Ich gebe es zu: Ich verlasse nicht mehr so häufig das Haus, wenn ich Lebensmittel kaufe. Kleinigkeiten oder Dringendes besorge ich immer noch hier vor Ort in der Dortmunder Innenstadt, aber alles andere bestelle ich meistens und lasse es mir nach Hause schicken. Dadurch, dass ich — und natürlich sehr viele andere Menschen in Deutschland — mittlerweile auf diesem Weg Lebensmittel beziehen, werden ganz sicher die Discounter und Supermärkte so schnell nicht von der Landkarte verschwinden, das ist klar.
Aber wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass wir künftig viele verschiedene neue Ansätze sehen werden, wie Lebensmittel angeboten und transportiert werden. Es werden Shops entstehen, in denen man nicht mehr an einer Kasse bezahlen muss, in speziellen Fällen werden vielleicht Drohnen Lieferungen übernehmen und auch autonome Autos und Roboter werden eine ganz wichtige Rolle spielen.
Im Januar stellten wir euch beispielsweise das Konzept von Robomart vor. Hier haben wir es mit autonomen Roboter-Fahrzeugen zu tun, die in diesem Fall aber wie ein kleiner mobiler Markt fungieren, an denen ihr Waren kaufen könnt.
Heute möchten wir über ein etwas anderes Angebot reden, bei dem es um die US-Supermarkt-Kette Kroger, die in den USA in 35 Staaten vertreten ist und sich auch Gedanken macht, wie künftig die berühmte letzte Meile vom Supermarkt zum Kunden bewältigt werden soll. Entschieden hat man sich jetzt schon mal für das Start-Up Nuro, welches 2016 von zwei ehemaligen Google-Ingenieuren gegründet wurde, die dort auch schon an Googles selbstfahrendem Auto (jetzt Waymo) mitgearbeitet haben.
Nuro sieht sich als Experten für Robotik und AI, möchte beides kombiniert so auf die Straße bringen, dass man nicht nur ein neuartiges Transportmittel produzieren kann, sondern dabei auch ganz klar auf die Karte Sicherheit setzt — der Passant ist also wichtiger als die transportierte Ware, kommuniziert man auf der Produktseite.
Was diese Waren angeht, werden die von Nuro in Vehikeln transportiert, die deutlich kleiner als ein durchschnittlicher PKW sind und innen unterschiedlich ausgestattet werden können. Sie fahren autonom und sind explizit für die letzte Meile konzipiert.
Kroger möchte bereits ab Herbst testweise mit der Auslieferung über diese Fahrzeuge beginnen, wobei noch nicht kommuniziert wurde, an welche Größenordnung die Kette dabei denkt und in wie vielen Staaten man dieses Modell erproben möchte.
Wenn ich schreibe, dass Nuro sein Gefährt speziell für die letzte Meile ausgerichtet hat, dann bedeutet das, dass man sowohl bei der Größe, bei der Geschwindigkeit etc. stets im Blick hat, dass wir es mit einem Roboter für die kürzeren Wege zu tun haben. Das Nuro-Fahrzeug fährt lediglich mit ungefähr 40 Stundenkilometern und ist für kleinere Lieferungen gedacht. Das können Lebensmittel sein, eure Einkäufe, die vom Supermarkt nach Hause gebracht werden oder auch Wäsche.
Das wiederum bedeutet auch, dass mit so einem Modell auch der lokale Handel gestärkt werden soll. Riesen wie Amazon werden sowieso Wege finden, wie sie immer bestmöglich ein Produkt von A nach B befördern, aber Nuro will eben auch den stationären Handel in die Lage versetzen, an den Trends Robotik, künstliche Intelligenz und autonome Fahrzeuge zu partizipieren.
In einer Welt, in der ich glaube, dass die von Menschen gefahrenen Autos in den Innenstädten künftig eine aussterbende Spezies sind, könnten solche kleinen und vielseitigen Roboter-Fahrzeuge ein probates Mittel sein, um Waren zu befördern — wenn auch sicher nicht das einzige.
Spannendes Projekt jedenfalls, welches man sicher im Auge behalten sollte. Wie gesagt: Im Herbst soll es in den USA losgehen und ich bin sicher, dass wir dann erneut von Nuro und Kroger hören und berichten werden.
Lasst gerne eure Meinung zu diesem Projekt da und erklärt uns gerne auch, wie ihr euch die Zukunft vorstellt bezüglich der Lieferung von Lebensmitteln.
via NGIN Food