Nicht nur dank der Geschehnisse in Lügde (NRW) ist das Thema Kinderpornografie medial immer noch im Fokus. Das wird sich auch nicht ändern, solange man diese scheußlichen Verbrechen an Kindern nicht eindämmen kann. Es wirkt wie ein Kampf gegen Windmühlen, den die Polizei nicht gewinnen kann.
Das liegt schon allein daran, dass schlicht das Personal fehlt und man die Vielzahl der Fälle gar nicht bewältigt bekommen kann. Hilfe naht da in Form von künstlicher Intelligenz, die den Beamten zur Seite stehen kann. Wir berichteten bereits letztes Jahr darüber, dass die Polizei in NRW sich KI-Unterstützung holt und dabei auf eine Technologie von Microsoft setzt.
Ansätze gibt es natürlich verschiedene und gerade in diesen Zeiten mit den stets wachsenden technischen Möglichkeiten wäre es komplett irrsinnig, da nicht auf künstliche Intelligenz zu setzen. Dabei sehe ich nach wie vor zwei Gründe, die den Einsatz von KI rechtfertigen. Erstmals die bereits angesprochene schiere Masse an Kinderpornos, die im Netz kursieren. Zum anderen ist da aber auch noch der Umstand, dass vor den Bildschirmen immer noch Menschen sitzen, die das Gesehene auch irgendwie verarbeiten müssen. Alles, was diesen Polizisten die Arbeit leichter macht, sollte daher auch unbedingt in Anspruch genommen werden.
In Niedersachsen sieht man das auch so und will ebenfalls mit KI gegen diese widerlichen Verbrechen vorgehen. Dazu verlässt man sich aber nicht auf eine fremde Technologie, sondern hat das niedersächsische LKA ein eigenes neuronales Netzwerk entwickeln lassen. Bereits ab Februar soll das dann in allen Polizeiinspektionen getestet werden und das über einen Zeitraum von einem Jahr. In diesem Jahr will man das System natürlich erproben, aber auch die KI weiter trainieren und verbessern.
Wie Boris Pistorius (SPD) und LKA-Chef Friedo de Vries heute mitteilten, ist das neuronale Netzwerk in der Lage, aus einem „unstrukturierten Dateienmoloch“ auf beschlagnahmten Speichermedien die beweisrelevanten pornografischen Dateien herauszufiltern. Das bedeutet, dass die ermittelnden Beamten dann nur noch gezielt diese Dateien unter die Lupe nehmen müssen.
Das scheint bereits sehr gut zu funktionieren, denn bereits vor dem Anlaufen dieses groß angelegten Pilotprojekts kann die künstliche Intelligenz bereits harmlose Dateien mit einer Genauigkeit von 96 Prozent aussortieren.
Meines Erachtens ist das auch haargenau der richtige Ansatz, um dieser Plage irgendwann Herr werden zu können. Die eh schon unterbesetzte Polizei in Deutschland kann nicht mehr und mehr Mitarbeiter für diesen Zweig der Kriminalität abstellen, zumal die Datenmengen exponentiell ansteigen. Hier hilft es nur, die Möglichkeiten der Technologien auszunutzen, zumal natürlich auch die Gegenseite nicht untätig ist und technisch aufrüstet.
Ich werde nie verstehen, was in solchen Menschen vorgeht, die sich an Kindern vergehen (oftmals sogar die eigenen) und/oder sich daran aufgeilen, anderen dabei zuzusehen. Von daher bin ich dafür, dass wir wirklich jedes Mittel ausschöpfen müssen, welches diese Verbrechen eindämmen könnte. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz sollte da zweifellos sehr weit oben auf der Liste dieser Mittel stehen.
via stern.de