Windows 10 naht mit grossen Schritten und in Vorbereitung auf das neue Betriebssystem werden auch viele Programme und Apps von Microsoft auf Vordermann gebracht. Der neueste Kandidat ist nun Redmonds E-Mail Webservice outlook.com, der neben Googles Gmail sicherlich zu den weltweit meistgenutzen Diensten seiner Art gehört. Das anstehende Update ist wirklich riesig und umfasst mehr als ein Dutzend Änderungen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da erschienen die Android- und iOS-Apps für Outlook und auch sonst ging es mit dem Service in letzter Zeit Schlag auf Schlag vorwärts. Mittlerweile lassen sich über das Web-Interface des gleichnamigen Dienstes E-Mail Anhänge bei OneDrive speichern, die Optik wird immer weiter angepasst und die Richtung ist nun wohl jedem Beobachter völlig klar: Outlook soll nahtlos in die Office 365 Suite eingegliedert werden und ebenso wie andere Anwendungen betriebssystemübergreifend funktionieren. Dennoch: als Dienst bleibt outlook.com kostenlos (bzw. werbefinanziert), eine Nutzungsgebühr wie bei einigen anderen Office 365 Programmen wird auch zukünftig nicht erhoben.
Zu dem jetzt langsam und schrittweise bei allen Benutzern ausgerolltem Update gehören wieder einmal optische, aber auch funktionale Änderungen. Insgesamt kann man sagen: das „klassische“ Outlook und das Web-Interface outlook.com werden sich ähnlicher. Ein überarbeiteter Posteingang, bessere Möglichkeiten für die Nutzung des Dienstes in Gruppen, eine verbesserte Suchfunktion und ein erweiterter Kalender gehören zu den zentralen Punkte.
Viele der neuen Features sind uns bereits von anderen Diensten – allen voran Gmail – bereits bekannt, hier schliesst outlook.com also zur Konkurrenz auf oder wird – oder will – es sogar besser machen. Die wichtigsten Neuerungen sind:
- Clutter: Hinter dem Oberbegriff Clutter verbirgt sich ein selbstlernender Filter, der im Laufe der regelmässigen Benutzung von outlook.com eine Vorsortierung der eingehenden Mails übernehmen wird. Wer z.B. viele Newsletter abonniert hat, sie aber kaum oder nur unregelmässig liest, wird diese Mails nach einiger Zeit in einem separaten Ordner finden, nicht mehr in der normalen Ansicht des Posteingangs.Die dahinterstehende Idee ist, dass der „Workflow“ verbessert werden soll und man nicht mehr von solchen Nachrichten abgelenkt wird. Selbstverständlich kann man manuell in diese Vorsiertung eingreifen, sie unterbinden oder dem Filter beim „Lernen“ helfen. Google Inbox verfolgt ein ähnliches Prinzip.
- Suchvorschläge und -Verfeinerungen: was in aktuellen Suchmaschinen längst Standard ist, ist bei grösseren personalisierten Datenmengen noch längst nicht üblich. In der nächsten Version von outlook.com werden nun verbesserte Suchvorschläge während der Eingabe, Verfeinerungen der Sucherergebnisse basierend auf den bisherigen Suchergebnissen sowie verschiedene Sortier-Optionen Einzug halten. Zudem werden Suchbegriffe innerhalb der Ergebnisse besser hervorgehoben, auch das erleichtert das Auffinden der gewünschten Mails, Personen, oder Dateianhänge.
- Link-Vorschau: kennt ihr, zumindest wenn ihr Facebook, Google+ und Co. benutzt. Ihr kopiert einen Link, fügt ihn ein, und schon generiert euch die Plattform eine entsprechende Vorschau mit Titelzeile, Zusammenfassung und Vorschaubild. Genau das wird nun auch outlook.com beherrschen und soll dabei besonders bei sogenannten Rich-Media-Inhalten, also z.B. Videos von Youtube und Vimeo, seine Stärken zeigen.
- Pins: nach dem Update werden sich über ordnerbasierte Pins besonders wichtige Mails an der Spitze der Listenansichten „festpinnen“ lassen, damit sie nicht im nachfolgenden mail-Verkehr chronologisch nach unten verschoben werden.
- Add-Ins: bereits auf der Build 2015 kündigte Microsoft an, dass man zukünftig verstärkt auf sogenannte Add-Ins in den verschiedenen Office-Apps setzen werde. Damit lassen sich Funktionen anderer Programme und Dienste innerhalb der App nutzen, z.B. interaktive Landkarten (in diesem Fall von Bing) in Mails einbinden. Microsoft erwähnt bereits ein paar bestehende Partnerschaften, darunter den Mietwagen-Service Uber oder eBays Bezahldienst Paypal.
- Skype: in Deutschland nicht ganz sooo erfoglreich, ein wenig unter Druck durch Google Hangouts und frisch verschmäht von Facebook bleibt Skype selbstverständlich elementarer Bestandteil in verschiedenen Office-Anwendungen. Innerhalb von outlook.com soll man nun nahtlos zwischen Mails und einem Skype-(Video)-Telefonat mit dem Empfänger switchen können.
- OneDrive: nicht nur das Abspeichern von empfangenen Datei-Anhängen ist in Microsofts Cloud-Service OneDrive möglich, auch das Teilen von eigenen Daten via E-Mail soll nun verbessert werden. Zieht man z.B. via Drag and Drop eine Datei in eine neu verfasste Mail, wandelt outlook.com sie automatisch in einen entsprechenden Link zu dieser Datei um (und setzt – so vermute ich – automatisch die passenden Berechtigungen, damit der Mail-Empfänger die Datei auch abrufen kann.
- Kalender: auch der Outlook-Kalender bekommt neue Funktionen und optische Verbesserungen und soll nun z.B. wesentlich besser mit gemeinsam genutzten Kalendern umgehen können. Zudem erstrecken sich die o. bereits erwähnten Verbesserungen der Suchfunktion in Teilen auch auf diesen Bereich und erleichtern z.B. das Auffinden von Terminen oder Teilnehmern.
Microsoft hat alle Änderungen übersichtlich in einem englischsprachigen Blogbeitrag zusammengefasst und zudem mit dem heutigen Tag ein Feedback-Portal eröffnet, in dem man eigene Vorschläge für die weitere Entwicklung des Dienstes machen kann.
Wie gesagt, ein richtig dickes Update, vor allem für Power-User. Mich treibt jetzt nichts davon von Gmail zu outlook.com, aber wenn ich mehr in der Office-Sphäre unterwegs wäre oder beruflich ausschliesslich Microsofts Office Suite nutzen würden, dann wäre genau so ein Update eine echte Freude.