Im gesamten Jahr 2019 wurden in Deutschland laut Statista 63.300 reine Stromer neu zugelassen. Das ist im Grunde ein Erfolg, denn die Neuzulassungen stiegen gegenüber den Vorjahren signifikant an, so dass diese Zahl für Deutschland eine absolute Rekordzahl darstellt. Diese Zahl nenne ich euch deswegen, damit ihr eine Größenordnung habt, wenn ich euch jetzt die nächste Zahl nenne, die wir jetzt aus den USA vernehmen.
Dort hat nämlich Tesla seinen Sitz und jüngsten Berichten zufolge soll die Zahl der Vorbestellungen des Cybertruck — Teslas Endzeit-Vision eines Pickups — mittlerweile bei 500.000 Einheiten angelangt sein. Hierbei handelt es sich nicht um eine offizielle Zahl von Tesla oder Elon Musk, sondern um eine inoffizielle Liste, wie das Blog electrek berichtet. Dort werden die Reservierungsnummern aufgelistet und da diese Nummern fortlaufend sind, können die Vorbesteller auch ungefähr abschätzen, wo in etwa in dieser Liste der Interessierten sie sich selbst befinden.
Würden jetzt also tatsächlich alle Menschen, die mit der Zahlung von 100 US-Dollar ihre Kaufabsicht geäußert haben, tatsächlich zuschlagen, würde Tesla allein an Vorverkäufer fast zehn mal so viele Autos dieses Modells verkaufen, als auf Deutschlands Straßen in einem ganzen Jahr neu zugelassen wurden. Aber ich rate euch davon ab, diese Zahl jetzt so für bare Münze zu nehmen.
Zunächst einmal ist es eben wie gesagt keine offizielle Zahl von Tesla. Dort war das letzte offizielle Statement der Meilenstein von 250.000 Vorbestellungen. Zudem muss eine Anzahlung von 100 Dollar nicht bedeuten, dass sich dann auch tatsächlich für den Kauf entschieden wird. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass die Produktion für die ersten Cybertruck-Modelle erst Ende 2021 anlaufen soll, so dass vor 2022 wohl kaum mit einer Verfügbarkeit zu rechnen ist. In dieser Zeit werden noch viele Modelle veröffentlicht und viele Kaufentscheidungen getroffen/korrigiert. Wer von einem Kauf absieht, bekommt diese 100 Dollar auch wieder erstattet.
Die Hälfte dieser 500.000 Vorbestellungen entfällt übrigens auf das Modell mit einem Motor, sprich: die günstigste Variante des Cybertruck. Die andere Hälfte teilt sich auf die anderen Versionen auf, die auch erst später in die Produktion gehen. Wie gesagt: Das sind Informationen, die wir hier zur Kenntnis nehmen können, haben aber erst einmal noch lange nichts mit tatsächlich verkauften Fahrzeugen zu tun.
Der Tesla-Irrsinn
Elon Musk hat mit Tesla — und auch mit Unternehmungen wie SpaceX — bewiesen, dass er nicht nur ein Sprücheklopfer ist, sondern tatsächlich in der Lage ist, an der Zukunft aktiv mitzubauen. Dennoch genieße ich sein Tun mehr und mehr mit Skepsis, speziell wenn es um Tesla geht. Bis jetzt kann ich schlicht nicht begreifen, dass man ein Fahrzeug wie den Cybertruck entwerfen und vorstellen kann — und das tatsächlich ernst meint. Irgendwas in mir hofft immer noch, dass er die ganze Nummer als Gag auflöst und den tatsächlichen Tesla-E-Truck vorstellt.
Ich kann es aber auch nicht glauben, dass es tatsächlich 500.000 Menschen gibt, die sich so ein Ungetüm anschaffen wollen. Der Glaube fehlt mir da aufgrund der Optik, aber auch aufgrund der Tatsache, dass Nachhaltigkeit nicht funktioniert, wenn wir noch größere und noch massivere Karren durch unsere Innenstädte navigieren.
Daher berichte ich zwar über diese Zahl der Vorbestellungen, bitte euch aber darum, im Hinterkopf zu behalten, dass wir deshalb noch lange nicht wissen, ob der Cybertruck tatsächlich so schnell so oft verkauft wird. Zunächst einmal muss Tesla überhaupt mit der Produktion beginnen und den Cybertruck serienreif auf die Straße bringen. Dann muss dieses merkwürdige Gefährt auch erst einmal zugelassen werden — gerade in Europa dürfte es dabei Schwierigkeiten geben. Aber das sind Themen, die uns beschäftigen sollten, wenn es soweit ist — in ein, zwei Jahren. Bis dahin werde ich aber vermutlich noch so manches mal den Kopf ungläubig schütteln, wenn neue Vorbestellungs-Meilensteine verkündet werden.
via WinFuture.de