Technology and Witchcraft!!! habe ich gedacht, als ich zum ersten Mal in einem Auto gesessen habe, was eine Verkehrszeichen-Erkennung an Bord hatte. Eine Kamera an der Frontscheibe hinter dem Rückspiegel montiert, scannte damals wie heute die Umgebung nach Verkehrsschildern und zeigte dann erkannte Tempolimits im Navigationssystem oder Bordcomputer an. Heuer bin ich dann eher baff erstaunt, wenn ein Fahrzeug dieses Feature nicht mitbringt, was aber eben mit dem jeweiligen Preissegment zu tun hat, in dem sich der jeweilige Wagen befindet. Allerdings werden heutzutage nicht nur die Fahrzeuge der Premium-Hersteller mit dieser Technik ausgestattet, sondern auch die Hersteller aus dem B-Segment wie Nissan, Ford oder Skoda bieten unlängst diese Art von Systemen an. In Kleinwagen sieht man diese Stereo-Kameras allerdings noch eher sehr selten.
Bosch hat nun bekannt gegeben, dass sie dies ändern wollen. Gemeinsam mit Land Rover haben sie eine preiswerte, aber leistungsstarke Kamera entwickelt, die fortan auch in Kleinwagen eingebaut werden kann. Dabei stellt die Bosch-Lösung die derzeit kleinste Stereo-Videokamera für automobile Anwendungen am Markt dar und erfüllt zudem den ASIL-B-Sicherheitsstandard gemäß ISO26262.
Aus der Pressemitteilung von Bosch sind auch ein paar technische Fakten zu entnehmen:
Die Stereo-Videokamera von Bosch setzt technisch Maßstäbe. Über lichtstarke Linsen und Bildsensoren erfasst sie einen horizontalen Sichtbereich von 50 Grad und bietet eine 3D-Messreichweite von über 50 Metern. Dank der räumlichen Erfassung lässt sich allein anhand der Videosignale zum Beispiel der Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen berechnen. „Die Stereo-Videokamera von Bosch ist mit ihrer 3D-Bilderfassung auch ein wichtiger Baustein für das automatisierte Fahren “, sagt Hoheisel. Die beiden hochsensiblen Bildsensoren mit Farberkennung und CMOS-Technik (Complementary Metal Oxide Semiconductor) haben eine Auflösung von 1.280 mal 960 Bildpunkten. Außerdem können sie starke Kontraste verarbeiten. Der eingesetzte Hochleistungsrechner erlaubt es, weitere Messprogramme und Funktionen zu integrieren und flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren.
Nun eignen sich die neuen Generationen der Kameras nicht nur dazu, Verkehrszeichen zu erkennen. Sie liefern auch die Daten für die Spurhalte-Assistenten. Dabei scannen sie die Strasse nach Begrenzungslinien und errechnen ob das Auto dabei ist, eine dieser Linien zu überfahren. Erst jüngst hatte ich von dem Garmin-Ansteck-Navigationssystem NüviCam berichtet. Dieses ist auch mit einer Kamera ausgestattet und diese wertet die erfassten Daten aus, um den Fahrer vor Kollisionen zu warnen. In den aktuellen Fahrzeugen basiert ein Kollisionswarner bislang aus den Daten von Stereo-Kamera und einem verbauten Radar – oder eben alleine basierend auf den Radardaten.
Bosch hat es mit der neuen Stereo-Videokamera nun geschafft, ein Notbremssystem – also einen Kollisonswarner – erstmals allein auf Basis von Kamera-Daten zu realisieren. Somit lassen sich durch die Einzel-Sensorlösung von Bosch verschiedene Assistenzfunktionen für alle Fahrzeugklassen erschwinglich realisieren. Bis zu 72 Prozent aller Auffahrunfälle mit Personenschaden, so Bosch, könnten allein in Deutschland vermieden werden, wenn alle Fahrzeuge einen Notbremsassistenten an Bord hätten.
Nun werden sich alte Fahrzeuge nicht mit dem System nachrüsten lassen. Wer sich als Fahrer eines älteren Fahrzeugs schützen will, kann allenfalls auf eine Lösung wie von Garmin angeboten setzen. Diese warnt im besten Fall aber lediglich und lässt eben keinen autonomen Eingriff durch das Fahrzeug selbst zu. Wir dürfen indes gespannt sein, wie schnell die Hersteller reagieren und auch in ihren Kleinstfahrzeugen nun entsprechende Lösungen vorsehen.