Im Iran laufen die Dinge bekanntlich ein bisschen anders. Das gilt ganz besonders für die praktisch nicht vorhandene Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern. Wenn es in diesen Tagen sogar eine Schlagzeile wert ist, dass erstmals Frauen bei einem Länderspiel im Iran erlaubt wurde, im Stadion zugegen zu sein, wisst ihr, was ich meine.
Erfreulicherweise regt sich im Land mehr und mehr Protest, die Globalisierung macht nämlich auch vor diesen Ländern nicht Halt und sorgt für aufgeklärtere Frauen. Dass es dennoch ein weiter Weg ist, den dieses Land zu einer Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, die dann diesen Begriff auch verdient, beweist ein iranischer Streaming-Service.
Der iranische Spotify-Konkurrent heißt Melovaz und bietet durchaus auch viel Musik für westlich orientierte Ohren. Wenn es auch nicht jedes Album und nicht jeden Song gibt, so finden sich dort dennoch viele Tracks von den Beatles, Depeche Mode, Madonna oder Billie Eilish. Bei den beiden letztgenannten Interpretinnen fällt allerdings was auf, wenn man sich die Alben anschaut — seht euch mal das Billie Eilish-Cover zu „Bury a friend“ an:
Sieht komisch aus? Ja, finde ich auch. Besonders, wenn man das Album-Cover mit dem Original vergleicht, wie es der Rest der Welt zu sehen bekommt:
Der Dienst radiert also Frauen von Covers aus! Das ist vorsichtig ausgedrückt befremdlich und schlicht und ergreifend grundfalsch, wenn ihr mich fragt. Wenn ihr wollt, schaut selbst vorbei und probiert es aus — ihr werdet nur sehr, sehr wenige Frauen dort finden und die Covers sind mehr oder weniger gut mit Photoshop bearbeitet worden. Hier sind noch ein paar Beispiele:
Es trifft übrigens nicht nur die Künstlerinnen selbst, sondern auch andere Frauen, die auf Covers abgebildet werden, beispielsweise Schauspielerinnen. Dass Deadpool auf dem folgenden Bild ebenfalls Photoshop zum Opfer gefallen ist, dürfen wir wohl getrost als Kollateralschaden verbuchen:
Gerade bei Duetten wie oben Bradley Cooper und Lady Gaga finde ich es nahezu unverschämt, dass der männliche Part erhalten bleibt, während nur die Frau aus dem Bild radiert wird — und das zudem mit äußerst mäßigen Photoshop-Skills.
Wir kennen das ja aus Ländern in dieser Region, dass Frauen auf Abbildungen bedeckter gezeigt und zensiert werden. Aber dass man die Frauen komplett ausradiert aus der Musikwelt, finde ich auch für diese Länder eine Katastrophe. Das erinnert dann eher an TV-Serien wie die Simpsons, bei denen entsprechende Szenen einfach komplett ausgeschnitten werden. Vermutlich sind die Musik-Fans im Iran schon glücklich, dass überhaupt die Musik zumindest in Teilen erhältlich ist, wenn schon das Gesicht dazu verheimlicht wird.
Ganz am Rande ist es für mein Empfinden auch nicht nur ein äußerst mieses Vorgehen gegenüber Frauen, sondern auch gegenüber der Kunst an sich. Bei der Visualisierung denken sich die Künstler schließlich auch was und völlig zu Recht sind viele, viele ikonische Cover ja auch in die Kunstgeschichte eingegangen. Traurig, dass es sowas immer noch gibt, egal wo in der Welt.
Quelle: Bored Panda via Futurezone.at