Facebook scheint in Europa den ersten Rückzieher beim eigentlich fest eingeplanten Datenaustausch mit dem eigenen Messenger WhatsApp zu machen. Wie verschiedenen britische Medien übereinstimmend berichten, habe man die Pläne in Großbritannien zumindest vorübergehend auf Eis gelegt. Der Grund scheint eine ziemlich deutliche, wenn auch nicht sonderlich spezifische Ansage der Datenschutzbehörde ICO (Information Commissioner’s Office) zu sein.
Die Datenschützer hatten Facebook mit empfindlichen Folgen gedroht, wenn das Unternehmen seine bisherigen Pläne zur Datenverknüpfung weiter verfolgen werde. Facebook will die mitunter sehr detaillierten Daten der WhatsApp-Benutzer mit eventuell vorhandenen Profilen koppeln, um damit noch zielgenauer Werbeanzeigen einblenden zu können.
Bereits im September – kurz nach der überraschenden Bekanntgabe der Pläne – hatte der Bundesverband der Verbraucherzentralen WhatsApp in Deutschland abgemahnt. Den Verbraucherschützern missfiel vor allem, dass beim geplanten Datenaustausch auch Informationen über Menschen weitergegeben werden, die sich niemals bei Facebook angemeldet und dementsprechend keine Einwilligung zu einer Speicherung und Verwertung ihrer Angaben erteilt haben.
Wenige Tage später lief die Widerspruchsfrist ab, mit der man zumindest der Nutzung zu Werbezwecken einen Riegel vorschieben konnte. An der generellen Weitergabe der Daten von einem zum anderen Unternehmen änderte das freilich nichts.
Das wiederum rief Hamburgs streitbaren Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar auf den Plan, der kurzerhand eine Verwaltungsanordnung an WhatsApp schickte und dem Unternehmen damit weitere Schritte untersagen wollte. Dem deutschen Beamten dürfte allerdings spätestens beim Anlecken der Briefmarke klar gewesen sein, dass er sich das Porto eigentlich schenken könnte. Facebook hält die deutsche Gesetzgebung für nicht zutreffend und verweist in solchen Fällen auf einen fremdländischen Unternehmenssitz und individuelle Vereinbarungen mit jedem einzelnen Benutzer.
Bei der (durchaus gelegentlich zuständigen) EU-Kommission ging man einen Schritt weiter und kündigte an, dass man nun das eine Neuaufnahme des im Zuge der Übernahme durchgeführten Fusionskontrollverfahrens aus dem jahr 2014 überprüfe.
Während der Daily Express nun titelt, Facebook sei zu einer Pausierung der Datenweitergabe verdonnert worden, bleibt sich der Guardian etwas moderater und verkündet, Facebook habe in eine zeitweilige Unterbrechung eingewilligt.
Das vehemente Vorgehen der Datenschützer steht im Widerspruch zu den Gesetzesvorhaben der Britischen Regierung. Die dürfte in naher Zukunft mit dem “Draft Communications Data Bill” bzw. Snooper’ Charter weitreichende Zugriffe auf jeglichen digitalen Datenverkehr erhalten, was die Verschlüsselung von WhatsApp und anderen Messengern in Frage stellt. Bereits im Juli 2015 hatten wir darüber berichtet.