Es scheint, als ob der Spruch „mit Kunst lässt sich kein Geld verdienen“, wahrer wäre als je zuvor. Immerhin können Algorithmen mittlerweile ähnlich gute Kunstwerke erschaffen wie Menschen. Beim Auktionshaus Christie’s in New York wurde nun ein Computerdruck an einen anonymen Telefon-Bieter versteigert. Der Zuschlag wurde anfangs auf lediglich 10.000 Dollar geschätzt, da ein ähnliches Werk aus der sogenannten „Belamy“-Reihe des Pariser Kollektiv „Obvious“ zuvor genau diesen Preis eingeheimst hatte.
Nach einem sieben minütigen Bieterkampf, bei denen drei Interessenten am Telefon, ein Online-Kunde in Frankreich und eine anwesende Person im Saal um das rein computergenerierte Werk wetteiferten. Schließlich wurde das Bild für 432.500 Dollar, also umgerechnet 380.000 Euro, versteigert.
Das Bild nennt sich „Edmond de Belamy“ und zeigt einen Mann in dunklem Gewand, mit weißem Kragen – es erinnert stark an einen Geistlichen im 17. oder 18. Jahrhundert. Damit das Kunstwerk erschaffen werden konnte, wurden dem malenden Algorithmus ein Datensatz aus 15.000 echten Porträts, die zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert entstanden sind, zur Verfügung gestellt.
An der Arbeit waren im Prinzip zwei Algorithmen beteiligt: Einer, der Bilder malt und ein zweiter, der die Kunstwerke überprüft. Und zwar darauf, ob sie auch von einem Menschen stammen könnten. Letztendlich ging es also darum einen anderen Computer zu täuschen. Danach wurde das digital geschaffene Werk auf Leinwand gedruckt und eingerahmt. Der Algorithmus hat das Bild übrigens auch signiert. In der rechten unteren Ecke steht „min G max D x [log (D(x))] + z [log(1 – D (G(z)))“.
„Edmond de Belamy“ wurde deutlich höher versteigert, als so manch anderes Bild, das von Menschenhand gezeichnet wurde, kritisieren Kunstkritiker. Pop-Art-Werke von Andy Warhol und Roy Lichtenstein erzielten beispielsweise „nur“ 75.000 und 87.500 Dollar. Auch Konkurrenten des Kollektivs „Obvious“ sind nicht gerade begeistert, dass dieses Bild so viel Geld abgestaubt hat. Das versteigerte Werk sei nicht wirklich „originär“. Naja, der Wert eines Kunstwerks liegt bekanntlich im Auge des Betrachters.
via: monopol-Magazin