Egal, ob wir über technologische Errungenschaften wie 5G, über Robotik oder künstliche Intelligenz reden: Immer profitiert auch die Medizin auf irgendeine Weise davon und könnte bahnbrechende Innovationen nach sich ziehen. Das gilt auch für die Technologie des 3D-Drucks. Zuerst denkt man dabei vielleicht an mehr oder weniger unnütze Kunststoff-Objekte, die man damit anfertigen kann, aber auch die Wissenschaft ist stets bestrebt, die Grenzen dieser Technologie auszuloten und zu verschieben.
Ein Paradebeispiel dafür dringt gerade aus Tel Aviv zu uns durch: Einem israelischen Team von Wissenschaftlern ist es nämlich nun gelungen, in einem 3D-Drucker ein Herz aus menschlichem Gewebe zu produzieren. Ausführlich nachlesen könnt ihr das auf der Seite Advanced Science, wo der komplette Bericht veröffentlicht wurde.
Das Herz hat etwa die Größe eines Hasenherzens, ist also deutlich kleiner als ein menschliches Herz. Immerhin besteht das Herz aus dem 3D-Drucker aber komplett aus Gewebe, Blutgefäßen und Kammern. Es ist nicht das erste Mal, dass dieser Geniestreich aus dem 3D-Drucker gelingt. Aber es ist das allererste Mal, dass es eben komplett inklusive Zellen und Blutgefäßen hergestellt werden kann. Zudem hat man sonst auf synthetische Materialien oder anderes natürliche Gewebe gesetzt — in diesem Fall handelt es sich um Gewebe, welches man dem Patienten entnehmen kann. Konkret wurde per Biopsie Fettgewebe eines Patienten entnommen und aus dieser „Tinte“ wurde dann menschliches Herzgewebe.
Dass es sich um Gewebe des Patienten handelt, ist vor allem deswegen von unschätzbarem Wert, weil es bedeutet, dass ein solches Organ höchstwahrscheinlich nicht vom Körper abgestoßen wird, da es eben aus dem eigenen Gewebe besteht. Allerdings würden wir uns zu früh freuen, wenn wir jetzt davon ausgingen, dass man mithilfe dieser technischen Errungenschaft schon bald menschliche Herzen transplantieren könnte.
Das Herz entspricht — von der Größe abgesehen — zwar einem menschlichen Herzen, funktioniert aber bislang noch nicht wie ein solches. Es fehlt also noch die Möglichkeit zu pumpen und damit werden sich die Wissenschaftler der Universität Tel Aviv als nächstes beschäftigen. Wenn alles nach Plan läuft, will man das bereits in einem Jahr an Tieren ausprobieren. Bis so etwas aber so ausgereift ist, dass man es im Krankenhaus zur Transplantation bei einem Menschen einsetzen kann, wird noch viel Zeit vergehen. Die israelischen Forscher wollen sich nicht auf ein konkretes Zeitfenster festlegen, hoffen aber drauf, dass es binnen zehn Jahren so weit sein könnte.
via zdf.de