Auch im heutigen digitalen Zeitalter gibt es Leute, die keine Computer benutzen und das ist in Ordnung. Doch die meisten von ihnen sind nicht gerade für die Cybersicherheit einer ganzen Nation zuständig. Ein Mann ist es aber: Yoshitaka Sakurada. Der 68-jährige japanische Minister, der das Cybersicherheitsbüro der Regierung leitet, ließ bei einer Befragung im Parlament verlauten, dass er keine Notwendigkeit für einen Computer habe und noch nie einen benutzt hätte.
“Ich führe seit meinem 25. Lebensjahr selbstständig mein eigenes Unternehmen. Wenn die Computernutzung notwendig ist, befehle ich meinen Mitarbeitern oder Sekretären, dies zu tun. Ich tippe nicht auf einem Computer.”
Auf die Frage eines Regierungsabgeordneten, ob Kernkraftwerke die Verwendung von USB-Sticks zulassen – eine weit verbreitete Technologie, die allgemein als Sicherheitsrisiko angesehen wird – schien Sakurada keine Antwort zu wissen. Es wirkte als ob er nicht wüsste, was USB-Sticks sind oder als ob er zum ersten Mal von dieser Vorgehensweise höre.
Die Verweigerungshaltung, die Sakurada hier an den Tag legt, ist gerade in einem so technikversessenen Land wie Japan enorm altmodisch. Und natürlich wurde er auch sofort für seine Aussage kritisiert – für die Opposition war das ein gefundenes Fressen. “Ich kann nicht glauben, dass eine Person, die nie einen Computer benutzt hat, für Cybersicherheitsmaßnahmen verantwortlich ist”, sagte Masato Imai, ein oppositioneller Regierungsabgeordneter.
Sakurada betreut unteranderem die Olympischen Spiele, die 2020 in Tokio stattfinden werden. Auch seine Antworten auf Fragen bezüglich dieses Wettkampfes sorgten für Erstaunen. Er konnte beispielsweise keine Angaben zu den ungefähren Kosten für das Turnier machen und wusste auch nicht, ob Vertreter der nordkoreanischen Regierung anreisen würden. Dass er auch in diesem Bereich Wissenslücken hat, ist extrem merkwürdig, da er das ganze Spektakel ja betreut.
Schon in der Vergangenheit hatte Sakurada für Aufreger und Verwunderung gesorgt. 2016 bezeichnete er unter japanischen Herrschaft von 1910 bis 1945 entführte Koreanerinnen, die der kaiserlichen Armee als Sexsklavinnen dienen mussten, als “Prostituierte”. Er konnte wohl auch nicht verstehen, warum jeder so entsetzt über diese Taten war, denn die Bezeichnung als Opfer tat er als “Propaganda” ab. Sakurada entschuldigte sich schließlich für seine Aussagen.
Was ihm nun für seine Ehrlichkeit blüht, bleibt abzuwarten. Möglich wäre natürlich, dass er als Zuständiger für die Cybersicherheit nicht mehr für voll genommen wird und ein anderer für dieses Amt in Betracht gezogen wird.
via: nytimes