Wir haben hier immer neue Technologien im Blick. Der Haken dabei: Wenn wir berichten, was irgendwo auf der Welt Wissenschaftlern Phänomenales gelungen ist, bedeutet das in der Regel, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis eine solche neue Technologie für jedermann zu haben und/oder bezahlbar sein wird. Die gute Sache allerdings: Oftmals werden auf diese Weise Türen geöffnet, die vorher nicht nur fest verschlossen waren, sondern von denen man oftmals gar nicht wusste, dass sie existieren.
Egal, ob wir über Akku-Technologien sprechen, über medizinische Errungenschaften oder — zuletzt immer öfter — über faltbare bzw. rollbare Displays: All das sprengt den Rahmen dessen, was man sich vorher ausmalen konnte. Selbst Touchscreens sind für mich ein perfektes Beispiel für so eine technische Evolution: Wer hätte denn im Jahr 2000 gedacht, dass wir heute alles über bloße Berührungen auf dem Display kontrollieren könnten?
Heute blicken wir in die USA zum MIT, wo Wissenschaftlern wieder einmal ein solcher Schritt gelungen ist, der in einigen Jahren den Weg für revolutionäre Endgeräte ebnen könnte. Dabei geht es um die Art und Weise, wie akustische Signale übertragen werden können. Die Wissenschaftler setzen dabei auf eine Laser-Technologie, die es ermöglicht, dass Töne, aber auch Musik oder gesprochenes Wort per Laser direkt an einen bestimmten Empfänger gesendet werden kann.
Dieser Empfänger bekommt dann den übermittelten Sound in Zimmerlautstärke aufs Ohr, ohne dass zum Empfang ein technisches Hilfsmittel benötigt würde und der Clou dabei: Nur er allein hört es! Selbst, wenn diese Person nur eine von vielen in einem Raum wäre, würde außer ihm niemand etwas von der übertragenen Musik mitbekommen. Wie berichtet wird, ist es das erste mal, dass so etwas mit einem Laser gelingt, der weder für Augen oder Haut ein Risiko darstellt.
Our system can be used from some distance away to beam information directly to someone’s ear. It is the first system that uses lasers that are fully safe for the eyes and skin to localize an audible signal to a particular person in any setting Research team leader Charles M. Wynn, MIT
Wie funktioniert der Spaß? Der Versuch basiert auf dem photoakustischen Effekt, der entsteht, wenn ein Material nach der Absorption von Licht Schallwellen bildet. In diesem Fall nutzten die Forscher Wasserdampf in der Luft, um Licht zu absorbieren und Schall zu erzeugen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei bestimmten Wellenlängen nur sehr wenig Wasser in der Luft benötigt wird, so dass die Technik auch nahezu überall funktioniert, gerade wenn sich Menschen im selben Raum befinden.
Im Versuch gelang es, eine akustische Botschaft per Schallgeschwindigkeit mit 60 Dezibel an eine etwas mehr als zweieinhalb Meter entfernte Person zu senden. Allerdings glauben die Wissenschaftler, dass es relativ einfach skalierbar ist, so dass auch größere Entfernungen machbar wären. Apropos Schallgeschwindigkeit:
Ryan M. Sullenberger, die Person, die diese Versuche dokumentiert hat, zielt auch genau in diese Richtung ab mit den nächsten Experimenten: Es soll nämlich als nächstes erreicht werden, dass die akustischen Signale ebenso zielgerichtet über größere Distanzen verschickt werden können. Er kann sich viele Szenarien vorstellen, in denen so eine Technologie nützlich sein könnte und weiter hofft er natürlich auch darauf, dass sich durch die Versuche auch kommerzielle Ansätze finden lassen. Ich finde, dass das in der Tat eine hochspannende Entwicklung ist und mach mir auch mal so meine Gedanken, welchen Nutzen das irgendwann mal für jeden von uns haben könnte.
Quelle: The Optical Society of America via BGR