Tendenziell sieht es in diesen Zeiten so aus, dass alle wissen (und sagen), was alles verkehrt läuft, die wenigsten aber etwas Konstruktives zum Thema beisteuern. Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle gesellschaftlichen Bereiche, egal ob in sozialen Medien, in der Presse oder auch in der Politik.
Anscheinend haben wir es verlernt, über Lösungsansätze zu diskutieren und versuchen stattdessen immer öfter, dem jeweils anderen schlicht die eigene Meinung aufzudrücken. So ist es beispielsweise ein Leichtes, der Regierung vorzuwerfen, dass sie die Entwicklung u.a. bei der künstlichen Intelligenz verpennt hat. Die Kritik ist zwar in der Sache berechtigt, bringt uns allerdings auch nicht weiter nach vorn.
Glücklicherweise gibt es da seit März dieses Jahres den KI-Bundesverband, der da nun konstruktiver zur Sache geht. Der Verband, der aus mehr als 50 Unternehmen, Start-Ups und Experten besteht, hat sich auf die Fahnen geschrieben, auf die Verbesserung der Bedingungen hinzuwirken, mit denen man zurechtkommen muss, wenn man im Bereich der künstlichen Intelligenz in Deutschland tätig ist.

Es soll im Rahmen dieses Vereins gefördert werden, man möchte für eine umfassende Rechtssicherheit sorgen und nicht zuletzt möchte man ein Experten-Gremium bilden, welches der Bundesregierung unterstützend zur Seite steht. Dieser Verband hat sich nun hingesetzt und ein Positionspapier erarbeitet.
Teil dieses Positionspapiers ist ein 9-Punkte-Plan, der sich in die drei Bereiche „Bildung & Forschung“, „Wirtschaft & Infrastruktur“ und „Arbeit & Gesellschaft & Recht“ gliedert. Insgesamt werden in dem Positionspapier (PDF) über 100 Maßnahmen aufgelistet, die Deutschland (aber auch Europa generell) bei KI besser gegenüber anderen Staaten positionieren sollen. Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes Jörg Bienert erklärt:
Die Gesellschaft reagiert mit Hype, Hysterie oder Gemeinplätzen. Bislang liegen Deutschland und Europa bei der strategischen und konzertierten Förderung der Technologie hinter den anderen Wirtschaftsräumen zurück. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass auch Deutschland die entstehende Dynamik bestmöglich zu nutzen kann. Jörg Bienert, KI-Bundesverband
Wir haben es hier also mit einem vielteiligen Plan zu tun, der an vielen verschiedenen Punkten ansetzt. Dazu gehört selbstverständlich, dass die künstliche Intelligenz bzw. die Unternehmen, die dieses Feld beackern, mit anderen Fördermitteln bedacht werden, sprich: Es soll mehr Geld in diese Bereiche fließen.
Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten sollen massiv aufgestockt werden, wobei der Verband hier eine Erhöhung um mindestens fünf Milliarden Euro jährlich fordert. Desweiteren regt man unter der Überschrift „Moonshot Factory“ ein pan-europäisches Förderprogramm an mit mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr, welches sich explizit um Moonshot-Projekte kümmern soll.
Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen fordert der KI-Verband auch, dass eine flächendeckende Aufklärung stattfindet, um der Bevölkerung die künstliche Intelligenz näher zu bringen und aufzuzeigen, wo sie überall zum Einsatz kommt und welchen Nutzen sie für jeden von uns hat. Außerdem soll ein KI-Ethikrat auf den Weg gebracht werden.
Unter Bildung&Forschung fordert der Verband nicht nur die Förderung der KI-Forschung in der Spitze und die Förderung von Open-Data-Pools, sondern auch eine flächendeckende KI-Aus- und Weiterbildung. Im Positionspapier heißt es demzufolge:
Datenkunde muss als Pflichtfach ab der 3. Klasse eingeführt werden und es braucht eine breite Verankerung von Datenkunde in den meisten Studienfächern und Förderung von Weiterbildungsprogrammen für Arbeitnehmer.
Datenkunde soll also in unseren Schulen Einzug halten und dafür sorgen, dass sich bereits unsere Kids mit der Thematik auseinandersetzen können und müssen. Wichtig auch, dass man die Arbeitnehmer ebenfalls mit ins Boot holt, indem man entsprechende Weiterbildungen fördert.
Für mein Empfinden haben wir es hier mit einem umfassenden und ausgewogenen Plan zu tun, bei dem sich die deutsche Regierung wirklich mal viel Zeit nehmen sollte, ihn durchzuarbeiten, bevor man dann wieder halbherzige Projekte anschubst und viel zu niedrige Fördergelder bewilligt.
Die Welt verändert sich derzeit unglaublich schnell und wir riskieren unseren Spitzenplatz in der Welt, wenn wir nicht entsprechend auf die Veränderungen reagieren und nicht willig sind, auch mal „out of the Box“ zu denken. Der KI-Verband liefert dazu ein sehr solides Gerüst mit seinem Positionspapier — und fast schon habe ich ein bisschen Angst davor, wie unsere Politiker darauf reagieren.
Was sagt ihr zu den Forderungen? Sind sie angemessen, wird zu viel gefordert oder gehen die Forderungen eurer Meinung nach sogar noch nicht weit genug?
Quelle: KI-Verband.de via Golem.de