Viele Städte, viele Anbieter – überall ein unterschiedlicher Umgang. Die kanadische Stadt Montreal hat sich dazu entschieden, die Lizenzen für diverse Verleiher von E-Tretrollern nicht zu verlängern. Damit wird es dieses Jahr keine Angebote in diese Richtung geben. Die Stadt hatte letztes Jahr einen Pilotbetrieb gestartet und Lime sowie Bird eine Lizenz für drei Monate erteilt. Es sollten Erfahrungen gesammelt werden, um über den Regelbetrieb zu entscheiden – offenbar waren diese Erkenntnisse jedoch nicht positiv.
Eric Alan Caldwell, der Stadtrat von Montreal, bezeichnet den Umgang mit den elektrischen Gefährten sowie ihren Ent- und Verleihern, als „Unordnung“. Seiner Meinung nach ist das Experiment klar gescheitert. Die E-Scooter-Fahrer halten sich kaum an die Regeln, so müsste die Stadt seiner Meinung nach eine eigene „Scooter-Polizei“ installieren. Das lehnt die Stadtverwaltung allerdings konsequent ab.
Parken und Unordnung
Eines der größten Probleme soll auch das Abstellen der Roller sein. Nur etwa 20 Prozent der entliehenen Roller sollen ordnungsgemäß geparkt worden sein. Knapp 80 Prozent aller Roller sollen falsch abgestellt worden sein, so waren sie teilweise auch eine erhebliche Behinderung.
Montreal fand offenbar keinen Weg, diesen Problemen Herr zu werden und sieht aktuell auch keine Veranlassung dazu, dem Experiment eine weitere Chance zu geben. Ein weiterer Verkehrsteilnehmer im Straßenbild soll für Unordnung sorgen.
Sicherheit auf E-Tretrollern
Auch die Sicherheit wird weiter infrage gestellt. Die Koexistenz von Fußgängern, Radfahrern und Scooter-Fahrern (und natürlich gibt es auch noch Autos) soll zu neuen Problemen führen. Zudem wollten sich viele Fahrer nicht an die vorgesehene Helmpflicht halten – insgesamt 320 Bußgeldverfahren wurden eingereicht.
Immerhin gibt es auch positive Nachrichten, von den insgesamt 220.000 registrierten E-Scooter-Fahrten führte keine zu einem schweren Unfall. Aus diesen Zahlen lässt sich außerdem etwas anderes ableiten: Es gibt Bedarf für Lösungen im Bereich Mikromobilität. Das zweifelt auch die Stadtführung nicht an, so soll das Angebot an Leihrädern erweitert werden. Dazu sollen Lizenzen an E-Bike-Verleiher vergeben werden.
Was ist schon zum Start perfekt?
Es scheint der Auftakt der E-Roller-Saison 2020 zu sein – auch dieses Jahr werden E-Scooter eine breit diskutierte Lösung im Bereich Mikromobilität sein. Während immer mehr Städte versuchen, (individuelle) Lösungen für das Parken und Aufladen der Roller zu finden, geht es auch schon den ersten Anbietern an den Kragen. In einigen Regionen gibt es ohne Frage definitiv ein Überangebot, die gleichen Verleiher bedienen die gleichen (kleinen) Verleihgebiete. So hat kürzlich Bird beispielsweise Circ übernommen.
Derartige Experimente wirken für mich aber wie Augenauswischerei. Es gab für drei Monate einen komplett neuen Teilnehmer im Straßenverkehr – der anders als alle anderen Verkehrsmittel nicht auf eine große staatliche Regulierung zurückblicken kann. So müssen E-Tretroller in Pilotphasen perfekt funktionieren und bestehen. Es wirkt wie eine Aufgabe, die simpel nicht zu schaffen ist. So kam es, wie es kommen musste und die Experimente werden schneller wieder eingestellt, als sie überhaupt gekommen sind. Kalkül – oder einfach nur mangelnde Geduld?
Via LaPresse