Rache-Pornos sagt euch was? Man spricht von Revenge Porn oder eben Rache-Pornos, wenn — meistens nach einer Trennung — Nacktfotos des Ex-Partners bzw. der Ex-Partnerin im Netz auftauchen. Es handelt sich dabei um eine ganz üble Art, gegen eine Ex nachzutreten und leider um eine Methode, die immer weiter um sich greift.
Davon betroffen ist selbstverständlich auch Facebook mit seinen über zwei Milliarden Mitgliedern und daher auch schon länger gewillt, etwas dagegen zu unternehmen. Seit einigen Monaten bereits arbeitet das Unternehmen mit einer speziellen Bilderkennungssoftware, die verhindern soll, dass ein einmal erkanntes illegales Nacktfoto noch einmal seinen Weg auf die Plattform finden kann.
Der Haken an der Geschichte: Damit es erkannt werden kann, muss es erst einmal online gewesen sein. Mit einer neuen Methode, die derzeit in Australien getestet wird, möchte Facebook diesen Schritt nun umgehen. Australien erscheint Facebook wohl besonders geeignet dafür, denn wie die australische ABC berichtet, ist dort mittlerweile jede fünfte Frau zwischen 18 und 45 Jahren davon betroffen, dass solche Bilder bei Facebook oder Instagram auftauchen, unter den Ureinwohnern sogar jede vierte Frau.
Was möchte Facebook nun unternehmen? Es klingt erst einmal etwas schräg, aber das Unternehmen möchte von den Frauen, die befürchten, dass ihre Fotos den Weg auf Facebook finden können, dass sie die Bilder selbst an Facebook schicken! Mag paradox klingen — gerade, weil die meisten vermutlich eine gesunde Skepsis an den Tag legen, wenn es um die Frage geht, welche Daten man Facebook zukommen lässt und was das Unternehmen des Mark Zuckerberg dann damit unternimmt.
Die Idee dahinter ist aber ganz einleuchtend: Zunächst einmal schickt die betreffende Person ihr Foto an Facebook – genauer gesagt schickt sie sich im Messenger dieses Bild selbst. Die Fotos, von denen Facebook erklärt, dass sie ausdrücklich nicht dauerhaft gespeichert würden, werden analysiert und ihnen wird ein Hash-Wert zugeordnet, sozusagen ein digitaler Fingerabdruck, mit dem das Foto einwandfrei zugeordnet werden kann.
Abgewickelt wird das über die Seite der australischen eSafety-Behörde, die gegen diesen Missbrauch durch irregulär veröffentlichte Fotos ankämpft. All das geschieht Ende-zu-Ende-verschlüsselt und sowohl Facebook als auch die von der ABC zitierte Regierungsbeauftragte Julie Inman Grant erklären, dass diese Bilder nicht bei Facebook landen. Der Social-Network-Plattform reicht lediglich der ermittelte Hash-Wert und im Idealfall wird dadurch erkannt, wenn an anderer Stelle jemand exakt dieses Bild auf Facebook hochladen möchte. Der Upload wird unterbunden und das Foto landet nicht ein einziges mal auf Facebook.
Es ist nicht der erste Versuch, auf diese Weise das Verbreiten von Revenge-Porn-Inhalten zu unterbinden, aber wohl der erste, bei dem die Betroffenen diese Fotos selbst prophylaktisch hochladen sollen. Haltet mich für naiv, aber dadurch, dass beim Modellversuch selbst die entsprechende Regierungsbehörde involviert ist, erscheint mir diese Technik als ein probates Mittel, einen Missbrauch zu verhindern.
Wie Motherboard berichtet, sei Facebook über diesen australischen Test hinaus auf der Suche nach weiteren Partnern/Ländern, um dieses Feature auszuprobieren. Aber es bleibt bei dieser Technik eben eine Hürde, die ihr erst einmal nehmen müsst: Ihr müsst Facebook so weit vertrauen, dass ihr ein Nacktfoto überhaupt erst einmal in die Hände des blauen Riesen spielt, ohne dass ihr überhaupt die Gewissheit habt, dass irgendwann einmal jemand planen könnte, genau dieses Bild hochzuladen.
Aber sei es drum: Vorab mag ich das nicht bewerten und es liegt wohl an Facebook und der jeweiligen Behörde, uns davon zu überzeugen, dass dies a) ein sicherer Weg ist und b) tatsächlich das Verbreiten von Revenge Porn unterbunden werden kann. Was haltet ihr von der Nummer? Würdet ihr anstößige Bilder aus freien Stücken Facebook anvertrauen, damit vorab ein Missbrauch verhindert werden kann?