Wo steht unser Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) momentan eigentlich? Mit dem Rücken zur Wand? Auf verlorenem Posten? Auf dem Kriegsfuß mit den Wählern? Stimmt vermutlich alles ein bisschen, nicht nur wegen des Maut-Desasters. Auch hier auf dem Blog haben wir des öfteren verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und ihn deswegen auch wiederholt angezählt.
Aber mit einer Sache hat er definitiv recht: Es muss möglich sein, dass man auch Ideen, die auf den ersten Eindruck vielleicht ein wenig merkwürdig erscheinen, ruhig mal überdenken darf auf dem Weg zu neuen Lösungen. Ein Problem, welches ganz dringend Lösungen verlangt, ist der Gütertransport in den Städten, speziell die Paketzustellung. Jahr für Jahr steigern sich die Mengen an Waren, die wir alle nach Hause bestellen, signifikant. Die Speditionen bekommen das jetzt schon mehr schlecht als recht bewältigt und in Zeiten, in denen wir den Verkehr in den Innenstädten reduzieren wollen, faktisch aber mehr Waren zugestellt werden müssen, läuft es auf ein riesiges Dilemma hinaus.
Hier ist also guter Rat kostbar und ganz ehrlich: Die neueste Idee von unserem Bundes-Andy finde ich gar nicht mal so daneben. Er wirft nämlich in den Raum, dass es doch durchaus denkbar wäre, dass man den oberirdischen Verkehr dadurch entlastet, dass man Pakete auch mit U-Bahnen transportieren könnte.
Wir sollten bereit sein, neu zu denken und nicht immer das Aber zu sehen. Wir installieren Mikro-Hubs, von dort aus können die Lieferanten die Waren mit einem Elektro-Lastenfahrrad weitertransportieren. Andreas Scheuer, Bundesverkehrsminister
Denkbar wäre seiner Meinung nach, dass eine Bahn beispielsweise nachts von 2.00 Uhr an fahren könnte und Pakete zu Zwischenlagern an Haltestellen in den Stadtteilen bringt. Von diesen “Mikro-Hubs” aus könnten die Pakete und Päckchen dann eben per Elektro-Lastenfahrrad verteilt werden. Das hätte — sofern machbar — gleich mehrere Vorteile: Die Paketzustellung würde durch die Nutzung von U-Bahn und Lastenfahrrad nachhaltiger und gleichzeitig würde der oberirdische Verkehr abnehmen.
Das ist jetzt natürlich erst mal wirklich nur eine Idee, ein Ansatz, aber eben meiner Meinung nach wirklich einer, über den es sich länger nachzudenken lohnt. Es gibt natürlich viele Dinge, die man berücksichtigen muss, beispielsweise, dass U-Bahnen in der Regel nachts repariert bzw. gewartet werden und demnach diese Standzeiten also auch zumindest zum Teil benötigen. Auch wird sich sicher keine bundesweit einheitliche Lösung für alle Städte mit U-Bahnen finden.
Aber sei es drum: Man könnte ja zumindest anregen, dass die jeweiligen Kommunen zumindest mal die Möglichkeiten für die Machbarkeit dieser Idee abklopfen und Ansätze für die jeweils eigene Stadt erarbeiten. Meiner Meinung nach hat das nämlich viel damit zu tun, wie die jeweiligen Städte aussehen, welche Infrastruktur vorhanden ist, welche alternativen Ansätze noch in Betracht gezogen werden könnten usw.
An diesen Mikro-Hubs führt meiner Meinung nach langfristig sowieso nichts vorbei, ganz unabhängig davon, ob man die Waren mit einem LKW oder der Bahn in die Stadtteile befördert. Persönlich bin ich sicher, dass es zwischen dem Personenverkehr in den U-Bahnen (oder meinetwegen auch Straßenbahnen) und der nächtlichen Wartung sicher noch ausreichend Standzeiten gibt, in denen man die Bahn auf wenigstens eine Güter-Tour schicken könnte. Ich hoffe jedenfalls darauf, dass hier jetzt nicht einfach schnell abgewunken ist, weil man das für eine weitere Schnapsidee des Ministers hält, sondern tatsächlich mal die Machbarkeit überprüft und das möglichst individuell.
via WinFuture.de