Jetzt will es unsere Regierung aber wissen: Drei Milliarden Euro plant man jüngsten Meldungen zufolge ein, um das Thema “Künstliche Intelligenz” in Deutschland und Europa voranzutreiben. Schon vor Monaten hörten wir von einem “Masterplan Künstliche Intelligenz”, der unter anderem vorsieht, auf diesem Gebiet sehr eng mit Frankreich zusammenzuarbeiten.
Absolut lobenswert, dass man dieses so wichtige Thema endlich angeht, weil “KI” nicht so ein Buzzword ist, das wieder weggeht, sondern vielmehr jeden Bereich der Industrie mehr oder weniger stark betreffen wird. Will man hier also mithalten mit Nationen wie China oder den USA, ist Eile geboten. Eile und dazu auch massig Hirnschmalz und das nötige Kleingeld natürlich.
Weniger lobenswert ist hingegen, dass man das alles erst zum Ende des Jahres 2018 ernsthaft in Angriff nimmt, während sich die oben genannten Länder, aber auch viele europäische Nachbarn diesbezüglich längst in Stellung gebracht haben. Ebenfalls maximal mittel-lobenswert: Das Volumen, welches heute für die Förderung der KI genannt wurde. Die Rede ist nämlich von gerade einmal drei Milliarden Euro und das verteilt auf einen Zeitraum von über sechs Jahren, bis zum Jahr 2025. Das kündigte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zum Auftakt einer Klausur des Bundeskabinetts in Potsdam zum Thema Digitalisierung an und ergänzte, dass man darauf hoffe, dass das Bestreben der Regierung nochmal etwa den selben Betrag aus der Wirtschaft generieren könne.
Viel ist das nicht, aber dazu später. Zunächst mal erfahren wir, dass man mit diesen drei Milliarden Euro Deutschland zum “führenden KI-Standort” ausbauen möchte. Dazu gehört, dass man “50 Leuchtturmanwendungen” im Bereich Umwelt/Klima auf den Weg bringen will und auch der Health-Bereich steht oben auf der Agenda.
Mit dem Geld möchte man weiter dafür sorgen, dass a) die wichtigen, bereits vorhandenen Köpfe nicht von der Konkurrenz im Silicon Valley abgeworben werden und b) darüber hinaus auch Personal aus dem Ausland nach Deutschland gelotst werden soll. Ein deutsches KI-Observatorium soll dafür sorgen, dass die künftigen Entwicklungen in diesem Bereich auch sozialverträglich vorangetrieben werden. So will man gewährleisten, dass man nicht eine Industrie anschiebt, die deutlich mehr Jobs vernichtet, als sie der deutschen Wirtschaft nützt.
Alles soll auf nach europäischen Standards betrachtet soliden Beinen aufgebaut werden, Datensouveränität und -sicherheit spielen also ebenfalls eine ganz große Rolle. Das klingt nach einer echten Mammutaufgabe, die sich die deutsche Regierung da aufgehalst hat. Das Bestreben ist auch durchaus zu würdigen, wenn ihr mich fragt, aber man darf dennoch skeptisch sein, wie umsetzbar das alles ist.
Dabei stört mich weniger die Stoßrichtung, in die die deutsche Regierung vorpreschen möchte, sondern vielmehr der halbherzige monetäre Ansatz und da sind wir dann wieder bei den drei Milliarden Euro, die im internationalen Vergleich echt ein Witz sind. Nur der Vollständigkeit halber: Von der angedachten Kohle sind bislang erst einmal lediglich 500 Millionen Euro bewilligt und für den Haushalt 2019 ist davon bislang gerade einmal eine Summe von 50 Millionen Euro angedacht.
50 Millionen Euro! Ja, das klingt erst einmal viel, ist unterm Strich aber dennoch weniger, als man bei Google pro Tag in die Firmen-internen Flipperautomaten schmeißt. Zum Vergleich: China hat einen AI-Plan vorgelegt, nachdem man den Weltmarkt spätestens ab dem Jahr 2030 dominieren möchte und wo eine 150-Milliarden-US-Dollar-Industrie geschaffen werden soll.
Ein anderer Vergleich bietet sich ebenfalls an, da ich vor einigen Tagen bei Samsung im Silicon Valley vorbeischauen konnte. Die Koreaner haben neben dem Standort Kalifornien noch sechs weitere AI-Zentren weltweit, dazu kommen noch 22 R&D-Zentren in 15 Nationen, die das Unternehmen bis 2020 an die Spitze der AI bringen sollen.
Die Koreaner stecken eigenen Angaben zufolge nämlich satte 22 Milliarden US-Dollar in die Bereiche KI, 5G, Automotive und Biopharmazeutika. Ein großer Posten dieser Summe, die über die nächsten drei Jahre investiert wird, entfällt dabei auf den Bereich der künstlichen Intelligenz. Das Personal diesbezüglich will man allein für KI auf über 1.000 Personen aufstocken. Im Vergleich zu diesen Bestrebungen klingen die deutschen Pläne tatsächlich ziemlich überschaubar.
Es ist also noch ein sehr weiter Weg für Deutschland, sich bei diesem wichtigen Themen an die Fersen von Unternehmen wie Samsung, Google oder Apple zu heften bzw. an die von Ländern wie China oder die Vereinigten Staaten. Aber dennoch sollten wir zumindest das Bestreben anerkennen, verbunden mit der Hoffnung, dass die erkannte Wichtigkeit des Komplexes “Künstliche Intelligenz” dazu führt, dass unsere Regierung zeitnah weitere Gelder bewilligt.
Wie seht ihr es? Strohfeuer oder endlich ein erster richtiger Schritt in Richtung Zukunft?
via heise.de