Update vom 12. Januar 2017 (Mark):
Wie jetzt bekannt wurde, wird die Lily Drohne wohl nicht mehr in die Lüfte gehen, sondern für immer am Boden bleiben. Trotz Vorbestellungen im Wert von 34 Millionen Dollar war man nicht in der Lage, die Finanzierung der Drohne zu gewährleisten. Deshalb ist man auch außerstande gewesen, mit der Produktion der Drohne zu beginnen.
In einer E-Mail hat das Unternehmen die Vorbesteller auf diesen Umstand hingewiesen. Gleichzeitig wurde angekündigt, dass alle Vorbesteller eine automatische Rückerstattung bekommen.
Hier ein Auszug aus der Mail:
At the same time, we have been racing against a clock of ever-diminishing funds. Over the past few months, we have tried to secure financing in order to unlock our manufacturing line and ship our first units – but have been unable to do this. As a result, we are deeply saddened to say that we are planning to wind down the company and offer refunds to customers.
Als jemand, der selber Multicopter fliegt, hat mich das Konzept von Lily nie wirklich überzeugt. Eine Drohne, die nur einen Automatik-Flug-Modus hat, erscheint mir nicht sehr praktisch. Andere Drohnen-Hersteller wie zum Beispiel DJI bieten diese Funktion bei ihren Drohnen mittlerweile standardmäßig mit an, wie zum Beispiel bei der DJI Mavic Pro. Dadurch, dass die Technologie in der Zeit seit der Kickstarter-Kampagne zur Lily Camera doch deutlich vorangeschritten ist, dürften viele der Menschen, die das Projekt mit ihrem Geld unterstützt haben, vermutlich eh nicht sonderlich verärgert darüber sein, dass es nun nicht mehr zustande kommt.
Die Probleme bei der Lily waren schon länger absehbar. Der Starttermin der Drohne wurde bereits mehrmals verschoben.

Ursprünglich sollten die Drohnen bereits im Sommer 2016 ausgeliefert wurden. Der Termin wurde dann aber auf Dezember 2016 verschoben und dann auf Anfang 2017. Bevor jetzt der Termin wieder verschoben wurde hat man bei Lily die entsprechenden Konsequenzen gezogen.
Bei Crowdfunding-Projekten wie der Lily besteht immer eine gewisse Gefahr des Scheiterns. Trotzdem ist es doch verwunderlich, dass trotz der riesigen Resonanz der Lily Camera dieses Projekt nicht realisiert werden konnte. Im letzten Jahr konnte man bei einer A-Level-Finanzierung zusätzlich noch 14 Millionen Dollar einsammeln. Ich vermute, dass man mit der Lily einfach zu viel versprochen hat. Das Video der ersten Beta Phase begeistert mich zumindest nicht:
Die Videostabilisierung ist nicht besonders gut und wird nur durch Software-Stabilisierung möglich sein. Hinzu kommt, dass viele der Aufnahmen nicht wirklich spannend sind. Das Video wurde zwar nett zusammengeschnitten, aber die eigentlichen Aufnahmen sind doch eher unspektakulär. Der Lily fehlen einfach die Sensoren, die eine Kollision bei schnellem Flug verhindern.
Positiv zu vermerken ist immerhin, dass alle Vorbesteller anscheinend zu 100 % ihr Geld zurückbekommen. Auch wenn ich nicht von dem Konzept der Lily überzeugt war, finde ich es schade, dass sie es nicht auf den Markt geschafft hat. Im Folgenden könnt ihr euch noch mal die Original-Meldung aus 2015 durchlesen mit all den Infos zu dem, was hätte sein können.
Original-Meldung 13.05.2015
Mit der Lily Camera soll in einigen Monaten eine selbstfliegende Video-Kamera erhältlich sein, die auf den ersten Blick an eine Drohne erinnert. Die Entwickler legen aber äussersten Wert auf die Feststellung, dass es sich bei dem Gerät nicht um eine Drohne handelt, denn man kann ihren Flug mangels zugehörigem Controller nicht wirklich steuern. Dahinter verbirgt sich ein interessantes Konzept.
