Disclaimer: Ich gehe stramm auf die Fünfzig zu, was bedeutet, dass es in der Natur der Sache liegt, dass ich vieles von dem, was ich auf TikTok sehe, lahm, albern, befremdlich oder alles drei zusammen finde. Wenn mir eine 18-Jährige erzählt, dass sie Facebook lahm findet und ihr Social-Media-Dasein dann daraus besteht, “lustige” Tanz-Videos auf TikTok hochzuladen, dann kann ich dem eben einfach nicht mehr folgen.
Damit hab ich meinen Frieden gemacht — schließlich haben auch meine Eltern damals die Hände überm Kopf zusammengeschlagen, wenn sie sich angeschaut haben, welche Interessen ich als Teenager so hatte, welche Klamotten ich trug und welche Musik ich hörte. Das soll also hier nicht das Thema sein.
Vielmehr möchte ich darüber reden, was unabhängig vom Alter und vom vermeintlichen Coolness-Faktor nicht sein darf: Eine “Fun”-Challenge wie die aktuell sehr beliebte Kulikitaka-Challenge. Wenn ich das richtig sehe, gibt es die auf TikTok bereits seit letztem Jahr, hat sich über die Zeit aber verändert.
Zunächst wurde zu dem Lied “Kulikitaka” eines karibischen Künstlers rumgetanzt. Diese Choreografien sind für mich als altem Kerl irgendwie komplett sinnfrei, aber sie sind eben auch komplett ungefährlich. Daraus entwickelte sich eine Challenge, bei der zum selben Song und zu einer mehr oder weniger immer gleichen Choreo Haustiere erscheckt wurden. Ab hier ist es schon behämmert, wenn ihr mich fragt.
Ich verstehe nicht, wieso man seinem Hund oder seiner Katze für ein bescheuertes Video einen Schrecken einjagt, aber ich habe auch noch nie verstanden, wieso Kinder Spaß dran haben, Vögel durch festes Auftreten zu vertreiben und ähnliche Späße. Aktuell jedenfalls macht zum Karibik-Sound dieses nervigen kleinen Songs die #scaringcowchallenge die Runde und das Hashtag verrät hier ziemlich genau, worum es geht: Ums Kühe-Erschrecken!
@gretaahrendt1Ranchin & Dancin ##funny ##cattle ##farmlife ##fyp ##foryou♬ som original – owuant
Spätestens hier ist der Punkt erreicht, wo man eine dumme Aktion nicht mehr mit der Begründung durchwinken kann, weil es halt junge Leute sind und man selbst einfach einen anderen Humor hat oder so. Es ist hanebüchener Quatsch, sich in einen Stall oder auf eine Weide zu stellen und Kühe zu verjagen. Es ist dumm, es ist unlustig und es ist vor allem möglicherweise gefährlich — für den Idioten, der es macht, für andere Menschen, die zufällig in den Weg der wegrennenden Kühe geraten könnten und nicht zuletzt für die Kühe selbst.
Einer Statistik der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau aus dem letzten Jahr entnehmen wir, dass es immerhin 7.000 Verletzungen durch Kühe in Deutschland gegeben hat — und neun Tote! In den meisten Fällen hatte es damit zu tun, dass Muttertiere ihre Kälber verteidigen wollten.
Macht ihr also bei dieser Challenge mit, beweist ihr zum einen, dass ihr sagenhaft dämlich und unverantwortlich seid — und ihr gefährdet euer Leben und das der Tiere. Macht eure Dance-Choreos, die manchmal echt niedlich aussehen, auch wenn ich den Zweck des Videos nicht verstehe. Erzählt irgendwelchen Quatsch und macht eure Lipsync-Späße oder eure unlustigen Comedy-Videos. Alles soll mir recht sein — aber diese Scheiße lasst bitte bleiben, Deal?
via Süddeutsche