
Der Einsatz von Deep Learning und Künstlicher Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie für autonome Fahrzeuge und soll es einem Fahrzeug u.a. ermöglichen, die Position auf der Straße zentimetergenau zu lokalisieren und eventuelle Abweichungen zwischen der aktuellen Fahrzeugumgebung und der aktuell genutzten Karten festzustellen. In Deutschland gibt es mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) die weltweit größte Einrichtung zur Erforschung der entsprechenden Technologie.
Quelle: here.com
PS: Soviel zum Thema: Die deutsche Automobilindustrie und die Zulieferindustrie sind “null digitalisiert!” (Zitat Frank Thelen, Startup-Gründer)