Klassische Drohnen begeistern ja nun schon seit geraumer Zeit eine wachsende Anzahl von Menschen. Angefangen beim kleinen Werbeartikel wir der OnePlus DR-1 über Selfie-Drohnen und hochwertige Quadrocopter wie der Parrot Bebop oder der DJI Phantom 2 Vision+ bis hin zum professionell organisierten Drohnen-Rennen – die Dinger versprechen einfach Spass ohne Ende.
Mit der Lily Camera wird das nicht anders sein, wenn auch auf eine andere Weise. Die Drohne, die keine Drohne sein will, ist eigentlich “nur” eine in einem Quadrocopter untergebrachte Foto- und Video-Cam. Man kann sie nicht aktiv lenken, es gibt zur Lily keinen Steuerungs-Controller. Stattdessen gehört zu dem Gerät eine kleine, runde Fernbedienung, mit der man vor und während des Fluges verschiedene Modi aktivieren kann. Über eine Smartphone-App lassen sich weitere Parameter einstellen und kontrollieren.
Das Ganze funktioniert dann folgendermassen: ihr werft die Lily Camera ganz einfach in die Luft. In diesem Moment aktivieren sich die Rotoren des Quadrocopters und das Ding fängt einfach an zu fliegen. Magisch, oder ;-)?
Über die Funkverbindung zur Fernbedienung weiss die Drohne immer, wo ihr – als ihr Zielobjekt – seid. Dementsprechend richtet sich die Drohne an euch aus und behält euch mit der Kamera immer im Fokus. Dabei spult sie das zuvor oder aktivierte oder während des Fluges geänderte Programm ab und kann euch z.B. einfach nur folgen.
Ihr fahrt mit dem Fahrrad? Die Lily fliegt neben euch her. Ihr brettert mit dem Snowbaord den Berg ‘runter? Die Lily folgt euch. Das Konzept ist ziemlich genial, denn bei klassischen Drohnen bräuchte man immer eine zweite Person, die euch und die Drohne aktiv im Blick hält. Selbstverständlich sollte man tunlichst darauf achten, dass die Drohne auf der Strecke eine freie Flugbahn hat.
Das offizielle Produktvideo zeigt sehr schön die Möglichkeiten und die Funktionsweise:
Und von den Entwicklern selbst bekommt ihr es (mit unglaublich schlechtem Sound) auch noch einmal präsentiert:
Quelle: ieee.org
Mit ihrem Gewicht von circa 1,3 Kilogramm und den äusseren Abmessungen von circa 261 x 261 x 82 Millimetern bleibt die Lily Camera Drohne ziemlich kompakt und zudem relativ leicht. Sie ist wasserdicht (IP67). Im Innern befindet sich ein eingebauter Lithium-Ionen Akku, mit dem je nach Fluggeschwindigkeit oder Gegenwind eine Flugdauer von circa zwanzig Minuten erreichbar sein soll. Die maximal erreichbare Fluggeschwindigkeit liegt bei satten vierzig Kilometern pro Stunde – das ist schon ziemlich Speed und sollte für die meisten Einsatzbereiche völlig ausreichen. Die erneute Aufladung des Akkus dauert ungefähr zwei Stunden. Auch die nur 75 Gramm leichte Fernbedienung besitzt einen Akku, der hält circa vier Stunden durch.
Die maximale Flughöhe über Kopf liegt bei circa fünfzehn Metern, ansonsten schwebt die Drohne bei ihrer minimalen Flughöhe von circa 1,75 Metern neben euch und hält auch horizontal diesen Abstand ein.
Die eingebaute Kamera kann Videos mit einer maximalen Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln (1080p, bei 60 Frames pro Sekunde) im .mp4-Format (H.264) aufzeichnen. Alternativ lassen sich auch 1024 x 720 Pixel (720p bei 120 fps) einstellen. Die maximale Auflösung für Fotos liegt bei zwölf Megapixeln. Im Lieferumfang wird sich wohl eine ziemlich kleine Speicherkarte mit vier Gigabyte Speicherkapazität befinden, ein Slot für grössere microSD-Speicherkarten ist aber vorhanden.
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Nach den bisher vorliegenden Informationen dürfte die Lily Camera im Februar 2016 verfügbar sein und soll für Vorbesteller 499 US-Dollar kosten. Nach der Markteinführung steigt der Preis dann auf circa 1.000 US-Dollar – wenn ihr also wirklich Interesse an dem Ding habt, lohnt sich jetzt schon ein Blick auf das Angebot.
Weitere Details: Lily