Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hat sich von Teslas Behauptung distanziert, der “Autopilot” reduziere die Unfallrate um bis zu 40 Prozent. Das Unternehmen hatte im Laufe des zurückliegenden Jahres mehrfach verbreitet, die US-Behörde habe dies in einem Untersuchungsbericht bestätigt. In den ersten Reaktionen auf einen momentan untersuchten tödlichen Unfall mit einem Model X hatte Tesla erneut bekräftigt, dass Fahrzeuge mit aktiviertem “Autopilot” wesentlich seltener in Unfälle verwickelt seien als es im US-amerikanischen Durchschnitt üblich sei.
Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2017 erstellte die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) den Abschlussbericht zu einem tödlichen Unfall im Mai 2016. Joshua Brown, der Fahrer eines Tesla Model S, war mit aktiviertem Autopilot unter den Auflieger eines LKW gerast, der beim Linksabbiegen die Fahrbahn kreuzte. Die Behörde hatte in diesem Bericht Daten zitiert, die Tesla der NHTSA zur Verfügung gestellt hatte.
Laut dieser Daten sei die Unfallrate mit Tesla-Fahrzeugen um 40% gesunken, nachdem das Unternehmen die “Autosteer” genannte Lenkautomatik zur Verfügung gestellt habe. Die Funktion ist Bestandteil des “Autopiloten” und soll das Auto “automatisch” in der Spur halten, die wiederum von den Fahrzeugsensoren erkannt wird.
“Over a year ago, our first iteration of Autopilot was found by the U.S. government to reduce crash rates by as much as 40%. Internal data confirms that recent updates to Autopilot have improved system reliability.” Tesla, im März 2018
Die Behörde weist nun darauf hin, dass der Hinweis auf die von Tesla bereitgestellten Daten keinerlei Bewertung auf die Auswirkungen bzw. Wirksamkeit des Autopiloten beinhalte. Man habe seitens der Behörde noch nicht einmal überprüft, ob Fahrzeuge, bei denen die “Autosteer”-Funktion theoretisch aktiviert werden könnte, diese in einer Unfallsituation auch tatsächlich aktiviert hätten.
Einspruch"Was ich damit sagen will: Menschen sind schlechte Autofahrer!" schreibt die Autorin auf mobiltymag.de und…
Gepostet von Robert Basic am Donnerstag, 5. April 2018
Die von Tesla bereitgestellten Daten folgten der Logik, dass man aus der gesunkenen Auslösequote der Fahrzeugairbags auf die Wirksamkeit des Autopiloten schliessen könne. Branchenkenner hatten bereits früh darauf hingewiesen, dass dies statistisch keinerlei Aussagekraft besitze, da ein erheblicher Teil aller Unfälle passiere, ohne dass ein Airbag ausgelöst werde. Bezeichnend: Auch bei dem tödlichen Unfall, den die NHTSA untersuchte hatte, lösten die Airbags des vom “Autopiloten” gesteuerten Fahrzeugs nicht aus – demnach ginge auch dieser Unfall “positiv” in die Statistik ein.
Elon Musk hatte in der vergangenen Woche in einer Telefonkonferenz seine Kritik an “unglaublich verantwortungslosen” Journalisten bekräftigt, die (z.B. mit der Berichterstattung über tödliche Unfälle) Zweifel an der Sicherheit von “autonomen” Fahrzeugen wecken.
“It’s really incredibly irresponsible of any journalists with integrity to write an article that would lead people to believe that autonomy is less safe. Because people might actually turn it off, and then die.” Elon Musk, im April 2018
Bereits im Oktober 2016 hatte Elon Musk Journalisten in dieser Weise kritisiert. Damals sagte er:
“Writing an article that’s negative, you’re effectively dissuading people from using autonomous vehicles, you’re killing people.” Elon Musk im Oktober 2016
Die NHTSA weist darauf hin, dass man den nur oberflächlichen Vergleich nur deshalb durchgeführt habe, um ein erstes Indiz für eine eventuell höhere Unfallrate mit dem “Autopiloten” zu finden. In diesem Fall hätte man sich weiter mit der Thematik beschäftigt.

Führende Wissenschaftler hatten die Relevanz von Teslas Aussagen und die daraus resultierenden Rückschlüsse bereits seit längerem angezweifelt und darauf hingewiesen, dass es bis heute keinen statistisch relevanten Nachweis über die Sicherheit des “Autopiloten” gebe. Vielmehr bemängeln viele Experten, dass die übertriebene Darstellung der Fähigkeiten des Systems Fahrer dazu verleiten könne, dem “Autopiloten” zu viel Vertrauen entgegenzubringen.
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Das sonst so kommunikationsfreudige Unternehmen hat sich zur Klarstellung der US-Behörden bisher nicht geäußert. Analysten der Firma Quality Control Systems Corp. hatten bereits im Vorfeld bei der NHTSA eine Auskunft nach dem Freedom of Information Act beantragt, die von der Behörde abgelehnt wurde. Tesla habe darauf hingewiesen, dass mit der Veröffentlichung der Daten eventuell “Wettbewerber” bevorzugt würden.
via reuters.com