Apple und Samsung dominierten auch 2016 wieder gemeinsam den Smartphone-Markt, auch Huawei spielt eine immer größere Rolle – andere Hersteller, gerade die großen Namen vergangener Jahre, verlieren zunehmend mehr den Anschluss. Hersteller wie zum Beispiel HTC, die grundsätzlich immer in der Lage sind, wunderschöne Smartphones auf den Markt zu bringen und dennoch hoffnungslos hinter der Smartphone-Spitze hinterherhecheln.
Dazu haben sich über die letzten Jahre auch immer merkwürdige Management-Entscheidungen gesellt: Es wurden Unsummen für Marketing verpulvert, die Strategie bei den Veröffentlichungen war für niemanden mehr wirklich zu durchschauen und selbst langjährige Fans würden sich wünschen, dass sich die Spitzenmodelle deutlicher von ihren Vorgängern abheben.
Zuletzt hat HTC für diesen merkwürdigen Schlingerkurs mit dem HTC 10 Evo ein Paradebeispiel geliefert: Hier und da hat man es gegenüber dem HTC 10 verbessert, technisch ist es aber eigentlich ein schwächeres Smartphone als besagtes HTC 10. Nicht nur, dass man sich damit selbst kannibalisiert – man versucht auch noch, uns ein gehobenes Mittelklasse-Smartphone als High-End-Handset anzudrehen. Das HTC 10 ist mittlerweile deutlich günstiger zu haben als das HTC 10 Evo – wenig Argumente also für die Käufer da draußen, zum jüngsten HTC-Smartphone zu greifen.
Kein Flaggschiff für den US-Markt im neuen Jahr?
Das alles passt vortrefflich zu der Spekulation, dass HTC auf dem US-Markt darauf verzichten könnte, ein neues HTC-Flaggschiff anzubieten. So sagt Cliff Maldonado von BayStreet Research, dass er ein solches Spitzen-Smartphone fürs neue Jahr nicht erwartet.
I don’t expect HTC to launch a new flagship phone across carriers next year. Cliff Maldonado, BayStreet Research
Gerade in den USA ist die Lage für HTC fatal und man sieht hinter Apple und Samsung kein Land – und das wäre also die Konsequenz aus dieser Misere. Man hat Personal entlassen, den Vertrieb in den USA verkleinert – alles Indizien für Maldonado, die dafür sprechen, dass HTC mittlerweile die Infrastruktur fehlt, in den USA bei allen Netzbetreibern ein solches Spitzen-Smartphone einzuführen.
HTC wird seinen Vermutungen und Erwartungen zufolge jedoch deswegen nicht komplett von der US-Landkarte verschwinden. Der Analyst tippt, dass sich HTC im nächsten Jahr verstärkt als „ODM“ (Original Design Manufacturer) betätigen könnte, also Smartphones herstellt, diese aber nicht unter eigenem Namen veröffentlicht. Das Paradebeispiel dafür ist das Google Pixel oder auch das für Sprint vorgestellte Bolt (welches jedoch baugleich mit dem HTC 10 Evo ist).
Möglich also, dass HTC weiterhin darauf baut, Partner wie Google zu finden, die ihre eigenen Strukturen nutzen können, ein solches Spitzen-Smartphone zu bewerben und zu vertreiben. Auch Partnerschaften wie die mit Sprint dürften dann weiter auf dem Programm stehen, so dass HTC seine Hardware zumindest bei so vielen Carriers wie möglich in die Regale gestellt bekommt.
Die Fragen, die sich mir da jetzt stellen: Was würde ein solcher Schritt für die generelle Produktion neuer Smartphones von HTC bedeuten, gerade auch mit Blick auf den europäischen Markt? Und wäre es nicht ein Abschied auf Raten, also nur ein Zwischenschritt, bis sich HTC komplett aus dem Smartphone-Markt verabschiedet? Dank HTC Vive ist man auf einem anderen Gebiet gerade sehr erfolgreich – vielleicht ist das ja mit ein Grund dafür, dass das Unternehmen die Lust auf Smartphones verloren haben könnte.
Aber wir wollen hier nicht vorzeitig Abgesänge anstimmen oder das HTC-Schiff im Meer der vielen ODMs untergehen sehen: Noch ist es eine Analysten-Meinung und damit alles andere als in Stein gemeißelt. Ich hab aktuell nicht das Gefühl, dass HTC wirklich eine Vision für die eigenen Smartphones hat, aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren – mal sehen, wie diesbezüglich der Stand ist, wenn die CES in Las Vegas und der MWC in Barcelona gelaufen sind.
Quelle: Fierce Wireless via WinFuture.de