Spätestens in diesem Jahr, eigentlich aber schon seit mehreren Jahren, müssen wir uns Gedanken machen, was wir in den Nachrichten für bare Münze nehmen und was nicht. Damit meine ich nicht, dass wir den “gleichgeschalteten Lügen- oder Staatsmedien” nicht vertrauen sollten, sondern eher, dass auf Facebook und Twitter unter der Flut an Links auch immer häufiger Seiten zu finden sind, die eher dubiosen Ursprungs sind und hinterfragt werden sollten.
Nehmt als Beispiel die besorgten Bürger am rechten Rand der Gesellschaft, die mittlerweile aus ihrer Filterblase, die bis zum Platzen mit den Links zu den Deutschen-Wirtschafts-Nachrichten, Pi-News, Junge Freiheit etc. gefüllt ist, gar nicht mehr rausblicken können. Jede Nachricht unterfüttert aufs Neue das menschenfeindliche Denken und verhindert, sich einigermaßen neutral mit den Fakten auseinanderzusetzen.
Auch jenseits des großen Teiches — genauer gesagt im White House — macht sich auch jemand Gedanken und kommt ebenfalls so gar nicht mehr aus seiner Filter-Bubble raus. Donald J. Trump, die überhebliche, selbstgefällige und allenfalls mittel-intelligente Präsidenten-Karikatur, sorgt sich ebenfalls, wenn er auf die Medienlandschaft blickt.
Seinem eingeschränkten Blick nach berichten die Medien zumeist falsch über das, was er und sein Stab in Washington anrichten leisten. Immer wieder lässt er durchblicken, dass er auf Kriegsfuß steht mit den Medien, die seine Arbeit kritisieren. Grund genug für den schwerreichen Mann, jetzt mit einer Art “Trump TV” an den Start zu gehen: Aus seinem Trump Tower werden jetzt nämlich die “Real News” produziert – Nachrichten, die nach Meinung des Präsidenten die Fakten endlich mal so darstellen, wie sie wirklich sind.
In der Premieren-Folge musste Trumps Schwiegertochter Lara ran und hatte selbstverständlich nur Positives zu vermelden:
Sie hat eigentlich mehr Erfahrung hinter statt vor der Kamera und so hat das Team auch sehr schnell einen Profi an Land gezogen, der ab der zweiten News-Folge die Nachrichten vorträgt: Kayleigh McEnany, zuvor bei CNN, hat dort in den Sack gehauen und heuerte beim Präsidenten an. Die Dame ist mittlerweile auch dem RNC (Republican National Commitee) beigetreten und machte schon als CNN-Journalistin mit Trump-freundlichen Tweets von sich reden.
An der Stoßrichtung ändert sich durch McEnany selbstverständlich gar nichts: Auch hier gibt es — einmal wöchentlich — nur Lobeshymnen auf Trump, die noch schön mit Musik untermalt werden und auch sie endet mit “And THAT is the real news”.
Join Kayleigh McEnany as she provides you the news of the week from Trump Tower in New York! #MAGA #TeamTrumpPaid for by Donald J. Trump for President, Inc.
Posted by Donald J. Trump on Sonntag, 6. August 2017
Jetzt könnten wir müde lächelnd abwinken und sagen, dass uns das nicht zu interessieren hat, Tatsache ist aber, dass seine loyalen Wähler dieser Dame ab sofort einmal pro Woche an den Lippen hängen werden und vermutlich noch weniger die “richtigen” Nachrichten verfolgen als sowieso schon.
Ein absolut bedenklicher Trend, wenn ein US-Präsident – oder generell ein Politiker mit Regierungsverantwortung – versucht, die Presse mit schöngefärbten Inhalten zu ersetzen. Wir sollten alle immer hinterfragen, welcher Quellen wir uns bedienen und was von einer News zu halten ist. Am besten verlässt man sich dabei aber eben nicht auf eine Haupt-Nachrichtenquelle, sondern nutzt das Netz, um eben verschiedene Zeitungen und möglichst auch verschiedene Standpunkte zu verfolgen.
Soll heißen: Das Rezept gegen Fake-News ist eigentlich, dass man über den Tellerrand schaut, sich möglichst umfassend bei vielen Quellen informiert – und nicht etwa, dass man sich noch weiter in seine eigene Filterblase verkriecht. Trump wird es nicht interessieren – einmal wöchentlich könnt ihr die Lobhudelei auf sein Tun nun bei Facebook bestaunen. Sad.
Quelle: Vogue