Corona, Rassismus, Wirecard-Pleite und noch so vieles mehr beschäftigt uns in diesen Wochen. Da ist es doch fast schon eine angenehme Abwechslung, wenn wir mal wieder über eine harmlose US-Studie zur Qualität von Neuwagen berichten. Okay, wenn man Elon Musk oder Tesla-Fahrer/Fan ist, dann reiht sich diese Meldung vermutlich eher unter den erstgenannten Katastrophen ein, denn Tesla kommt in der Studie wahrlich nicht gut weg.
Worum geht es? J.D. Power — ein US-amerikanisches Unternehmen für Datenanalyse — gibt jährlich seine Qualitätsstudie raus, die Neuwagen bewertet bzw. Neuwagen-Käufer zu den Mängeln ihrer Fahrzeuge befragt. Hier wird dann ein Score erstellt, der abbildet, wie viele Mängel bei 100 Autos in den ersten drei Monaten nach dem Kauf festgestellt wurden.
Tesla wurde zum ersten Mal in dieser Studie berücksichtigt, allerdings nur inoffiziell, weil die Ranking-Kriterien nicht voll erfüllt wurden, wie Doug Betts, Präsident der Automobilabteilung von J.D. Power erklärt:
Im Gegensatz zu anderen Herstellern gibt uns Tesla in 15 Staaten nicht die Erlaubnis, die Tesla-Käufer zu befragen. Wir waren jedoch in der Lage, eine ausreichend große Stichprobe von Umfragen bei Eigentümern in den anderen 35 Staaten zu sammeln, und auf dieser Grundlage haben wir Teslas Punktzahl berechnet. Doug Betts, J.D. Power
Dieser Score, den Tesla erzielt hat, ist mit Sicherheit nichts, für das Elon Musk die Sektkorken knallen lassen wird. Die E-Autos des abgedrehten Milliardärs landeten nämlich auf dem 32. Platz — von 32 Auto-Herstellern!
Der PP100-Score — das steht für “Probleme pro 100 Autos” — von Tesla liegt bei 250, was dem US-Unternehmen einen fulminanten letzten Platz beschert. Zum Vergleich: Kia, der Branchen-Primus laut Test, kommt ebenso wie Dodge auf einen Score von 136 Mängeln pro 100 Autos, der Durchschnitt liegt bei 166 erkannten Mängeln.
Welche Mängel wurden festgestellt? Beispielsweise beklagen Tesla-Neukäufer Stoßdämpfer, die sich bei Nässe lösen, Fehler bei der Lackierung und bei der Passform von Karosserie-Teilen, schwer zu öffnende und schließende Motorhauben und Kofferräume wurden genannt. Außerdem beklagen Tesla-Fahrer, dass öfter Quietschen und Klappern sowie Windgeräusche zu vernehmen wären.
Generell wurden in dieser Studie die Infotainment-Systeme stärker berücksichtigt, was die Scores der Hersteller durch die Bank in die Höhe getrieben hat. Bei Tesla im Speziellen sind es allerdings zumeist Produktionsfehler, die man mit der mangelnden Erfahrung des US-Herstellers erklären kann.
Übrigens haben die deutschen Hersteller auch keinen Blumentopf in der Studie gewinnen können. Audi wurde Drittletzter, Daimler Fünftletzter, auch Porsche und BMW erreichten einen unterdurchschnittlichen Wert.
Ich hab euch übrigens die Ergebnisse hier jetzt so neutral wie möglich berichtet und möchte auch nicht grundsätzlich die Methodik in Frage stellen. Allerdings überlege ich mir auch, ob jemand, der für eine Stange Geld einen Tesla — oder auch einen Jaguar, Mercedes oder Porsche — erwirbt, vielleicht gründlicher auf Mängel achtet als jemand, der sich für den Bruchteil dieses Preises einen Kleinwagen an Land zieht. Aber wie gesagt: In Frage stellen will ich diese Scores deswegen nicht, da die Studien von J.D. Power bereits eine lange Tradition haben und damit auch einigermaßen verlässlich sein sollten.
Quelle: J. D. Power via t3n