LG gehört aktuell nicht zu der allerersten Reihe der Smartphone-Hersteller. Ungewöhnlich ist das nicht, dass man auch ohne grobe Schnitzer den Anschluss an die Spitze verliert. Fragt mal nach bei Sony oder HTC. Dennoch gehen die Koreaner unbeirrt weiter ihren Weg und dazu gehört, dass man immer wieder mit außergewöhnlichen Innovationen aufwarten kann, die man irgendwo zwischen “beeindruckend” und “skurril” verorten kann.
Als man beim MWC in Barcelona seinen Dual Screen präsentierte, war das eher eine Tendenz Richtung “beeindruckend”. Diesen Faden hat man nun weiter gesponnen, hat zwischenzeitlich dankbar das Feedback der Kunden aufgenommen und das gipfelt nun in der Präsentation des LG G8X ThinQ und des neuen, verbesserten Dual Screens. Bevor wir über das Konzept reden, blicken wir auf die technischen Daten, so wie sie uns LG übermittelt hat.
LG G8X ThinQ
- Chipset: Qualcomm® Snapdragon™ 855 Mobile Platform
- Display: 6.4-inch 19.5:9 FHD + OLED FullVision (2,340 x 1,080 / 403ppi)
- Memory: 6GB RAM / 128GB / microSD (up to 2TB)
- Rear: 12MP Standard (F1.8 / 1.4μm / 78˚) / 13MP Super Wide (F2.4 / 1.0μm / 136˚)
- Front: 32MP Standard (F1.9 / 0.8μm / 79˚)
- Battery: 4,000mAh
- Operating System: Android 9.0 Pie
- Size: 159.3 x 75.8 x 8.4mm
- Weight: 192g
- Network: 3G / 4G LTE-A
- Connectivity: Wi-Fi 802.11 a, b, g, n, ac / Bluetooth 5 / NFC / USB Type-C (USB 3.1 Compatible)
- Biometrics: In-Display Fingerprint Sensor
- Color: Aurora Black
- Others: Stereo Speaker / AI CAM / Google Lens / Google Assistant / 32-bit Hi-Fi Quad DAC / DTS:X 3D Surround Sound / IP68 Water and Dust Resistance / HDR10 / Qualcomm Quick Charge™ 3.0 Technology / MIL-STD 810G Compliance / FM Radio
LG Dual Screen
- Display: 6.4-inch 19.5:9 FHD + OLED FullVision (2,340 x 1,080 / 403ppi)
- Cover Display: 2.1-inch Mono
- Size: 165.96 x 84.63 x 14.99mm
- Weight: 134g
- Contact Type: USB
- Folding Type: 360 Freestop Hinge
- Color: Aurora Black
Das zweite Display dockt ihr wie ein normales Case ans Smartphone an. Vorher setzte LG dabei auf Pogo Pins, jetzt wird der Screen, der mit 6,4 Zoll identisch groß ist wie das eigentliche Smartphone-Display, per USB verbunden. Das führt u.a. dazu, dass man das Smartphone schlanker bauen konnte. Beide Komponenten — das Smartphone und die Hülle mit dem Dual Screen — wird LG im Bundle anbieten, ihr könnt aber natürlich das LG G8X auch ohne Dual Screen nutzen.
Eine weitere Optimierung gegenüber dem alten Dual Screen ist ein zusätzliches, 2,1 Zoll großes Display, welches all das anzeigt, was man in der Regel von Always-on-Screens gewohnt ist: Uhrzeit, Datum, Wetter etc.
Wichtiger ist meines Erachtens aber, dass das Konzept beweglicher geworden ist als noch beim ersten Dual Screen, so dass das neue Flaggschiff-Smartphone mit diesem Zusatz-Screen so vielseitig wirkt, wie beispielsweise die Yoga-Geräte von Lenovo — oder aber auch die faltbaren Smartphones von Huawei und Samsung.
Seht ihr, Samsung und Huawei – so wird das gemacht!
Und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt. Wir könnten jetzt noch die wirklich starke Kamera, die Qualität des Displays, die Sound-Qualitäten und einiges mehr aufzählen, aber all das findet ihr im Grune ja oben schon komprimiert in den Specs. Reden wir also lieber darüber, dass sich Huawei und Samsung an der Weltspitze gerade herumplagen, faltbare Smartphones zu etablieren (mit bislang äußerst überschaubarem Erfolg) und LG einfach einen komplett anderen Weg einschlägt und die beiden Großen der Branche in dieser Hinsicht zurücklässt.
Der Haken an dem, was Huawei und Samsung mit ihren unbestritten wunderschönen und aufregend wirkenden Falt-Phones versuchen: Es ist aktuell noch äußerst schwierig, diese Displays herzustellen. Dadurch werden sie auf der einen Seite sehr teuer, auf der anderen Seite aber auch ziemlich anfällig. Ob Samsung das jetzt mit der zweiten Generation des Galaxy Fold in den Griff bekommen, muss sich noch herausstellen.
LG erhöht mit dem Dual Screen aber deutlich die Funktionalität und das in einer Art und Weise, die dem Besitzer des LG G8X vieles von dem ermöglicht, was uns Huawei und Samsung als Verkaufsargumente für ihre Foldables aufschwatzen wollen. So könnt ihr beispielsweise die Foto-App öffnen, seht dabei auf der einen Seite die Foto-Übersicht und könnt euch dann die gewünschten Bilder auf dem anderen Panel in voller Größe anzeigen lassen. Ein anderes Beispiel: Ihr zockt auf dem Smartphone und findet dann auf dem einen Screen das eigentliche Game, während der zweite Screen als Controller fungiert.
Klar, natürlich fehlt die seamless Experience, weil ihr statt eines viereckigen Displays nun mal zwei deutlich voneinander getrennte habt. Dennoch könnt ihr aber deutlich mehr darstellen als auf einem normalen 6,4-Zoll-großen Smartphone und ganz ehrlich: Filme im Format 1:1 gibt es eh keine, so dass die Zahl der Anwendungen, die dramatisch unter der sichtbaren Trennung zwischen den beiden Screens leiden, äußerst überschaubar sein sollte.
Samsung und Huawei sind vermutlich auf einem sehr guten Weg, die Smartphones der Zukunft zu denken und zu bauen. Unterdessen hat sich LG aber einen für meinen Geschmack pfiffigen Workaround für das faltbare Smartphone der Gegenwart ausgedacht. Das Konzept “Dual Screen” will man derweil noch weiter ausbauen und ist auf der Suche nach strategischen Partnerschaften.
Zunächst einmal wird uns LG aber mit seinem LG G8X beglücken, zusammen mit dem verbesserten Dual Screen. Preise hat LG heute noch nicht verraten, aber zumindest schon mal verkündet ,dass es in diesem Jahr im vierten Quartal soweit sein soll. Würde mich freuen, wenn LG den Termin hält und damit dann das so wichtige Weihnachtsgeschäft mitnehmen kann. Geht mal davon aus, dass LG beim Bundle mit dem Dual Screen noch unterhalb von 1 000 Euro ins Ziel kommt. Das wäre eine Stange Geld, aber angesichts der Ausstattung — Snapdragon 855, 6 GB RAM, 128 GB erweiterbarer Speicher und nicht zuletzt die Hülle mit dem zweiten Display — ein erträglicher Preis und darüber hinaus natürlich sehr, sehr deutlich unter dem, was die Konkurrenten für ihre faltbaren Handsets aufrufen.