Motorola hat bekanntlich das Klapp-Handy zu neuen Ehren verholfen, indem man dem Motorola Razr eine Neuauflage verpasste, die nun auf ein flexibles, faltbares Display setzt statt damals auf zwei separate. Diese Technologie birgt aber auch Gefahren, wie nicht nur die Konkurrenz von Samsung und Huawei feststellen musste, deren faltbare Handsets auch ihre Schwierigkeiten hatten.
Vor kurzem erst berichteten wir darüber, dass Motorola von sich aus darauf hinweist, dass es durch den Klappvorgang zu „Beulen im Display“ kommen kann und das völlig normal wäre. Im selben Beitrag erzählte ich euch, dass ich es nicht für normal empfinde, wenn das bei einem 1 500-Euro-Device passiert.
Ungeachtet dessen hat sich jetzt das Magazin CNET selbst an die Arbeit gemacht und das Razr von Motorola auf seine Haltbarkeit getestet. Dabei nutzten die Journalisten ihre CNET-eigene „FoldBot-Maschine“, die ein faltbares Smartphone einem Klapp-Stresstest unterziehen kann. Hier werden also die Faltvorgänge simuliert, das Galaxy Fold von Samsung hat hier übrigens 100.000 Vorgänge schadlos überstanden.
Nicht so beim Motorola Razr: Nach 27.000 Klappvorgängen war Schluss, bzw. das Scharnier insofern geschädigt, dass man jedes Klappen deutlich hörte und sich das Razr nicht mehr hundertprozentig plan schließen ließ. 27.000 Vorgänge klingt natürlich viel, aber wenn man nur davon ausgeht, dass man täglich 50 mal auf sein Smartphone blickt (ich liege da hoffnungslos weit drüber), dann würde das bedeuten, dass nach 540 Tagen – also nach etwa eineinhalb Jahren der Spaß vorbei wäre.
Aber …
Es gibt gleich ein paar „aber“, auf die ich noch eingehen möchte bei diesem Test. Zunächst einmal fällt auf, dass der Test nicht so hart ausgefallen ist wie beim Galaxy Fold. Es wurde also nicht komplett auf und zu gefaltet, sondern allenfalls halb. Das könnte theoretisch bedeuten, dass das Razr sogar noch früher die Grätsche macht und nicht „erst“ bei 27.000 Faltvorgängen.
Weiter kann man diesen Test generell in Frage stellen. Möglicherweise ist es auf die Kalibrierung der Maschine zurückzuführen, dass der Defekt des Handsets relativ früh herbeigeführt wurde. Zudem hat CNET lediglich ein einziges Razr ausprobieren können. Mag also sein, dass man einfach nur ein fehlerhaftes Modell erwischt hat, repräsentativ ist das alles somit jedenfalls nicht.
Ein weiterer Punkt, den man berücksichtigen sollte: Das Razr verfügt auch über ein weiteres Display, welches wichtige Benachrichtigungen auch im zugeklappten Zustand anzeigt. Es ist also tendenziell ein Smartphone, welches man deutlich weniger aufklappen muss, als man es zur Hand nimmt.
Zu guter letzt bilde ich mir ein, dass diese Stresstests eh nicht das tatsächliche Nutzerverhalten widerspiegeln. Es ist eben ein Unterschied, ob ich ein Smartphone 1500 mal im Monat klappe, oder ob das eine Maschine innerhalb von Minuten tut — alleine durch die Hitzeentwicklung, die es logischerweise bei diesem Prozess gibt.
Aber ich will auch nichts schönreden, zumindest das getestete Gerät weist die beschriebenen Mängel vor nach etwas mehr als 27.000 Klappvorgängen. So oder so können wir zumindest festhalten, dass lediglich das Scharnier betroffen war und der vermeintliche Schwachpunkt — das Display — weiterhin einwandfrei funktioniert hat, auch ohne sichtbare Blessuren.
Es dauert noch, bis wir das Motorola Razr in Europa kaufen können — vielleicht wird es bis dahin ja weitere, belastbarere Tests geben, die uns dann wirklich Aufschluss darüber geben, wie haltbar das Motorola Razr. Unabhängig davon finde ich es zumindest aber bedenklich, über Haltbarkeit eines Smartphones mittels so einer Maschine entscheiden zu wollen.
via t3n