Nicht falsch verstehen: Das Microsoft Lumia 950 und das Microsoft Lumia 950 XL sind tolle Smartphones mit einem starken Betriebssystem. Haben sie in diesem Jahr aber wirklich für Furore sorgen können? Nein, leider nicht. Auch haben sie nicht dazu beitragen können, dass Windows-Smartphones den riesengroßen Abstand auf iOS und Android zu verkürzen.
Ich bin sehr angetan vom „neuen“ Microsoft, welches nicht nur ein bärenstarkes Windows 10 mit unfassbar vielen Möglichkeiten vorgelegt hat, sondern auch mit den jüngsten Geräten der Surface-Reihe bewiesen haben, dass sie Hardware können. Abgerundet wird all das durch das scheinbar neu erworbene Talent, auf die Kritik seiner Nutzer zu hören und sich der auftauchenden Probleme vorbehaltslos anzunehmen.
Letzteres ist auch bitter nötig, will man den Smartphone-Karren aus dem Dreck ziehen und in absehbarer Zeit mal wieder so eine Rolle spielen möchte, wie sie seinerzeit Nokia inne hatte. Lektion verstanden, könnte man sagen, wenn man sich die Folge 445 von Windows Weekly auf twit.tv reinzieht. Mit Leo Laporte, Mary Jo Foley und Paul Thurrott war dort geballte Microsoft-Kompetenz versammelt und niemand geringeres als Chris Capossela – CMO von Microsoft – komplettierte diese illustre Runde und stand Rede und Antwort bei diesem Blick auf das Jahr 2015 aus Microsoft-Sicht.
Etwa 107 Minuten geht der Spaß, den ich euch als Microsoft-Fans hiermit wärmstens empfehle, konkret möchte ich aber auf ein Statement Caposselas eingehen, welches die Smartphones aus Redmond betrifft. Durchaus einsichtig erklärt der Chief Marketing Officer Microsofts, dass die neuen High-End-Lumias zwar sehr ordentliche Geräte sind, aber halt noch nicht ausreichen, um dem iPhone oder den Androiden wirklich gefährlich zu werden.
You need Snapchat, you need Instagram … you need Uber, gotta have it. There’s 10-15 apps that you just have to have on the phone. Chris Capossela, Chief Marketing Officer Microsoft
Er lobt die wirklich starke Kamera der Handsets und mit Windows 10 haben die auch die richtige Basis, um erfolgreich zu sein, dennoch hakt es seiner Meinung nach an mehreren Ecken und Enden. Sowohl im Bereich Hardware als auch bei der Software muss man dringend zulegen, wenn man Android und iOS gefährlich werden will und er braucht die Unterstützung der third Parties: Will man heute einen 15-jährigen Menschen dazu bewegen, ein bestimmtes Smartphone zu kaufen, dann wird das schwierig, wenn man für das System keine Snapchat-App am Start hat.
Einige der wichtigsten Apps sind mittlerweile auch für das mobile Windows-Lager zu haben, einige andere wie eben Snapchat fehlen jedoch noch. Was Microsoft hinbekommen muss, so Capossela weiter, ist ein Äquivalent zu den Surface Pro-Geräten und zum Surface Book. Gleichzeitig lässt ihn das aber auch optimistisch in die Zukunft schauen: Auch beim Surface Pro hat es ein paar Geräte-Generationen gebraucht, bis es das Vorzeige-Device war, von welchem sich letzten Endes sogar Apple inspirieren ließ.
Daher darf man Microsoft nicht abschreiben auf dem Smartphone-Markt, sondern sollte ihnen auch hier die Zeit einräumen, eine Plattform zu entwickeln und zu verbessern und unterm Strich ein Device abzuliefern, welches – unabhängig davon, ob es Surface im Namen trägt oder nicht – den gleichen hohen Ansprüchen genügt wie die jetzigen Surface-Modellen.
We need more breakthrough hardware work, we need more breakthrough experiences. Chris Capossela, Chief Marketing Officer Microsoft
Es muss Microsoft nach Ansicht von Capossela gelingen, eben nicht nur die Leute zu erreichen und zu begeistern, die sowieso schon Windows-Fans sind. Daher muss noch Einiges passieren, bis die Leute ernsthaft und massenweise darüber nachdenken, von einem iPhone auf ein Windows Phone umzusteigen, aber dem Microsoft von 2015 muss man zugestehen, dass sie die Probleme erkennen und anpacken.
Dabei scheint es so als wird man keinen halbherzigen Schnellschuss abliefern, sondern sich die notwendige Zeit für die Entwicklung nehmen. Zuletzt war davon die Rede, dass wir mit einem Surface Phone im zweiten Halbjahr 2016 rechnen können. Wir dürfen wohl gespannt sein und werden aufmerksam die Geschehnisse in Redmond verfolgen. Fürs Erste schauen wir mit Windows Weekly 445 nun aber zurück auf das Microsoft-Jahr 2015 – wenn ihr direkt die Stelle sehen wollt, in der sich der CMO zum Thema Smartphone äußert, steuert Minute 38.30 an: