Bei Smart Cities denke ich oft ans große Ganze, an Städte, die von Grund auf so angelegt werden, dass sie möglichst nachhaltig sind und möglichst vernetzt. Unsere Städte können und werden aber auch in kleinen Schritten smarter, ein Beispiel dafür sind die guten, alten Straßenlaternen. So gibt es beispielsweise Ideen, wie man sie alternativ mit Strom versorgen kann, oder auch Pläne, Straßenlaternen zu Ladestationen für E-Autos umzufunktionieren.
Strihl aus Schweden befasst sich mit seinem LumenAIR-System ebenfalls mit Straßenlaternen, verfolgt aber einen ganz anderen Ansatz. Genauer gesagt geht es darum, was passiert, wenn eine solche Straßenlaterne defekt ist, aus einem anderen Grund ein Leuchtmittel ausgewechselt werden muss oder der Laternenpfahl ein sonstwie geartetes Update bekommen soll.
Bislang passiert das weltweit in so ziemlich allen Städten wohl auf eine identische Weise: Ein Bautrupp wird informiert, dass Laterne xy nicht mehr funktioniert und macht sich auf den Weg. Mittels Fahrzeug mit Hebebühne werden dann die entsprechenden Mitarbeiter hoch befördert, wo dann die Arbeit erledigt wird. Kostet viel Zeit, viel Personal und ist auch materiell aufwändig, da immer eine Hebebühne samt Fahrzeug mit von der Partie ist.
Geht es nach Strihl und LumenAIR, dann reicht künftig ein Arbeiter nebst Drohne. Bei dieser Drohne handelt es sich um eine modifizierte Malice von DJI, also ein UAV der Profi-Klasse, welches in der Lage ist, Lasten im Kilo-Bereich zu bewegen. Stand jetzt wird sich nach dem LumenAIR-Prinzip also nur noch ein Mensch in Bewegung setzen müssen. Der steuert den modifizierten Kopter (aktuell noch ein Prototyp), der dann mittels spezieller Montage-Vorrichtung in der Lage ist, eine Laterne zu entriegeln und das ganze Modul zu entnehmen.
Mit der Fracht geht es dann wieder auf den Boden, wo der Mitarbeiter eine Reparatur vornimmt, ein Leuchtmittel auswechselt oder was auch immer sonst zu erledigen ist. Danach wird die Drohne per Fernsteuerung wieder in die Luft befördert, um das Lampen-Modul wieder auf die Laterne zu setzen, alles zu verriegeln und der Job ist getan.
Das geht also deutlich schneller als jetzt, mit weniger Personal- und Materialaufwand und demzufolge also auch deutlich kostengünstiger. Über kurz oder lang können wir dann vermutlich darüber diskutieren, dass diese Teile zumindest simple Aufgaben wie den Leuchtmittel-Austausch sogar autark erledigen können, ohne dass ein Pilot aktiv eingreifen muss.
Haken an der Geschichte gibt es allerdings auch, die ich euch nicht vorenthalten möchte. So gibt es aktuell zwar immerhin schon 85.000 Lampen, die kompatibel sind, die Masse der Straßenlaternen sind es allerdings nicht. Hier herrscht ein ziemlicher Wildwuchs anstelle von einheitlichen Standards.
Hier müssen Städte, Kommunen und natürlich die Industrie dringend darüber nachdenken — unabhängig von der LumenAIR-Idee — einen Standard zu etablieren, denn Straßenlaternen werden künftig mehr können, als nur Straßen auszuleuchten. Ob das — wie oben schon erwähnt — eine zusätzliche Funktion als Ladestation sein wird, oder aber das Nutzen eines Laternenpfahls für WLAN und/oder 5G. Gerade bei letzterem könnte es notwendig werden, dass man in kürzester Zeit denkbar viele Laternen ansteuern und umbauen muss — da wäre eine weniger zeitintensive Lösung sicher angebracht. Nicht vergessen werden darf dabei ja auch, dass die LEDs sich in kurzer Zeit sehr stark verbessern, was sowohl Stromverbrauch als auch Leuchtkraft bzw. Haltbarkeit angeht. Soll heißen: Selbst, wenn man heute eine Laterne mit neuen LEDs bestückt hat, könnte es Sinn ergeben, sie schon in vier, fünf Jahren wieder zu aktualisieren. Und das ist sicher nichts, was man für Tausende Laternen pro Stadt mit langsamen und teuren Bautrupps bewältigen möchte.
Schöne Idee also, mit der Strihl da schon im vierten Quartal dieses Jahres an den Start gehen möchte. Wichtig wird aber eben auch sein, wer sich drauf einlässt — und ob ein Laternen-Standard etabliert werden kann.
Quelle: Strihl via Technology Review