Aktuell haben Zahlen die Runde gemacht, die ein Beleg dafür sind, dass Huawei trotz der widrigen Bedingungen äußerst erfolgreich das letzte Quartal absolviert hat. Kurz nach dem Knallen der Sektkorken gab es dann aber auch direkt wieder eine neue kalte Dusche für Huawei und die kommt aus Großbritannien: Die Regierung hat nämlich entgegen früherer Ankündigungen nun eine andere Entscheidung getroffen und wird Huawei komplett vom 5G-Ausbau ausschließen, wie der britische Digitalminister Oliver Dowden heute verkündete.
Das bedeutet für Mobilfunkanbieter auf der Insel, dass sie für den 5G-Ausbau keine Technik mehr von Huawei einkaufen dürfen, aber es kommt noch dicker für die Netzwerk-Giganten: Die bereits installierten 5G-Kits von Huawei müssen wieder entfernt werden, dafür gibt die britische Regierung Zeit bis 2027.
Das ist aber nicht nur für Huawei ein ziemlicher Rückschlag, sondern auch einer für den 5G-Ausbau in Großbritannien und somit einer für die britische Regierung. Meines Erachtens biedert man sich mit dieser Entscheidung bei der US-Regierung an und nimmt dafür in Kauf, dass der Netzwerkausbau fortan deutlich langsamer über die Bühne gehen wird und auch zusätzliches Geld verschlingen wird.
Dowden hat beteuert, dass der Regierung diese Entscheidung nicht leicht gefallen wäre, man aber aus Gründen der Sicherheit diesen Weg gehen musste. Die BBC zitiert ihn wie folgt:
Dies war keine leichte Entscheidung, aber es ist die richtige Entscheidung für die britischen Telekommunikationsnetze, für unsere nationale Sicherheit und unsere Wirtschaft, sowohl jetzt als auch auf lange Sicht, Oliver Dowsden, britischer Digitalminister
Logisch, dass sowohl Huawei als auch die chinesische Regierung wenig begeistert auf diesen britischen Kurswechsel reagiert haben. Aus Huaweis Sicht, so erklärt man, ist der neue Kurs der Regierung eine schlechte Nachricht für jeden Briten mit Smartphone und treibt nicht nur die Kosten in die Höhe, sondern bremst auch die Entwicklung aus und vertieft die bereits bestehenden digitalen Gräben.
Die Enttäuschung ist verständlich, zumal es mir nicht den Eindruck macht, als könne die Regierung die neuen Sicherheitsbedenken auch mit Fakten untermauern. Ich bin gespannt, wie sich der britische Kurs bezahlt machen wird — gerade mit Blick auf eine US-Wahl, bei der womöglich der neue Präsident nicht der alte sein wird und die Bande zwischen Großbritannien und den USA weniger eng sein dürften.
via Süddeutsche