Jeder von euch kann mit dem Begriff “Uber” was anfangen, bei Didi ist das vermutlich noch nicht so. Didi Chuxing bietet seinen Uber-ähnlichen Ride-Sharing-Dienst bislang neben seinem Heimatland China lediglich in wenigen Ländern an, hat es aber dank seiner Dominanz in China bereits zum Marktführer gebracht.
Allerdings steht die Fahrdienstvermittlung “Hitch” von Didi Chuxing auch schon länger in der Kritik, was mit der mangelnden Sicherheit der Fahrgäste zu tun hat. Erst am letzten Freitag kam wieder eine Frau ums Leben, die als Kundin auf einer Didi-Fahrt unterwegs war. Nachdem bereits im Mai eine Frau auf diese Weise ums Leben kam, sind es mittlerweile also schon zwei tote Menschen in China allein in diesem Jahr.
Der chinesischen Zeitung Southern Weekly zufolge waren in den letzten vier Jahren 53 sexuelle Übergriffe durch Didi-Fahrer zu beklagen, 14 Vergewaltigungen stehen zubuche. Immer wieder hat man dem Unternehmen vorgeworfen, dass man zu wenig Wert auf die Sicherheit legt, im Mai nach dem ersten Mord wurde immerhin mit mehreren Maßnahmen nachgebessert. Dazu gehörte, dass früh morgens und spät abends Didi-Fahrer keine Gäste des eigenen Geschlechts befördern durften.
Didi stellt seinen Fahrdienst nach Mord ein
Dass das dennoch keine wirkliche Sicherheit bietet, musste Didi Freitag feststellen. Eine Passagierin stieg mittags in das Auto, etwa eine Stunde später informierte sie eine Freundin darüber, dass sie Hilfe benötigt, berichtet Reuters. Der Kontakt brach ab, die 20-jährige Frau wurde zunächst vergewaltigt und dann ermordet. Der Täter wurde am nächsten Tag festgenommen — es handelt sich um einen 27-jährigen Mann, der nicht vorbestraft war, über gültige Papiere verfügte und auch ein Datenabgleich per Gesichtserkennung habe keinerlei Auffälligkeiten ergeben.
Während man in dieser Hinsicht Didi also keine Vorwürfe machen kann, werfen andere Ereignisse dann doch wieder ein eher unschönes Licht auf das Unternehmen: Es gab am Vortag des Mordes nämlich eine Beschwerde einer anderen Frau. Sie sprach davon, dass der Fahrer sie noch eine Weile verfolgt hätte, nachdem sie das Auto verlassen hatte. Weder hat Didi darauf angemessen und schnell genug reagiert, noch habe man ausreichend gut mit der Polizei diesbezüglich kommuniziert. Möglich also, dass man diesen Mord hätte verhindern können.
Didi zeigt sich gleichermaßen entsetzt über die Tat und enttäuscht, dass ihnen diese Fehler unterlaufen. Mit dem heutigen Tag wird der Dienst Hitch zunächst einmal komplett eingestellt. Das gesamte Geschäftsmodell soll nun überdacht werden und erst, wenn eine Lösung gefunden wird, würde man den Betrieb wieder aufnehmen. Es gab auch personelle Konsequenzen, erste ranghohe Mitarbeiter wurden bereits gefeuert.
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Der Staat ruft nach Veränderungen
Der chinesischen Regierung reicht das allerdings noch längst nicht. Die National Development and Reform Commission (NDRC) hat heute eine Meldung veröffentlicht und notwendige Veränderungen angekündigt. Provinzen und autonome Regionen müssen demnach bis zum 31. August Ausschüsse und Verfahren zur Gewährleistung der Fahrgastsicherheit bilden und Informationen über Verstöße und Täter mit anderen Gemeinden austauschen.
So sollen Strategien erarbeitet werden, die die Sicherheit von Passagieren erhöhen sollen, unabhängig vom Transportmittel, sei es Bahn, Fahrdienst oder was auch sonst. Was Busse, Dienste wie Didi Hitch oder Taxi angeht, sollen die Betreiber stärker in die Verantwortung genommen werden. Wird künftig nicht schnell genug auf Beschwerden reagiert, laufen diese Betreiber Gefahr, dass sie auf eine schwarze Liste kommen und die Namen öffentlich gemacht werden.
Es bleibt abzuwarten, ob China dieses Problem durch die jetzt angestoßenen Maßnahmen in den Griff bekommt und auch, wie Didi sich in Sachen Sicherheit aufstellen wird. Bis auf weiteres jedenfalls werden die Chinesen auf den Shuttle-Service des Unternehmens verzichten müssen.
Quelle: TechCrunch und heise.de