Apple hat einige Funktionen in seinen Systemen, die die Arbeit mit verschiedenen Geräten vereinfacht. Diese basieren darauf, dass sich Geräte untereinander auch finden, wenn sie räumlich nahe sind. Dazu setzt Apple auf WLAN und Bluetooth, was auch sinnvoll ist. Das alles funktioniert natürlich nicht mehr, wenn die entsprechenden Funkverbindungen komplett abgeschaltet werden. Möglicherweise war dies der Grund für Apple, das Verhalten der entsprechenden Schalter im Kontrollzentrum in iOS 11 zu ändern.
Bis iOS 10 war es so, dass ein Abschalten von WLAN im Kontrollzentrum die Funktion komplett abschaltete. Das war eine Möglichkeit, die Akkulaufzeit schnell etwas zu verlängern, indem man WLAN und Bluetooth einfach abgeschaltet hat, wenn sie gerade nicht gebraucht wurden. In iOS 11 wird über diesen Schalter aber nur noch die Verbindung zum aktuellen WLAN getrennt – die Funktionalität WLAN als solche bleibt aber aktiv. Gleiches gilt für Bluetooth. Nach dem „Abschalten“ im Kontrollzentrum funktionieren also alle Apple Services wie gehabt, die Verbindung zu anderen Apple Geräten, wie Watch oder Pencil bleibt ebenso aktiv, wie die Services Handoff oder Instant Hotspot.
Darüber hinaus werden die hier deaktivierten Services morgens um 5 automatisch wieder aktiviert, das WLAN sogar direkt beim Wechsel des Standorts. Der Gedanke dahinter mag sein, dass man über diesen Schalter vielleicht nur ein vor Ort aktives WLAN verlassen will, weil es zum Beispiel überlastet ist, aber später, an einem anderen Ort, vielleicht wieder WLAN nutzen will. Man kann dieser Überlegung durchaus folgen, aber die Tatsache, dass die Nutzer nicht vernünftig darüber informiert werden, wie diese Schalter funktionieren ist unschön. Laut EFF (Electronic Frontier Foundation) handelt es sich dabei um ein Sicherheitsproblem, da die Darstellung der Schalter den Eindruck erweckt, die Dienste würden komplett abgeschaltet, obwohl das eben nicht der Fall ist. Sind sind nur „off-ish“.
Das darf man sich gerne mal auf der Zunge zergehen lassen und ja, da ist sicher auch eine Portion Schadenfreude nicht ganz abwegig: Apple, die immer und oft mit Recht für das Thema Nutzerfreundlichkeit gelobt werden, schießen in ihrer Nutzeroberfläche einen so gewaltigen Bock. Schließlich gehört gerade auch nach Apples Ansprüchen zur Nutzerfreundlichkeit einer Oberfläche die Eindeutigkeit von Funktionen und Feedback. Schalter sollen funktionieren wie es ein Nutzer erwartet und das erwartete Feedback geben. Und genau das ist in diesem Fall im iOS 11 Kontrollzentrum nicht mehr gegeben.
Natürlich können WLAN und Bluetooth weiterhin komplett abgeschaltet werden: Entweder aktiviert man den Flugmodus – in dem Fall ist dann aber auch das Mobilfunknetz deaktiviert – oder man schaltet sie in den Systemeinstellungen ab. Hat man eines von beiden mal getan, dann sieht man auch, dass es weitere Icons im Kontrollzentrum für WLAN und Bluetooth gibt. Die durchgestrichenen Icons zeigen dann an, dass die jeweilige Funktion tatsächlich deaktiviert ist. Warum dann aber das Icon für das Mobilfunknetz nicht durchgestrichen ist, wenn man es abschaltet, sondern nur etwas blasser ist, weiß wohl nur der zuständige Interface-Designer in Cupertino.
Man mag nun darüber streiten, ob es sich hier tatsächlich um ein Sicherheitsproblem handelt. Ganz sicher handelt es sich aber um einen dicken Designfehler, der weit über die Frage hinaus geht, ob man bei Apple möglicherweise nicht mehr so detailverliebt ist, wie früher. Immerhin erlebt man keine Überraschung, wenn man weiß, wie die Buttons arbeiten – aber intuitiv ist das nicht mehr.