Mit Project Tango hat sich Google schon früh dem Thema Augmented Reality verschrieben. Wie die Nummer ausgegangen ist, wisst ihr natürlich: Google hat das Project Tango beerdigt. Abgelöst wurde es durch ARCore, welches nach und nach immer mehr Smartphones zu AR-fähigen Geräten macht.
Aus dieser Project Tango-Zeit stammt auch noch Google Measure — eine App, mit der ihr wie bei einem Lineal die Abstände zwischen zwei Punkten abmessen könnt. Auch diese App wurde zu ARCore herüber gerettet und steht ab sofort zur Verfügung für alle Smartphones, die ARCore-kompatibel sind.
Neben den neueren Google-Smartphones gehören dazu auch die wichtigsten Modelle von Samsung und LG, auch Motorola, Huawei und diverse andere Hersteller haben ARCore-fähige Handsets am Start. Eine komplette Übersicht findet ihr hier. Falls euer Smartphone kompatibel ist, könnt ihr die Software bei Google Play herunterladen und dort findet ihr Google Measure:
Die Bedienung der App ist grundsätzlich erst mal ziemlich einfach: Ihr haltet grob auf das gewünschte Objekt, bewegt dabei das Smartphone vorher in alle möglichen Richtungen, damit der anvisierte Raum erfasst werden kann. Das klappt übrigens besser, wenn ihr ordentlich Licht habt. Dann wählt ihr aus, ob ihr Höhe oder Länge ausmessen möchtet und zieht dieses Lineal dann per Drag and Drop auf das zu messende Objekt. Dann zieht ihr die beiden Seiten an die jeweiligen Endpunkte des Objekts und erfahrt dann unmittelbar, wie lang es ist.
Die App präsentiert sich sehr rudimentär, ihr könnt aber immerhin aus der Anwendung einen Screenshot machen und zudem auch auswählen, ob ihr lieber das metrische oder das angloamerikanische System nutzen möchtet.
Falls euch das alles einigermaßen bekannt vorkommt, dann könnte das damit zusammenhängen, dass Apple erst kürzlich bei der iOS 12-Vorstellung nicht nur ARKit 2.0 vorstellte, sondern mit „Measure“ eben auch eine Lineal-App.
Dass die Dinger nun identisch heißen, ist natürlich nicht relevant, weil „Messen“ für eine Abmess-App tatsächlich ziemlich auf der Hand liegt. Aber schon das Timing lässt vermuten, dass Google dem ewigen Kontrahenten jetzt möglichst schnell was entgegensetzen wollte. Immerhin gibt es die Anwendung für Project Tango schon seit zwei Jahren.
Leider muss ich sagen, dass Google Measure für mich persönlich auch den Eindruck vermittelt, dass es ein bisschen zu schnell ARCore-tauglich gemacht und für die jeweiligen Smartphones veröffentlicht wurde. Ich muss fairerweise dazu sagen, dass ich das Apple-Pendant nur aus der Keynote kenne und nicht abschätzen kann, wie simpel die Anwendung tatsächlich zu nutzen ist.
Schaut euch vielleicht mal selbst die Videos an — zunächst die Lösung von Google, danach dann ein Clip von der Apple-Keynote kürzlich beim WWDC:
Und jetzt die Vorführung bei der Keynote von Apple:
Die Bedienung bei Apple ist einfach schöner, weil ihr hier einfach nur die jeweiligen Punkte auf dem Display markiert und zumindest im Video macht es auch den Eindruck auf mich, dass das Ausmessen für das iPhone einfacher von der Hand geht.
Ich habe gerade den Selbstversuch gestartet und muss zugeben, dass sich mein Smartphone (Das Samsung Galaxy S9+) beim Vermessen ziemlich schwer tut. Es ist also schon mal grundsätzlich gar nicht so einfach, dass der Raum richtig erfasst wird, in welchem sich das zu messende Objekt befindet und die Bedienung ist auch einfach nicht so schön. Auf dem Foto seht ihr, wie das „in Action“ aussieht — und ihr seht auch, dass der Autor dieses Beitrags zudem ein bisschen schief gemessen hat ;)
Das ist leider noch nicht so schön intuitiv und unkompliziert, wie es bei Apple aussieht und dementsprechend sind auch die meisten der ersten neuen Bewertungen bei Google Play wenig begeistert:
Okay, jetzt muss man nicht immer hundertprozentig was auf die Bewertungen geben. Aber es zeichnet sich in der Tat an, dass es nicht nur für mich bei meinem Eigenversuch eben den Eindruck machte, als ist die App zumindest noch nicht so nützlich, wie sie eigentlich sein könnte oder sollte. Solange ich zuhause bin, hab ich jedenfalls deutlich schneller ein Lineal, einen Zollstock oder ein Maßband zur Hand, als dass Google Measure mir das richtige Resultat liefert. Davon ab hat sich die App bei meinem Test um etwa einen Zentimeter vermessen, aber das liegt so gerade noch in der kommunizierten Toleranz der Anwendung.
Der Ansatz ist nicht schlecht und ich bin auch ganz sicher, dass die App sowohl zuverlässiger und präziser als auch vom Handling noch angenehmer wird. Aktuell muss man jedoch auch als großer Google-Fan konstatieren, dass die Kollegen aus Cupertino dieses mal doch die Nase vorne haben.
via Caschys Blog